Die VfL-Baskets spielten den Meistermacher

23.4.2018, 08:25 Uhr
Die VfL-Baskets spielten den Meistermacher

© Uwe Mühling

Gotha gewann das Duell der Thüringer Bundesliga-Reserven in Jena mit 66:56 und eroberte damit am letzten Spieltag noch den ersten Platz mit nunmehr 46 Punkten, bei nur drei Nie­derlagen der gesamten Saison. Hätte Oberhaching (44) gewonnen, wäre der Titel an die München-Vorstädter gegangen, denn sie hatten den direkten Vergleich mit Gotha auf ihrer Seite. Hinter dem Führungsduo belegt der VfL wie im Vorjahr Rang drei der Abschlusstabelle, hat diesmal aber mit 40 Punkten seine bisherige Bestmarke in acht Jahren in der 1. Regio gesetzt. „Das kann man gar nicht hoch genug bewerten“, unterstrich Treuchtlingens Erfolgscoach Stephan Harlander.

Wer beim „Finale furioso“ in der Turnhalle der Senefelder-Schule nicht dabei war, der hat echt etwas versäumt. Das Match war nämlich ein absolutes sportliches Highlight mit Spannung und Dramatik, mit Spielkunst, Kampfgeist und vielen Emotionen. Nicht weniger als 18-mal wechselte die Führung, zehnmal stand es unentschieden. 20 Minuten lag der TSV in Führung, knapp 17 Minuten der VfL – und das vor allem in der
entscheidenden Schlussphase. „Ein Wahnsinnsspiel“, befand auch Treuchtlingens Bürgermeister (und Basketball-Fan) Werner Baum.

Wie ausgeglichen und umkämpft die Partie war, zeigte sich schon in den
ersten beiden Viertel. Die „Tropics“ aus Oberhaching gewannen zwar mit 19:17 und 21:16 zum 40:33-Pausenstand, doch allein in diesen ersten 20 Minuten gab es bereits 15 Führungswechsel. „Wir haben in der ersten Hälfte zwei bis drei Abwehrfehler gemacht und die Bälle wollten nicht so rein“, stellte Trainer Stephan Harlander fest und schwor seine Truppe auf die zweite Hälfte ein.

Er wusste auch, dass er sich auf die Treuchtlinger Fans verlassen konnte. Sie sorgten speziell nach der Pause für eine Art „Windhauch“ oder „Flow“, wie es der Trainer ausdrückte. Von den Dezibel her war es wohl eher ein satter Sturm. Jedenfalls: „Alle schreien aus einer Seele und das überträgt sich aufs Spielfeld. Der Korb wird plötzlich größer“, erklärt Harlander und sah am Spielende die Verschmelzung von Publikum und Mannschaft als Schlüssel zum Sieg.

Die VfL-Baskets spielten den Meistermacher

© Uwe Mühling

Im dritten Abschnitt arbeiteten sich die Treuchtlinger, angeführt von Top­scorer Tim Eisenberger (29 Punkte, 9 Rebounds, 6 Assists) Schritt für Schritt heran. Zweistellig trafen neben Eisenberger auch Stefan Schmoll (14), Florian Beierlein (12) und Claudio Huhn (10). Auch von kleineren Rückschlägen ließen sich die VfL-Korbjäger bei ihrer Aufholjagd nicht aus dem Konzept bringen. Beim Stand von 55:56 ging es ins Schlussviertel, die Begegnung stand auf des Messers Schneide.

Zu Beginn des letzten Abschnitts erzielte Jonathan Pospiech das 57:56 und der VfL gab diese Führung nicht mehr her. Die Treuchtlinger behielten in der tobenden „Senefelder Hölle“ kühlen Kopf und ein heißes Herz. Die Oberhachinger um Trainer Mario Matic verloren hingegen im drohenden Meisterschafts-Aus mehr und mehr die Nerven, legten sich permanent mit dem Schiedsrichter-Duo an (das sicherlich beiderseits seine Fehlentscheidungen hatte) und kassierten auch mehrere technische Fouls. Hätte der VfL von der Freiwurflinie besser getroffen (27 von 41), wäre die Niederlage der Oberbayern wohl noch etwas höher als 84:77 ausgefallen.

Die VfL-Baskets spielten den Meistermacher

© Uwe Mühling

Die Enttäuschung bei den Gästen war riesig und das war natürlich zu verstehen. Im Schlussviertel kamen sie allerdings auch ein wenig als schlechte Verlierer rüber. Und: Geschichte wie­derholt sich offenbar auch im Sport, denn vor fünf Jahren hatten die Tropics schon einmal den Titel in der 1. Regionalliga verspielt. Auch damals verloren sie am letzten Spieltag in der „Sene“ in Treuchtlingen. Dort feierten derweil Mannschaft, Trainer und Anhänger des VfL.

„Es ist eine geile Geschichte, für Euch spielen zu dürfen, das ist Euer Sieg“, sagte Kapitän und Abteilungsleiter Stefan Schmoll an die Adresse der Fans, zollte aber auch dem Gegner aus Oberhaching „große Anerkennung“ nach einem hochklassigen Basketball-Spiel. Schon vor dem Match hatte sein Stellvertreter Josef Ferschl allen gedankt, die zum Gelingen der Saison beigetragen haben. Das Team setzte der Spielzeit 2017/2018 dann mit dem abschließenden Sieg zweifelsohne die Krone auf.

VfL-Baskets Treuchtlingen: Tim Eisenberger (29 Punkte, 9 Rebounds, 6 Assists), Stefan Schmoll (14 Punkte), Florian Beierlein (12), Claudio Huhn (10 Punkte, 5 Rebounds), Simon Geiselsöder (6), Arne Stecher (5), Jonathan Schwarz (3), Jonathan Pospiech (3), Kevin Vogt (2), Luca Wörrlein, Moritz Schwarz, Timo Hornn.

TSV Oberhaching: Ognjen Zoric (14 Punkte), Janosch Kögler (14), Moritz Woh­lers (13 Punkte, 9 Rebounds), John Boyer (11 Punkte, 5 Assists), Christian Hustert (11), Miljan Grujic (5), Benjamin Ivancic (3), Peter Zeis (2), Thomas Pethran (2), Torsten Walter (2), Markus Hübner.

Die einzelnen Viertel: 17:19, 16:21, 22:16, 29:21; Fünf-Minuten-Takt: 9:7, 17:19, 30:29, 33:40 (Halbzeit), 47:51, 55:56, 64:68, 84:77; Schiedsrichter: Oliver Murmann, Aydin Ercan; Zuschauer: 380 in der Turnhalle der Senefelder-Schule.

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