"Die Schöpfung" füllte die Andreaskirche

23.6.2015, 09:58 Uhr

© Steiner

Und so war unter anderem der Solist Manfred Bittner (Bass) froh darüber, dass er sich seine beeindruckende Stimme nicht im feuchtkalten Bergwald ruinieren musste. Sein tiefes und durchdringendes Timbre kam in der bis auf den letzten Platz besetzen Kirche bestens zum Tragen. Der Berufsmusiker, der seine Karriere als Bub bei den Regensburger Domspatzen begann und aus Stopfenheim stammt, hat „Die Schöpfung“ in den vergangenen Wochen bereits in Karlsruhe und in Freiburg gesunden. Für den Konzertsänger gehört das Werk zum Standard.

Dennoch war die Aufführung in Weißenburg auch für ihn etwas Besonderes. „Es ist immer schön, wenn man mal in der alten Heimat singen darf“, sagte Bittner unserer Zeitung nach dem Konzert. Dass seine Eltern und Geschwister im Auditorium saßen, hat den Bass-Bariton natürlich besonders gefreut. Ähnlich dürfte es vermutlich Anke Endres gegangen sein, die bekanntlich aus Weißenburg stammt. Die freischaffende Sängerin, die über 30 Opernpartien in ihrem Repertoire hat und inzwischen in Würzburg wohnt, wo sie auch studiert hat, kennt Bittner seit ihrer Schulzeit. Beste Vo­raussetzungen also, um ihre Rolle als Eva glaubwürdig auszufüllen. Stellenweise kokettierten die Sopranistin und der Bass augenzwinkernd miteinander, sodass man wirklich glauben konnte, es handle sich um ein Liebes­paar.

Diese Identifizierung mit den Rollen  trug ihren Teil dazu bei, dass Haydns Schöpfungsgeschichte nicht nur gesungen, sondern bildhaft erzählt wur­de. Die Freude im Gesicht der Solisten Endres, Bittner und Christian Dietz (Tenor), der raumfüllende Klang des Orchesters und die plastische Kom­position Haydns, die bis hin zum am Boden kriechenden Gewürm (im Rezitativ Nr. 21) das Schöpfungsgeschehen klanglich umsetzt, faszinieren auch 217 Jahre nach der Uraufführung des Werkes noch immer.

Die Wechsel des stimmgewaltigen Chors, der sich aus Sängern der evangelischen Kantoreien Weißenburg und Gunzenhausen, dem katholischen Kirchenchor St. Willibald und dem Vo­kalensemble „Voicepack“ zusammensetzte, mit dem wohlgestimmten Ensemble der Nürnberger Symphoniker, die klangmalerische Nachzeichnung von Flora und Fauna, die dynamischen Wechsel oder das zarte Abendlicht, das genau beim Liebesduett von Adam (Bittner) und Eva (Endres) die Gesichter der Solisten beleuchtete – all das trug zum Gelingen des Gesamtkunstwerkes bei.

Und so fällt es am Ende auch schwer, aus dem zweistündigen Ora­torium, für das die Laienchöre seit Januar wöchentlich geprobt haben, einen Höhepunkt oder einzelne Künstler herauszupicken. „Alle haben sehr gut musiziert“, fasste es Manfred Bittner zusammen, der die Aufführung in Weißenburg als „etwas Besonderes“ erlebt hat.

Von Kirchenmusikdirektor Michael Haag, der den rund 100-köpfigen Chor und das 45-köpfige Orchester souverän und mit sichtlicher Freude vom Pult aus leitete, gab es am Ende Lob für alle. Auch für ihn war es am Ende die richtige Entscheidung gewesen, die Aufführung in die Andreaskirche zu verlegen. Die bessere Akustik wog aus seiner Sicht das noch stimmungsvollere Ambiente der Naturbühne letzten Endes wieder auf: „Musikalisch und stimmlich ist es in der Kirche einfach vielfältiger.“ Vermutlich auch das mit ein Grund, warum es vom Publikum am Ende sogar stehende Ovationen gab.
 

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