Die Wettelsheimer Sportplatz-Baustelle und ihre Folgen

23.1.2018, 08:54 Uhr
Die Wettelsheimer Sportplatz-Baustelle und ihre Folgen

© Johann Spahr

„Auswärts hui, zu Hause pfui“ könnte die Schlagzeile lauten. Doch wo bestreitet der SVW eigentlich seine Heimpartien? Eben nicht in der vertrauten Umgebung des „Naturstadions Hirschfeld“, sondern auf der Bezirkssportanlage in Treuchtlingen. Nötig geworden war der Umzug, weil auf der vereinseigenen Anlage umfangreiche Sanierungsarbeiten durchgeführt werden mussten.

Ein Umstand, der dem im Vorjahr auf eigenem Terrain ungeschlagenen Kreisligameister bisher noch nicht so recht bekommen ist. Lediglich ein knappes 1:0 gegen die TSG 08 Roth konnte errungen werden, den Rest der 16 aktuell zu Buche stehenden Zähler holte das Team von Trainer Tobias Grimm in der Fremde. Ein Novum in negativer Hinsicht bedeutet darüber hinaus das miserable Heim-Torverhältnis von 2:19 (!). Sollte sich diese ernüchternde Bilanz nicht verbessern, dürfte der Abstieg aus der mittelfränkischen Fußball-Eliteklasse wohl nicht zu verhindern sein.

Nichtsdestotrotz überwiegt im Lager der „Grün-Weißen“ Zuversicht. Auch Abteilungsleiter Johann Spahr glaubt an die Wende: „Wir haben zwei Matches weniger auf dem Konto, als der vier Punkte vor uns liegende TV Büchenbach, insofern ist das rettende Ufer durchaus erreichbar.“ Sollte es mit dem erhofften Klassenerhalt dennoch nicht klappen, geht die Fußballwelt in Wettelsheim keineswegs unter. „Die Dinge sind nun mal so wie sie sind“, konstatiert Trainer Grimm.

Wie alle anderen Verantwortlichen im SVW-Lager denkt der Experte nachhaltig. Die 1948 gegründete „Sportvereinigung“ hat im Lauf ihrer Geschichte auch schon schlechtere Zeiten durchgemacht. Deshalb wird angestrebt, die seit Jahren herrschende Kontinuität langfristig auf ein stabiles Fundament zu setzen. Um dieses Niveau zu erreichen, bedarf es griffiger Strukturen innerhalb des Vereinsgefüges. Neben einer gezielten Nachwuchsförderung muss ebenso der wettbewerbsfähige Zustand des Sportgeländes gewährleistet sein. Dass der Startschuss zur Platzrestaurierung nun ausgerechnet mit dem Einzug in die Bezirksliga einherging, konnten die Funktionäre im Vorfeld nicht ahnen.

Die Gründe für das dürftige Abschneiden bei den Auftritten in Treuchtlingen sind nach Ansicht des SVW-Coaches vielschichtig: „Das Spielfeld ist wesentlich größer als in Wettelsheim, fußballerisch versierte Mannschaften nutzen die Räume effektiv.“ Darüber hinaus habe die Verletztenmisere dazu geführt, immer wieder die Formation ändern zu müssen. Grimm ist sich nicht ganz sicher, vielleicht werde das Thema „Psychologie“ im Fußball vernachlässigt. Eine ungewohnte Kulisse, zu großer Res­pekt vor dem Gegner, das Fehlen bewährter Rituale und Mechanismen – die Summe unterschiedlicher Faktoren könne gegebenenfalls zur Leis­tungsblockade beitragen.

Griff in die Trickkiste

Hie und da muss also zum Umlegen des Hebels die Trickkiste geöffnet werden. Beim einzigen Erfolgserlebnis gegen Roth nahm der SVW-Coach kurzerhand die Gästekabine in Anspruch. Empfiehlt sich diese unkonventionelle Maßnahme im ersten Pflichtspiel 2018 am 4. März gegen den Meisterschaftsanwärter SC Aufkirchen zur Wiederholung? Grimm lacht verschmitzt: „Mal schau’n!“

An den Bemühungen der für die Logistik zuständigen Helfer im Umfeld liegt es sicher nicht, dass die Ergebnisse auf der Bezirkssportanlage „noch“ nicht stimmen. Wie Johann Spahr versichert, würden stets mehrere „gute Geister“ der SVW-Familie zusammenwirken, um einen reibungslosen Ablauf der Spieltage zu ermöglichen. Aktiv am Geschehen beteiligt sei auch Vorsitzender Hannes Köhnlein. Mit den Vorbereitungen für den „Einsatz“ müsse bereits unter der Woche begonnen werden. Ebenso gelte es, so Spahr weiter, den Platz rechtzeitig zu präparieren. Bälle, Trikots, Aufwärmleibchen, Eisbehälter, Medizinkoffer und wichtige Unterlagen – kein Utensil dürfe außer Acht gelassen werden.

Vor Ort gebe es zwei Verkaufshütten, für die Rundum-Versorgung der Fußballfans sind Denise Neubauer und Alexander Rösch zuständig. Problemlos verläuft laut Spahr nicht zuletzt der Austausch mit den Offiziellen des einstigen „großen Bruders“ ESV Treuchtlingen: „Hier gibt es keine Rivalität, alles läuft bestens.“

Ungeachtet dessen würden es Spieler, Fans und Funktionäre des SVW begrüßen, selbstverständlich unter der Voraussetzung der frühzeitigen Bespielbarkeit, eventuell doch noch einige Bezirksligaduelle in heimischen Gefilden austragen zu können. Der Fußballplatz „Hirschfeld“ wurde von einem Fachunternehmen komplett abgetragen und eine Drainage wurde verlegt. Des Weiteren konnten eine Beregnungsanlage sowie eine Zisterne installiert werden. Obwohl zwischendurch auch auf dem B-Platz Arbeiten stattfanden, ging der Trainingsbetrieb weiter.

Alles in allem haben die Wettelsheimer diese gewiss nicht leichte Situation mit Bravour gemeistert. „Entscheidend sind die zwischenmenschlichen Beziehungen und der Zusammenhalt im Verein“, betont Abtei­lungsleiter Johann Spahr. Da passt der bodenständige Ex-ESVler Tobias Grimm optimal ins Puzzle. Noch dazu, wenn er nach dem Triumph des unerwarteten Aufstiegs 2017 das heuer anstehende 70-jährige Bestehen des SV Wettelsheim mit dem Verbleib in der Bezirksliga Süd krönen könnte.   

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