Eichstätter Bischof sieht Mitarbeiter „zwischen Betroffenheit und Zorn”

3.3.2018, 06:08 Uhr
Eichstätter Bischof sieht Mitarbeiter „zwischen Betroffenheit und Zorn”

© Archivfoto: Markus Steiner

Auf der Tagung der deutschen Bischöfe in Ingolstadt vor einer Woche  war das Thema unvermeidlich und nahm einen breiteren Raum ein. Bischof Hanke kündigte dort an, dass künftig neue Standards eingeführt werden, um das Vermögen der Kirche transparenter zu verwalten und die operative Ebene von den Kontrollgremien zu trennen. Dass ein Finanzvorstand gleichzeitig auch im Aufsichtsrat sitzt, so etwas könne es künftig nicht mehr geben.

Als erste Reaktion auf den Finanz­skandal hat der Eichstätter Oberhirte einen neuen Finanzdirektor berufen. Florian Bohn (39) wird ab Anfang April die seit mehr als einem Jahr vakante Stelle des Leiters der Hauptabteilung „Bischöfliche Finanzkammer, Bau und technische Dienste“ im Bischöflichen Ordinariat Eichstätt übernehmen. Der gebürtige Münchner war nach seinem Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt bisher in verschiedenen mittelständischen Unternehmen tätig. Dabei war er mit der Personalführung von bis zu mehreren Hundert Mitarbeitern sowie mit Restrukturierungsaufgaben betraut.

Im Gespräch mit dem Eichstätter Kurier kündigte Bischof Hanke, der bei Bekanntwerden des Finanzskandals auch mit mehrfachen Rücktrittsforderungen von verschiedenen Seiten konfrontiert wurde, dass die Geldanlagen des Bistums sich nicht nur an ethischen Richtlinien orientieren, sondern auch durch sogenannte „Vorsichtskautelen“ ergänzt werden. (Eine sogenannte Kautel ist eine Vorsichtsmaßregel, der Begriff kommt aus der Medizin, Anm. der Red.)

Den Prozess der Transparenzoffensive haben die deutschen Bischöfe ei­ner Pressemitteilung des Bistums zufolge gemeinsam angestoßen, um offenzulegen, wie die Kirche künftig mit dem ihr anvertrauten Vermögen umgeht.

Der Eichstätter Bischof ist sich der großen Verantwortung bewusst: „Wir werden in naher Zukunft in einer schwieriger werdenden Lage der Kirche mit weniger Geld und Mitteln dennoch viel bewerkstelligen und neue Antworten auf neue Fragen geben müssen.“ Das könne aber nur gelingen, wenn die Diözese einen Überblick über ihre finanzielle Lage hat. Nur so könne sie ihre pastoralen Aufgaben nachhaltig wahrnehmen.
Bei den Mitarbeitern im Bischöfli­chen Ordinariat schwanke die Stimmung Hanke zufolge „zwischen Betroffenheit und Zorn“. Schließlich sind es vor allem die kirchlichen Mitarbeiter, die in diesen Tagen oft zu ihrer Meinung gefragt werden und ein Stück weit von der Öffentlichkeit auch in Mithaftung genommen werden, sagte der Eichstätter Bischof.

Sammler als „Blitzableiter“

Bei der derzeitigen Frühjahrssammlung der Caritas fungierten die en­gagierten Sammler quasi als „Blitz­ableiter“, glaubt Hanke. Ihm sei bewusst, dass die Ehrenamtlichen, die für den guten Zweck sammelten, teilweise „die volle Breitseite“ abbekommen würden. Deshalb sei es wichtiger denn je, die Zwecke transparent zu machen: „Die Zwecke bleiben unterstützenswert.“ Das sieht auch Caritas-Direktor Franz Mattes, den viele im Weißenburger Land noch aus seiner Zeit als Kaplan in Pleinfeld kennen, genauso: „Wir dürfen die bedürftigen Menschen nicht im Stich lassen.“

Dennoch sei auch er sich bewusst, dass das Sammeln in diesem Frühjahr schwerer denn je werde. Vereinzelt gibt es angesichts der Finanzaffäre sogar langjährige Caritas-Sammler, die heuer gar nicht sammeln wollen. Das Motto der diesjährigen Frühjahrssammlung, die an diesem Sonntag endet, lautet: „Ohne Liebe ist alles nichts.“

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