Digitalisierung ist Teil des Schulalltags in Altmühlfranken

22.11.2018, 08:59 Uhr
Digitalisierung ist Teil des Schulalltags in Altmühlfranken

© Robert Renner

Es wäre nicht die Bildungsregion Altmühlfranken, hätte es zur Jubiläumsveranstaltung nicht auch Informationsmöglichkeiten gegeben. Der Festveranstaltung vorgeschaltet war ein „Marktplatz der Vielfalt“, bei dem in den Räumen des Gymnasiums Praxisbeispiele präsentiert wurden.

Sieben Workshops wurden dazu angeboten: Unterricht in einer iPad-Klasse, Brotzeitboxphysik – Lernen durch Lehren, Robbi aus dem Ei – Robotikklasse, Grundlagen der Algo­rithmik mit Physical Computing und Robotik, Snappet – die Arbeit mit Kindertablets an einer Grundschule und Interaktive Boards im Unterricht. Letzteren Workshop gestaltete Carmen Endres, die am Werner-von-Siemens-Gymnasium Englisch und Erdkunde unterrichtet.

Whiteboards sind digitale Tafeln, die mit einem Computer verbunden sind. Mithilfe eines Beamers wird der Bildschirminhalt auf die weiße Fläche der Tafel projiziert. Außerdem kann man an dieser in der Regel den Computer steuern – je nach Modell per Fingerdruck oder mit einem kabellosen Stift – und somit interaktiv arbeiten.

Am Weißenburger Gymnasien sind noch nicht alle Räume mit diesen
Boards ausgestattet. Immer häufiger kommen sie aber im Unterricht zum Einsatz und bieten vielfältige Nutzungsmöglichkeiten, wie Endres anschaulich demonstrierte. Allerdings ist dazu eine umfassende Unterrichtsvorbereitung durch die Lehrkraft nötig.

So hat Endres beispielsweise Hörbeispiele englischer Aussprache zusammengestellt, um sie vergleichend präsentieren zu können. Schottisch ist genauso dabei wie Irisch oder auch British English. Zu hören ist aber auch ein englisch sprechender Inder. Endres hat dafür Filmausschnitte aus dem Internet geladen, in MP3-Dateien umgewandelt und so geschnitten, dass sie unterrichtstauglich sind.

Ein relativ großer Aufwand, doch die Oberstudienrätin sagt: „Für mich ist es eine Arbeitserleichterung.“ Ohne die digitalen Medien wäre die Vorbereitung noch umfangreicher. Sie könne den Unterricht komplett vorstrukturieren und vor allem könne sie mit den Whiteboards „die Schüler aktivieren“. Daher setzt sie die Tafeln gerne ein, wenngleich nicht ausschließlich. Auch die normale grüne Schultafel verwendet sie, je nach Unterrichtszweck. Endres: „Das sind zwei Medien, die gleichberechtigt nebeneinanderstehen.“

Interessant sind auch die Erfahrungen von Wolfgang Förtsch, dem stellvertretenden Leiter der Wirtschaftsschule Gunzenhausen, mit iPad-Klassen. Es mache den Schülern, die sehr schnell sehr fit im Umgang mit den Tabletcomputern seien, Spaß, beispielsweise zu einem Unterrichtsthema ein kleines Video zu drehen. Alles in allem habe sich der Lernerfolg mit den Tafelcomputern weder signifikant verbessert noch verschlechtert. Förtsch macht deutlich, dass die Tablets kein Allheilmittel im Unterrichtsgeschehen sind, sondern ein vielfach gut nutzbares Werkzeug. Ganz bewusst gebe es in den iPad-Klassen auch Stunden ohne Computereinsatz. Der stellvertretende Schulleiter: „Wir setzen auf das vernünftige Maß.“

Der Whiteboardeinsatz in Klassenzimmern und die iPad-Klassen an der Wirtschaftsschule sind nur zwei Beispiele aus der täglichen Praxis in der Bildungsregion Altmühlfranken. Als einer der ersten Landkreise hatte sich Weißenburg-Gunzenhausen auf den Weg gemacht, das Qualitätssiegel „Bildungsregion in Bayern“ zu erreichen. Nach gut einem Jahr Bewerbungs- und Arbeitsphase verlieh der damalige Kultusminister Ludwig Spaenle im November 2013 die Plakette.

Landrat Gerhard Wägemann zufolge hat man sich auf dem Siegel seither „nicht ausgeruht, sondern die Bildungsregion immer weiter mit Leben gefüllt“. Eine Vielzahl an Projekten wurde mit verschiedenen Kooperationspartnern umgesetzt. Als Beispiel nannte der Landrat die Azubi-Werkstatt Altmühlfranken, ein kostenfreies Weiterbildungsangebot für Auszubildende regionaler Unternehmen. Er führte aber auch das regionale Heimat- und Sachunterrichtsbuch für Dritt- und Viertklässler im Landkreis auf, dessen Erstauflage von 3 000 Exemplaren vergriffen ist und dessen Neuauflage vorbereitet wird, und das Seminar „Neuer Start für Frauen“, das Orientierung beim beruflichen Wiedereinstieg nach einer Familienpause geben will.

Um all diese Projekte stemmen zu können, „bedarf es einer starken Grundstruktur“, machte Wägemann deutlich und nannte dazu regelmäßige Bildungskonferenzen, Bildungsratssitzungen sowie ein „datenbasiertes Bildungsmonitoring“. Er dankte allen Beteiligten und hob Greta Weisenseel „als Motor, der alles am Laufen hält“, hervor. Sie ist die Koordinatorin der Bildungsregion und bei der Zukunftsinitiative Altmühlfranken im Landratsamt angesiedelt.

„Zukunftsfähig“

Weisenseel erinnerte daran, dass zwei Drittel der 35 Projektideen, die zum Start der Bildungsregion benannt wurden, bereits umgesetzt sind. Und im Lauf der Zeit seien auch weitere Maßnahmen hinzugekommen. Nach fünf Jahren habe man sich nun als neues Ziel gesetzt, zu einer „Digitalen Bildungsregion“ zu werden. Weißenseel hofft, dass Altmühlfranken Ende 2019 auch dieses Siegel erhält.

Der Wunsch, sich weiterzuentwi­ckeln, zeigt „die Zukunftsfähigkeit“ des Landkreises, machte Leitender Ministerialdirektor Butz deutlich. Er hält es dabei für wichtig, dass „Technik und Pädagogik Hand in Hand gehen“. Die Grundlagen dafür müss­ten schon im Lehramtsstudium gelegt werden. Ziel sei es, Kinder so zu „bilden, dass sie sich in einer digitalisierten Welt sicher bewegen können“.

Wie sicher sich junge Erwachsene in der realen Welt bewegen, zeigten Nadja Kirchdorfer, Melena Popp (beide Querflöte) und Johann Becker (Klavier). Die Zwölftklässler sorgten für musikalischen Genuss bei der Feierstunde. Alle drei haben das Musik-Additum gewählt, um im Fach Musik das Abitur abzulegen, erläuterte Schulleiter Wolfgang Vorliczky in seinem Grußwort. Sprich: Die Schüler absolvieren eine Zusatzausbildung in einem Instrument.

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