„Ehrenamtliche Eltern“ für jugendliche Flüchtlinge gesucht

21.8.2015, 16:01 Uhr
„Ehrenamtliche Eltern“ für jugendliche Flüchtlinge gesucht

© ZIA

Es geht um die Gruppe der sogenannten „unbegleiteten, minderjährigen Flüchtlinge“. Im Regelfall handelt es sich um Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren, die ohne ihre Eltern die Flucht aus ihren Heimatländern angetreten haben und nun auf unterschiedlichsten Wegen in Weißenburg-Gunzenhausen gelandet sind. Sie kommen aus Syrien, Afghanistan, Eritrea, Pakistan oder Somalia. Aktuell ist das Jugendamt des Landkreises für 32 Jugendliche zuständig. In den kommenden Wochen werden gut 40 Neuzugänge erwartet. Der bayerische Verteilungsschlüssel sieht 74 jugendliche, unbegleitete Flüchtlinge vor, die in Weißenburg-Gunzenhausen untergebracht werden müssen.

Aktuell gibt es 18 Plätze auf der Wülzburg und zudem einige in Gunzenhausen. In Solnhofen wird eine weitere Einrichtung eröffnet (wir berichteten). Dort sollen die jugendli­chen Flüchtlinge ankommen und auf weitere Wohngruppen im Landkreis verteilt werden. Eine Gruppe soll aber auch dauerhaft in Solnhofen Platz finden, erklärt Klaus Küster, der Leiter des Jugendamtes am Landratsamt.

Die Betreuung der Jugendlichen in Solnhofen übernimmt das Rote Kreuz, für die Flüchtlinge auf der Wülzburg sind die Rummelsberger zuständig. Küster geht von weiteren drei Wohngruppen aus, die im Landkreis eröffnet werden müssen, um dem Verteilerschlüssel gerecht zu werden. Hier wer­de es eine Zusammenarbeit mit dem Bezzelhaus in Gunzenhausen geben, das die Betreuung der Wohngruppen übernimmt, stellte Küster fest. Zu den Orten der Unterbringung wollte er sich noch nicht äußern.

Grundsätzlich hat das Jugendamt für die unbegleiteten Minderjährigen die Vormundschaft inne. Spätestens mit der Aufstockung auf rund 75 Jugendliche sei das nicht mehr mit dem derzeitigen Personalstand zu stemmen, berichtet Küster. „Wir stehen da im Moment ein wenig auf dem Schlauch, wo wir die Betreuer für die Jugendlichen herbekommen sollen.“

In Zusammenarbeit mit der Frei­willigenagentur des Landkreises erarbeitete man deshalb die Idee der ehrenamtlichen Betreuer. „Wir wollen mal sehen, ob sich da vielleicht einige finden“, so Küster. Kathrin Kimmich von der Zukunftsinitiative Altmühlfranken weiß jedenfalls, dass innerhalb des Landratsamtes Interesse besteht. „Ich werde wahrscheinlich auch einen nehmen“, sagte sie.

Mit der Vormundschaft steigen die Betreuer zumindest rechtlich in den Status der Eltern auf. Sie können im Namen der Jugendlichen Entscheidungen treffen und sie rechtlich vertreten. In der Praxis geht es oft um die Vertretung der Interessen der Flüchtlingen im Umgang mit Behörden oder Schulen. Rechtlich ist ein halbjährli­cher Bericht an das Vormundschaftsgericht vorgeschrieben sowie mindes­tens einmal im Monat ein Treffen mit dem Betreuten.

„Das sollte aber schon eher einmal die Woche sein, wenn man es ordentlich machen will“, sagt Kimmich. Die bürokratischen Arbeiten setzt sie mit rund zehn Stunden pro Monat an – plus die persönlichen Treffen mit dem Betreuten. Im Idealfall soll eine persönliche Beziehung entstehen und so den Jugendlichen neuer Halt gegeben werden. „Ein ehrenamtlicher Betreuer ist auf jeden Fall besser als ein Amtsvormund“, ist sich Küster sicher – schon deswegen, weil mehr Zeit da ist, um auf die Belange der Jugendlichen einzugehen.

Weitere Informationen zu dem Projekt bei der Freiwilligenagentur Altmühlfranken unter Telefon 0 91 41 / 90 21 92 und dorothee.bucka@landkreis-wug.de sowie beim Kreisjugendamt unter Telefon 0 91 41 / 90 24 14.

 

Keine Kommentare