Ein Finale Furioso der VfL Baskets

27.11.2017, 08:37 Uhr
Ein Finale Furioso der VfL Baskets

© Uwe Mühling

Obwohl die Gastgeber fast 36 Minuten in Führung lagen (die Gäste nur zwei) war es bis in die Schlussphase eine enge Kiste. Knapp vier Minuten vor dem Ende stand es 79:79, dann warfen die VfL-Baskets mit einem Finale  Furioso noch einen klaren 95:81-Erfolg heraus.

Knackpunkt des Basketball-Highlights war nach knapp 36 Minuten eine Szene außerhalb des Spielfeldes: Nach einem Ballverlust seiner Truppe machte VfL-Trainer Harlander seinem Ärger Luft und trat gegen eine Werbebande. Einer der beiden Schiedsrichter verhängte dafür ein technisches Foul. Bei der folgenden Diskussion gab er ein weiteres „Technisches“ und schickte den Treuchtlinger Coach vom Feld. „Schieber, Schieber-Rufe“ tönten durch die Halle, denn auch schon zuvor hatten sich die Treuchtlinger durch die Entscheidungen der Referees klar benachteiligt gesehen.

Die VfL-Korbjäger mussten in der entscheidenden Phase also ohne ihren Coach auskommen, der sich das Match von oben hinter der Glasfassade der Senefelder-Turnhalle anschaute. Un-ten nutzte Gotha vier Freiwürfe in Serie zum 79:79-Ausgleich. Das Spiel stand spitz auf Knopf. Das heimische Publikum peitschte sein Team lautstark und stehend nach vorn.

Und Stefan Schmoll ging als Anführer voran: Der Kapitän erzielte sieben (!) Punkte in Serie (zwei Freiwürfe, einen „Dreier“ sowie einen weiteren Zwei-Punkte-Sprungwurf). Die Halle mit gut 600 Zuschauern tobte.
Die Thüringer konnten durch ihren Topscorer Kristian Kullamäe zwar nochmals auf 86:81 verkürzen, doch dann ließen die Treuchtlinger nichts mehr zu: Tim Eisenberger versenkte einen „Dreier“ zum vorentscheidenden 89:81. „Oh, wie ist das schön“-Gesänge hallten nun durchs Hallen-Rechteck. Florian Beierlein erhöhte mit zwei Freiwürfen und einem Korb-leger auf 93:81 und Stefan Schmoll war es vorbehalten, mit zwei weiteren Freiwürfen den 95:81-Endstand her-zustellen. Das war zugleich die höchs-te Führung des Abends.

Ein Finale Furioso der VfL Baskets

© Uwe Mühling

Am Vorabend seines 28. Geburtstages war Stefan Schmoll mit 29 Punkten der Treuchtlinger Topscorer. Er verwandelte unter anderem seine sämtlichen acht Freiwürfe. Ebenfalls zweistellig punkteten Tim Eisenberger (21, dazu überragende 17 Rebounds), Florian Beierlein (20) und Simon Geiselsöder (18, davon starke vier Dreier). Komplettiert wurde die „Starting five“ durch Claudio Huhn, der neben seinen sieben Punkten auch acht – teils glänzende – Assists verbuchte.

„Man muss heute wirklich alle loben“, sagte Coach Harlander nach dem mitreißenden Match. Von den Ersatzspielern kamen diesmal zwar keine Punkte, doch Arne Stecher, Jonathan Schwarz und Kevin Vogt warfen alles in die Waagschale und steuerten nicht zuletzt enorm wichtige Defensivarbeit bei. Stecher zum Beispiel brachte mit seinem hartnäckigen Spiel  immer wieder Rocket-Man Kullamäe aus dem Rhythmus.

18-Jähriger mit 37 Punkten

Für den erst 18-Jährigen aus Estland – er ist der Sohn des früheren Bamberger Bundesliga-Spielers Gert Kullamäe – standen am Ende dennoch satte 37 Punkte zu Buche. Kristian Kullamäe zählt in seinem Jahrgang zu Europas größten Talenten und spielt auch regelmäßig in der BBL-Mannschaft der Rockets. Zweiter Topmann beim Aufsteiger ist der amerikanische Routinier Robert Franklin, der 23 Punkte und 16 Rebounds ablieferte. Hinzu kommen bei Gotha viele junge Spieler eines „Top-Nachwuchskonzeptes“ (Harlander).

Gegen einen solch starken Kontrahenten zu gewinnen, ist für den VfL-Coach nach wie vor nicht selbstverständlich. Stephan Harlander freute sich besonders darüber, „was unsere Fans heute veranstaltet haben“. Wie die Halle und das Team am Ende zu einer Einheit verschmolzen seien, das gehört für Harlander „zu diesem einmaligen VfL-Tunnel“. Zu seinem Platzverweis wollte sich der Trainer nicht äußern, um keine Verbandsstrafe zu riskieren. Stattdessen stellte er fest, dass diese Situation „extreme Energie“ freigesetzt habe, schwärmte von den Zuschauern und der Mannschaft, vor der er beim gemeinsamen Jubel sprichwörtlich den Hut zog: „Dieser Sieg bedeutet mir sehr viel, da kriege ich Gänsehaut.“

Sein Kollege Florian Gut äußerte sich weniger emotional: „Es war das erwartet intensive Spiel vor toller Heimkulisse. Wir haben über weite Strecken ein gutes Spiel gezeigt, waren in der Schlussphase aber nicht konsequent genug und haben die VfL-Scorer nicht in den Griff bekommen. Natürlich war es ein verdienter Sieg für die Treuchtlinger – auch weil sie in der entscheidenden Phase die wichtigen Würfe getroffen haben“, so Gut.

Trotz dieses Lobes und des Erfolges, der Platz drei in der Tabelle bescherte, wollte VfL-Trainer Harlander „nicht alles schönreden“. Er hat auch die Fehler gesehen (etwa bei den Ballverlusten oder der dürftigen Freiwurfquote in der ersten Halbzeit). „Wir haben weiterhin viel Arbeit. Am Samstag beim Derby in Herzogenaurach wird es genauso schwer“, richtete der Coach den Blick auf die nächste Partie. Vorher erwartet er am Montag im Training aber erst einmal die übliche Sportler-Häme. „Was willst du denn hier“, werden ihn seine Jungs nach der erfolgreichen Schlussphase ohne den Coach an der Seitenlinie wohl fragen.

Verwandte Themen


Keine Kommentare