Die Kirche der Zukunft im Dekanat Weißenburg

23.7.2018, 08:39 Uhr
Die Kirche der Zukunft im Dekanat Weißenburg

© Leykamm

Denn bei dieser Abstimmung zählte die Mehrheit aller 81 Stimmberechtigten und nicht die der 45 Anwesenden unter ihnen. So brauchte es also 41 Ja-Stimmen – und genau die gab es denn auch.

Schon bisher waren es 14 Dekanatsbezirke, die sich im „Verwaltungsverbund 5“ mit dem Arbeitstitel „Westmittelfranken/Nordschwaben“ zusammen gefunden haben. Auf sie verteilten sich insgesamt fünf Verwaltungsstellen. Eine davon in Pappenheim, die auch die Belange des Dekanats Weißenburg mitregelte. Im Zweckverband, der mit dem kommenden Jahr an den Start gehen soll, sollen alle Bezirke gleichberechtigt sein. So erklärten es im Gemeindehaus St. Andreas die beiden Hauptgeschäftsführer des Verbundes, Simon Schäffler und Bernd Ziegler. Für sie gilt es bei allen 14 Dekanaten Überzeugungsarbeit zu leisten. Weißenburg bildete hierbei den Auftakt.

Hauptamtliche würden entlastet und es ergäbe sich ein Einsparpotenzial von knapp einer halben Million Euro, lauten zwei Hauptargumente. Einen Plan B bei Nichtzustimmung gäbe es nicht, räumten die beiden Herren auf Nachfrage vom Ettenstatter Pfarrer Joachim Piephans ein. Für ihn ein Zeichen dafür, dass die Installation eines Zweckverbandes Ausdruck eines „Zentralismus von oben“ sei. Das Gegenteil sei der Fall, konterten Schäffler und Ziegler. Das Landeskirchenamt habe hier dem Drängen der Basis nachgegeben.

Ansprechpartner für die Weißenburger bleibe nach wie vor die Verwaltungsstelle in Pappenheim, traten sie Befürchtungen entgegen, dass nun das große Chaos auf der Suche nach dem Sachbearbeiter losgehen könnte. Bei Bauangelegenheiten aber sei jetzt schon die Stelle in Nördlingen zuständig, hielt Thalmässingens Pfarrer Rudolf Hackner entgegen. Dort werde man wohl personell aufstocken müssen, wenn die arbeitsteilige Kooperation im Sinne des Verbands weiter intensiviert werde. Man befände sich ja gerade erst in der Aufbauarbeit, antwortete Ziegler.

Dekanin Ingrid Gottwald-Weber sah bei den Nachfragen schon etwas die Felle davonschwimmen und machte deutlich: „Wenn der Dekanatsbezirk diesen Weg der Entlastung nicht mitgeht, kann er im Gegenzug nicht verlangen, dass ich die Verwaltungsarbeit erledige.“ Diese werde nämlich immer komplexer und umfangreicher. Zum Eigentlichen, nämlich der Seelsorge, kämen die Geistlichen hingegen immer weniger.

Nicht mehr alles überall

Dies stand auch im Fokus bei der Auseinandersetzung mit der „PUK-Denke“, die unter anderem den gabenorientierten Einsatz der Mitarbeiter im Blick hat und somit mit der Veränderung im Verwaltungsapparat bestens korreliert. Arbeitsteilung ist ebenso ein wichtiges Stichwort beim Reformprozess.

Ungewolltes Zeugnis davon, wie sinnvoll dieser Ansatz ist, gab ein Stellenteiler: Regionalbischof Stefan Ark Nitsche, der sich das Amt mit seiner Ehefrau Elisabeth Hann von Weyhern teilt. Eigentlich ist es sie, die für PUK in den Gemeinden die Werbetrommel rührt, was sie in Weißenburg aufgrund einer Verletzung nicht tun konnte. Ihr Mann sprang da aber gerne für sie ein. Mit der neuen „Denke“ (das Paar vermeidet in Sachen PUK den Begriff „Prozess“) will man gleich drei Fliegen mit einer Klappe schlagen: die Bedürfnisse der Menschen sollen stärker in den Fokus rücken, zugleich aber auch der Auftrag der Kirche wie deren Ressourcen und Strukturen. Es soll nicht mehr Alles in allen Gemeinden angeboten werden. Vielmehr gilt es sich die Aufgaben zu teilen sowie Mitarbeiter mit bestimmten Gaben verstärkt in den entsprechenden Gebieten arbeiten zu lassen.

Bei den Aussprachen zu den Workshops tauchte immer wieder der Begriff Seelsorge auf. In einigen Jahren könnte es einen Seelsorger pro Region im Dekanat geben, prognostizierte Bergens Pfarrer Ulrich Hardt. Die Alfershausener Pfarrerin Beate Krauß indes pochte im Namen ihres Arbeitskreises auf einen Seelsorger vor Ort. Die Änderungen gut zu kommunizieren mahnte der Weißenburger Pfarrer Alexander Reichelt an, sein Weimersheimer Kollege Hans Rohmer warnte vor zusätzlicher Belastung der Ehrenamtlichen. Fürs Dekanat sprach sich Diakonie-Geschäftsführer Martin Ruffertshöfer dafür aus, nicht mehr so sehr in Kirchenräumen zu denken und forderte Freiheit für die Umsetzung des Erarbeiteten. Diese soll nun bei regionalen Kirchenvorstehertagen erfolgen, wie Gottwald-Weber ankündigte.

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