Die Pegel sinken: Trockenheit setzt Flüssen und Bächen zu

2.9.2015, 06:00 Uhr
Die Pegel sinken: Trockenheit setzt Flüssen und Bächen zu

© Maurer

Die kurze Erholung, die die Regenfälle vor zwei Wochen gebracht haben, ist damit wieder verpufft, und auch die aktuellen Niederschläge werden wohl nicht ausreichen, um die Defizite auszugleichen.

In den vergangenen Wochen fielen in Westmittelfranken in den meisten Gebieten nur 20 bis 40 Millimeter Regen, erklärte Jan Ulrich Job vom Wasserwirtschaftsamt in Ansbach auf Anfrage unserer Zeitung. 15 Kubikmeter pro Sekunde hat das Wasserwirtschaftsamt deshalb zuletzt aus dem Rothsee Richtung Nürnberg fließen lassen. „Um sich das besser vorstellen zu können: Das ist alle zwei Sekunden ein Tanklastzug voll Wasser“, erklärt Thomas Liepold, der beim Wasserwirtschaftsamt für die Überleitung zuständig ist.

Doch jetzt kommt aus der Donau nichts mehr, weil auch dort die Wasserstände kritische Untergrenzen erreicht haben, die beispielsweise für die Schifffahrt zwingend erforderlich sind. Um das aufzufangen, haben Liepold und seine Mitarbeiter gestern die Schleuse am Brombachsee wieder ein Stück weit mehr geöffnet. Etwa fünf Kubikmeter – auch das sind immerhin noch 5000 Liter – fließen jede Sekunde in Richtung Rothsee. Bislang war es ein Zehntel davon.
Mit der verstärkten Überleitung sinkt der Wasserpegel im größten der fränkischen Badeseen jeden Tag um etwa fünf Zentimeter oder um 35 Zentimeter in einer Woche.

Angesichts dessen, dass von dem zur Verfügung stehenden Puffer von rund sieben Metern gut die Hälfte schon verbraucht ist, ist klar, dass auch dieser Speicher nicht unbegrenzt Nachschub liefern wird und Regen dringend gebraucht wird.

Abgesehen davon bewirkt das Abpumpen aus dem Brombachsee auch Einschränkungen für die Badegäste. Zuletzt hatte es ohnehin schon Klagen über etwas unappetitliche Algen auf der Wasseroberfläche gegeben, vor
allem am Kleinen Brombachsee. „Da schwamm schon einiges und es roch auch unangenehm“, beschrieb ein Gast seinen Strandbesuch am Wo­chenende. Aber insgesamt ist die Wasserqualität noch gut, vor allem der Große Brombachsee profitiert hier natürlich von seiner Tiefe.

Aber die Nutzung der Seen als Badeparadies ist halt auch nur ein As­pekt des Projekts Fränkisches Seenland. Der andere ist ein Überleitungssystem, um den wasserwarmen Norden Bayerns ganzjährig ausreichend zu versorgen. „Da konnten wir heuer mal richtig zeigen, was wir können“, sagt Liepold verschmitzt grinsend. Denn die Situation in diesem Sommer ist wirklich eine besondere Heraus­forderung für die Ingenieure.

In der Regnitz bei Erlangen floss zeitweise fast 90 Prozent Wasser, das vorher im Rothsee zwischengespeichert war, erklärt der Fachmann. Man kann sich gar nicht wirklich vorstellen, wie dramatisch die Situation dort gewesen wäre ohne die ausgleichende Wirkung des Fränkischen Seenlandes. Auch das Wasser im Main bei Bamberg war in den vergangenen Wochen etwa zur Hälfte der Donau entnommen.

Ergiebiger Regen gewünscht

Und der Wasserbedarf im Norden bleibt weiterhin hoch. Ob die für heute und die nächsten Tage vorhergesagten Regenfälle ausreichen, um wieder ge­nug Wasser in die Flüsse zu bringen, ist mehr als fraglich. „Was wir bräuchten, wären ein paar Tage anhaltenden Landregen“, machte Jan Ulrich Job deutlich. „Aber das ist derzeit nicht absehbar. Und lokale Regengüsse reichen nicht.“ Die Behörde mahnt deshalb dringend zu einem „sorgsamen Umgang mit Wasser“. Laufende Rasensprenger oder auch die ausgiebige Autowäsche sehen die Wasserwirtschafter aktuell gar nicht gerne.

Trotz der angespannten Lage „halten sich unsere Gewässer noch ganz gut“, sagt Job. Die Altmühl liegt an den Messstellen bei Aha, Treuchtlingen und Eichstätt mit 120, 76 und 114 Zentimetern spürbar unter dem Durchschnittswerten von 149, 91 und 132 Zentimetern. Ähnlich sieht es in der Schwäbischen Rezat bei Weißenburg mit 103 bzw. 111 Zentimetern aus. Doch das könnte angesichts der langen und intensiven Trockenheit der vergangenen Wochen auch noch schlimmer sein.

Aber: Kleinere Fischsterben hat es schon immer gegeben, weiß Fachmann Job. Im Felchbach hat zusätzlich noch der Biber nachgeholfen und dafür
gesorgt, dass zeitweise nur noch ein besserer Straßengraben übrig blieb. Das Beseitigen einiger Dämme hat die Situation zumindest kurzfristig entspannt. Für die meisten Fische im Felchbach kam das aber zu spät.
 

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