Die Sanierung ist ins Stocken geraten

6.10.2018, 06:00 Uhr
Die Sanierung ist ins Stocken geraten

© Robert Renner

Es sieht nicht gut aus für die „Lubberer“, wie das historische Gasthaus im Weißenburger Volksmund heißt. Ohne Dach steht sie entkernt, voller Schrunden und Narben im aufziehenden altmühlfränkischen Winter. Regen und Wind fegen durch die kahlen Flure. Besser wird die Bausubstanz dadurch nicht. Das weiß auch Kazim Tolu, der mit der Situation alles andere als zufrieden ist. Kurz vor Weih­nachten 2017 hat man die Arbeiten an der Baustelle eingestellt. Wegen zahlreicher unvorhergesehener Kostensteigerungen bei der Sanierung war das Geld ausgegangen. Eine Nachfinanzierung war nötig geworden. Im März dieses Jahres hatte Tolu verkündet, dass die Gespräche mit seiner Hausbank laufen, ein gutes halbes Jahr später erklärt er sie nun für gescheitert. Damit scheint eine schnelle Sanierung des historischen Gebäudes ausgeschlossen.

Steht ein Rechtsstreit an?

Man habe die Forderungen der Bank erfüllt, umgeplant und mehrere Gutachten vorgelegt, die die Wirtschaftlichkeit des Projekts nachweisen, erklärte Tolu gegenüber unserer Zeitung. Es sei am Ende um eine mittlere sechsstellige Summe gegangen, so To­lu. Die Bank, die ihren Sitz nicht im Landkreis hat, habe Anfang des Jahres mündlich eine Weiterfinanzierung in Aussicht gestellt. „Inzwischen gibt es einen Forderungskatalog, von dem ich vier Punkte unmöglich erfüllen kann und einen nicht erfüllen will.“ Unter anderem hatte die Bank eine ortsfremde Brauerei als Investor in das Projekt miteinbringen wollen. Eine Idee, die sich allerdings schnell erledigte. Unter anderem, weil mit dem Vorbesitzer des Gebäudes, der Brauerei Sigwart, ein Vertrag über die Bierlieferung besteht.

Man prüfe derzeit die rechtlichen Möglichkeiten, gegen die Bank vorzugehen, stellte Tolu im Gespräch mit unserer Zeitung fest und werde zeitnah eine Entscheidung über das weitere Vorgehen treffen. Man sei der Auffassung, dass es seitens der Bank eine Verpflichtung gebe, das Projekt weiter zu unterstützen. Einen Rechtsstreit führt man auch mit einer Versicherung. Und zwar wegen des Ausgleichs der Brandschäden aus dem Jahr 2016. Diesen Anspruch habe man mit dem Kauf übernommen, die Versicherung habe den Schaden aber bis heute noch nicht beglichen.

Das historische Gebäude selbst ist ganz offensichtlich nicht die einzige Baustelle in dieser Sache. Und das lässt wenig Gutes ahnen. Es riecht nach einem komplizierten und kleinteiligen – möglicherweise jahrelang andauernden – Rechtsstreit. Bis der geklärt wird, dürfte in der Holzgasse 119 erst mal nichts mehr passieren. „Wegen einem Winter wird das jetzt nicht gleich kaputt, aber wenn es vier oder fünf werden, dann kann es schon sein, dass wir das, was wir bis jetzt gebaut haben, wieder abreißen müssen“, erklärt Tolu.

Mit Sicherheit kann man wohl feststellen, dass das Bergwaldtheater zu seinem 125-jährigen Jubiläum im kommenden Jahr mit einer Bauruine als Nachbar in die Saison gehen wird. Und damit erledigt sich zunächst auch die charmante Idee der Stadt, den ungenügenden Zustand der Umkleiden im Bergwaldtheater über eine teilweise Anmietung von Räumen in einer sanierten Ludwigshöhe zu lösen.

Drei-Sterne-Hotel geplant

Die Tolus hatten das Gebäude 2016 von der Brauerei Sigwart übernommen. Nach jahrelangem Leerstand und einem Brand im rückwärtigen Teil hatte man in Weißenburg die Hoffnung fast aufgegeben, dass die Traditionsgaststätte noch mal wiederbelebt werden könnte. Die Pläne waren ehrgeizig. Die Gaststätte sollte zurückkehren und der große Saal im Nebenbau wieder für Veranstaltungen zur Verfügung stehen, zudem zehn Fremdenzimmer entstehen. Nach dem Gutachten des Hotel- und Gaststättenverbandes (HoGa) hatte man die Planungen erweitert und wollte ein Drei-Sterne-Superior-Haus mit mindestens 18 Zimmern zusätzlich zum Gaststättenbetrieb etablieren.

Die Pläne dafür sehen schick aus und sind bereits durch den Stadtrat. Nach derzeitiger Lage werden sie erst einmal für längere Zeit in der Schublade landen. Ein Umstand, den nicht nur die Stadt, sondern auch viele Weißenburger bedauern werden.

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