Die Weißenburger Wülzburg-Hirsche sind ausgebüchst

9.12.2017, 06:00 Uhr
Die Weißenburger Wülzburg-Hirsche sind ausgebüchst

© WT-Archiv

Vor gut zehn Jahren wurden sie wegen der anhaltenden Sanierungsarbeiten im Festungsgraben ausgelagert und in ein Gehege bei Kehl ausgelagert. Das ist nun verwaist. Vier der noch sechs übrig gebliebenen Hirsche wurden zwischenzeitlich erlegt, zwei weitere sind flüchtig.

Der Abschied von den „Kehler Wülzburg-Hirschen“ könnte ein endgültiger sein. „Solange die Bauaktivi­täten auf der Wülzburg laufen, werden wir da jetzt nicht in Kehl eine neue Population aufbauen“, stellte Weißenburgs Forstamtsleiter Jürgen Fischer fest. Und er zweifelt auch daran, ob die Tiere selbst nach einem Abschluss der Bauarbeiten jemals wieder in den Graben zurückkehren werden. „Ich möchte da der Bevölkerung wenig Hoffnungen machen“, so Fischer. Die Tiere seien letztlich zu Showzwecken als Besuchermagnet gehalten worden. „Die Fläche ist sehr gering, und natürlich müsste man auch den Tierschutz einschalten, und ob der das gut findet, wenn die Tiere den ganzen Tag nur auf die glatten Steinwände schau­en“, erläutert der Forstamtsleiter.

Die Weißenburger Wülzburg-Hirsche sind ausgebüchst

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Vielen Weißenburgern waren die Tiere allerdings ans Herz gewachsen. Bereits seit den 1920er-Jahren gibt es im Wülzburg-Graben Hirsche und viele Generationen von Kindern besahen sich die Tiere bei den Spaziergängen rund um die Festung oder fütterten sie mit Kastanien. Jetzt müssten erst mal die Sanierungsarbeiten abgeschlossen werden, was sicher noch Jahre dauere, und dann müsse der Stadtrat über die Zukunft des Wülzburg-Hirsch-Besatzes entscheiden.

Dass die Weißenburger regen Anteil am Schicksal der Hirsche nehmen, zeigt schon die Tatsache, dass die Gerüchteküche brodelt. „Ich war zuletzt bei den Arbeitern auf der Wülzburg eingeladen und die haben mir gesagt, dass sie inzwischen mindestens fünf verschiedene Versionen der Geschichte kennen“, erzählt Fischer. Die einzig richtige sei aber, dass die kleineren Tiere offenbar durch ein Loch im Zaun entkommen seien und die größeren möglicherweise mit einem Sprung im Bereich des Obstlehrgarten über den Zaun übergesetzt hätten.

Keine Manipulation

„Alle Schlösser waren in Ordnung, alle Türen zu, ich kann ausschließen, dass da irgendwas manipuliert wurde“, so der Forstamtsleiter. Zunächst habe man versucht, die Tiere mit Futter wieder ins Gehege zu locken, das habe aber nicht funktioniert. Inzwischen habe die Stadt ihre Besitzansprüche aufgegeben. Aus dem Gehegewild sei frei lebendes Wild geworden. Vier der sechs Tiere sind inzwischen geschossen worden, zwei Tiere streifen möglicherweise noch durch die Wälder.

Die Jäger sind aufgerufen, die Tiere zu erlegen, da die Region per Gesetz bereits vor langer Zeit zur rotwildfreien Zone erklärt worden sei, so Forstamtsleiter Fischer. Seit mehr als 100 Jahren gebe es in den altmühlfränkischen Wälder keine Rotwild-Population mehr. Da es sich bei den beiden noch nicht gefundenen Tieren um zwei Hirschkühe handelt, wird sich das auch dann nicht ändern, wenn die Tiere den Jägern nicht vor die Flinte kommen sollten. Der männliche Hirsch im Kehler Gehege war ohnehin bereits im Frühjahr dieses Jahres verendet. Damit war das zumindest vorläufige Ende der Wülzburg-Hirsche ohnehin besiegelt. „Die Tiere hätten bei uns aber noch ihr Gnadenbrot gekommen. Das war klar“, versicherte Fischer.    

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