Ein Mietspiegel fehlt

27.7.2015, 08:01 Uhr
Ein Mietspiegel fehlt

© Limes-Luftbild

Wie hoch ist eigentlich die durchschnittliche Kaltmiete pro Quadratmeter in Weißenburg? Eine Frage, die so einfach nicht zu beantworten ist. In vielen Orten gibt es einen offiziellen Mietspiegel, der von der Stadt in Auftrag gegeben wird. In Weißenburg gibt es so etwas nicht, bestätigt die Stadtverwaltung auf Anfrage.

„Der Erfahrung nach liegt der Mietpreis bei etwa fünf Euro pro Quadratmeter“, schätzt Rechtsanwalt Thomas Strobl vom örtlichen Mieterverein. Manchmal auch nur vier Euro, bei Neubauten auch mal sechs oder sieben Euro. Genaue Zahlen hat auch er nicht. Und ein offizielles Gutachten zur ortsüblichen Vergleichsmiete wur-de nach Informationen des Weißenburger Amtsgerichts in den vergangenen Jahren nicht in Auftrag gegeben.

Kaum Mietpreisverfahren

So ein Gutachten kostet viel Geld, und die meisten Vermieter wollen sich das lieber sparen. Prozesse um Mieterhöhungen gebe es aber ohnehin nicht viele, sagt Richter Thomas Eichhorn. Meistens einigen sich Mieter und Vermieter außergerichtlich. Wenn es dann doch mal ein Verfahren gegeben hat, wurden Wohnungen mit ähnlicher Ausstattung und Lage als Vergleich herangezogen. 

Also weiter geht die Suche. Bei Haus & Grund gibt es zwar Zahlen. „Die sind jedoch nicht repräsentativ“, wirft Steuerberater Achim Kohlmann ein, der für die Interessensvertretung der Immobilieneigentümer in Weißenburg zuständig ist. Die Zahlen sind aus eigenen Kreisen zusammengetragen und wurden in der Haus- und Grundbesitzerzeitung veröffentlicht.

Demnach liegt der Quadratmeterpreis in Weißenburg derzeit recht schwammig zwischen vier und sieben Euro. Interessant an den Daten ist aber vielmehr die Entwicklung der vergangenen Jahre: 2010 lag der Höchstpreis noch bei 5,5 Euro pro Quadratmeter, 2012 bei 6,5 Euro und 2014 schließlich bei sieben.

Realistische Zahlen bei Immonet

Den bislang besten Überblick zu den örtlichen Mieten bietet das  
Online-Immobilienportal Immonet. Auch diese Zahlen sind – wie gehabt – nicht repräsentativ, denn sie setzen sich lediglich aus den Daten der Wohnungsinserate bei Immonet zusammen. „Es sind jedoch sehr realistische Zahlen“, findet Kohlmann von Haus & Grund.

Denen zufolge liegt der durchschnittliche Quadratmeterpreis in Weißenburg bei 5,73 Euro. Zum Vergleich: In Gunzenhausen sind die Wohnungen nach den Berechnungen von Immonet mit 6,35 Euro pro Quadratmeter etwas teuerer, in Nürnberg liegt der Preis bei 9,50 Euro und in München bei 17,30 Euro.

Bayernweit, so zeigt es eine Übersichtskarte des Immobilienportals, ist der Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen damit eine der günstigsten Wohngegenden. Interessant ist auch hier die Entwicklung: Auf der gegebenen Datengrundlage konnte Immonet errechnen, dass Altmühlfranken zu den Landkreisen mit hohen Preissteigerungsraten von vier bis neun Prozent gehört.
Einen eindeutigen Mietspiegel gibt es also nicht. Wie konnte das Bayerische Justizministerium dann wissen, dass Weißenburg keine Mietpreisbremse braucht? Die Antwort lautet: Gar nicht. Auf Anfrage erfährt man, dass man die Daten einer „statistischen Erhebung“ aus dem Jahr 2014 als Grundlage genommen hat, um zu entscheiden, wo die Mietpreisbremse greift. „Wir haben die Städte und Gemeinden angeschrieben, aber Weißenburg hat sich an dieser Erhebung nicht beteiligt“, heißt es vonseiten des Jus-tizministeriums. Mit zu hohen Mieten hat Weißenburg dann anscheinend nicht zu kämpfen, stellte die Staatsregierung fest.

An einer Stelle drückt der Schuh dann aber doch. „Wir bekommen durch den Mieterverein ständig mit, dass Leute über Monate suchen und keine anständige Unterkunft finden“, berichtet Thomas Strobl. Viele alte Wohnungen seien heruntergekommen, marode oder mit Schimmel befallen. Neubauten gebe es zu wenig; und wenn, dann lägen sie, wie etwa in der Jahnstraße, preislich für viele über dem Budget. Vielerorts seien Tiere oder gar Kinder unerwünscht. „Der Wohnungsmarkt ist ziemlich tot“, bringt es Strobl auf den Punkt.

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