Die Pfleger der Wülzburg ausgezeichnet

15.6.2017, 16:00 Uhr
Die Pfleger der Wülzburg ausgezeichnet

© Robert Renner

Dass Winkler und seine Mitstreiter diese hohe Auszeichnung erhalten, ist nicht selbstverständlich. Hartnäckiges Nachbohren vor allem von Landrat Gerhard Wägemann, aber auch von Oberbürgermeister Jürgen Schröppel führten schließlich zum Erfolg.

Noch zu Zeiten von Generalkonservator Egon Johannes Greipl hatte Wägemann die ehrenamtlichen Denkmalpfleger für die begehrte Medaille vorgeschlagen. Das Landesamt für Denkmalpflege befürwortete zwar damals schon die Auszeichnung, doch die Gruppe, die der Sektion Weißenburg des Deutschen Alpenvereins angehört, wurde trotzdem nicht berücksichtigt.

Ende August 2014 und erneut im Februar 2016 schrieb Wägemann nochmals an das Landesamt und seinen derzeitigen Leiter, Generalkonservator Matthias Pfeil, doch wieder wurde nichts aus der Ehrung. Aber nun wird sie Wirklichkeit und Winkler kann sich die Denkmalschutzmedaille in München abholen. Bei der Übergabe wird OB Schröppel dabei sein, Wägemann ist terminlich verhindert.

Der OB und der Landrat würdigten die Leistungen Winklers und der Denkmalgruppe jetzt auch bei der Übergabe des Ehrenamtspreises „Gut. Im Ehrenamt“ der Sparkasse Mittelfranken-Süd, der mit 2 500 Euro dotiert ist und den Rita Smischek im Foyer des Kanonensaals der Hohenzollernfestung überreichte. Die stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Sparkasse war voll des Lobes für die Denkmalpfleger: „Das Gesamtgelände wäre in einem anderen Zustand, wenn es die Wülzburg-Gruppe nicht geben würde“, unterstrich sie.

Vorgeschlagen für den Ehrenamtspreis hatte die Gruppe der Weißenburger Wulf Zepter, der einige der Aktiven persönlich kennt und deren En­gagement für die Wülzburg schätzt. Sie hätten „wirklich Großartiges geleistet“ seit ihrem ersten Arbeitseinsatz auf der Festung Mitte Juli 1995. Damals hatten sie auf Bitten von OB Reinhard Schwirzer mit Abholzarbeiten auf den Bastionen und Wällen begonnen. Bis zum Jahr 2000 hätten sie 500 Bäume und 2 000 Büsche und kleinere Gehölze entfernt. Diese seien ursächlich für große Schäden am Wülzburgmauerwerk gewesen, berichtete Zepter.

„Riesiges Arbeitspensum“

Die Gruppe habe aber auch danach in ihren Bemühungen nicht nachgelassen und bewältige „ein riesiges Arbeitspensum“ bei der alljährlichen Pflege des Baudenkmals von nationaler Bedeutung. Darüber hinaus habe sie in unzähligen Einsätzen den Tiefen Brunnen von 118 Tonnen Schutt befreit. Aktuell laufen Räumungen an den Zisternenanlagen der Festung.

Ohne die Aktionen am Brunnen und den Zisternen kommt Zepter auf „konservativ geschätzt“ 27 000 ehrenamtlich geleistete Arbeitsstunden der Gruppe. Mit dem Mindestlohn multipliziert ergebe sich „locker und leicht eine Viertelmillion Euro“, die die Denkmalpfleger durch ihren unentgeltlichen Einsatz der Stadt erspart hätten. Zepter: „Wären Externe zum Einsatz gekommen, müsste man den Betrag sicher verdreifachen.“ Das alles hätten Reinhard Winkler und seine Mannschaft „für die Wülzburg, die Bürger von Weißenburg und alle, die dieses besondere Denkmal besuchen“, geleis­tet.

Auch für Landrat Wägemann ist das Engagement der Gruppe „eine ganz tolle Geschichte“. Und OB Schröppel machte deutlich, dass die Wülzburg für die Stadt ohne die Denkmalgruppe des Alpenvereins „ein weiteres Groschengrab“ wäre. Er sei immer wieder erstaunt, welche neue Projekte Winkler zur Wülzburg einfielen. Die Truppe habe sich „wirklich bleibende Verdienste um die Festung erworben“.

Reinhard Winkler dankte für den Ehrenamtspreis und bezog ausdrück­lich seine Mitstreiter ein. „Ohne sie wäre ich nix“, hob er gleich zu Beginn hervor. Er selbst sei schon von Kindesbeinen an von der Wülzburg fasziniert, bekannte der begeisterte Bergsteiger. OB Schwirzer sei seinerzeit mit dem damaligen Alpenvereinsvorsitzenden Christian Dahl an ihn mit der Frage herangetreten, ob es für die Alpinisten möglich sein, Pflege und Entbuschungen an der Wülzburg zu erledigen. „Wir haben uns hineingearbeitet“, meinte Winkler rückbli­ckend.

Die Gruppe sei da, „damit der Nachwelt eine Festung übergeben werden kann, die des Erhaltens wert ist“, sagte er. Um dies zu unterstreichen, reichen er und seine Mitstreiter das Preisgeld von 2 500 Euro an die Stadt für die Sanierung des maroden Wappens über dem Burgportal weiter.
Als Erster aus der Gruppe gratulierte Otto Fleischmann Reinhard Winkler zum Ehrenamtspreis: „Du bist unser Motor. Weiterhin Hals- und Beinbruch“, rief der 86-Jährige, der der Senior der Wülzburgpfleger ist, ihm zu.

Limeskoordinator gratulierte

Zu den weiteren Gratulanten gehörten Jurymitglied Hans Käfferlein (Seniorenbeirat Weißenburg), der Weißenburger Sparkassenfilialdirektor Peter Schiebsdat und nicht zuletzt Dr. Markus Gschwind. Der Limeskoordinator des Landesamtes für Denkmalpflege hat seit Februar seinen Dienstsitz in der Weißenburger Bortenma­chergasse und war zufällig mit seiner Familie bei einem Ferienausflug auf der Wülzburg, als die Ehrung vonstattenging. Kurzerhand nahm er an der Auszeichnung teil, um seine Wertschätzung für die ehrenamtlichen Arbeiter zum Ausdruck zu bringen.

Reinhard Winkler und die Wülzburgpfleger wurden aus 16 Vorschlägen für die diesjährigen Ehrenamtspreise ausgewählt. Die Gruppe hat zehn Mitglieder und könnte gut ein paar weitere Mitstreiter brauchen.

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