Ein Schöpfer wie eine Bärenmutter

27.1.2016, 12:00 Uhr
Ein Schöpfer wie eine Bärenmutter

©

Eine Spurensuche, die unerschöpflich scheint. So ließ das zumindest das Impulsreferat von Ulrike Knörlein vom Frauenwerk Stein erahnen. Die Theologin hätte mühelos ein Ganz-
tagesseminar zu diesem Thema halten können, das auf die Jahreslosung Bezug nimmt: „Ich will Euch trösten wie eine Mutter“.

Ein Satz, der ein unübliches Gottesbild transportiert. Was auch geschichtlich begründet sei, so die Referentin. In den patriarchalischen Gesellschaftsstrukturen der Epochen des Alten Testaments hätte sich eben auch die Vorstellung über den Schöpfer immer mehr vermännlicht. Das Christentum habe dann nahtlos daran angeknüpft, wenngleich es auch weib-liche Eigenschaften der Transzendenz auf die Gottesmutter Maria und verschiedene Heilige projizierte.

Dabei würde ein Blick in die Bibel genügen, um dort zuhauf weibliche Gottesbilder zu entdecken. Die Gottheit werde dargestellt als Gebärende, Hebamme und Haushälterin, Bäckerin und Weberin, Adler- und Bärenmutter. Überhaupt kämen mütterliche Aspekte nicht zu kurz, wenn etwa von einem mitleidenden und tröstenden Gott die Rede ist. Jesus selbst spreche von seinem himmlischen Vater auch mal als Henne, die ihre Küken unter ihren Flügeln versammeln will.

Keine Stereotypen

Das mache aber auch deutlich, dass es in der Bibel nicht um die Stereotypisierung der Geschlechterrollen gehe. Im Bezug auf den Schöpfer könne man diese nicht auseinander dividieren. Es sei viel mehr ein spielerischer Umgang mit ihnen zu beobachten. Deutlich werde das, wenn man sich das hebräische Wort für „barmherzig“ ansehe, das vom Wortstamm her auf den Begriff „mütterlich“ verweist. Einen berühmten Ausspruch Jesu könnte man demzufolge auch mit „Seid mütterlich wie Euer Vater“ deuten.

Auf gar keinen Fall sei es das Ziel moderner Theologie, männliche einfach durch weibliche Gottesbilder zu ersetzen. Die ganze Vielfalt solle vielmehr zum Tragen kommen, so Knörlein. Das versuchte auch das Clowns-Duo Ursula Mottl und Kathrin Federschmidt auf ihre eigene Art zu demonstrieren. In ihrem Anspiel verletzte sich ein Bub beim Seilspringen am Finger. Der herbei eilende „Doktor“ musste schon sein ganzes Arsenal bemühen, um hier zu helfen. Am Ende half dann ein großes Trost-Herz dem armen Kerl wieder auf die Sprünge.

Die Mitglieder des Vorbereitungsteams machten sich indes ihre Gedanken, wie die weibliche Seite Gottes aussehen könnte. Da war von der „Gottesgeistin“ die Rede. Oder davon, dass das Wort für Geist oder Lebensodem im Hebräischen (Ruach) über weibliche Form verfügt. „Die weibliche Seite Gottes muss rosa sein und glitzern“, stellte es sich eine Dame vor.

Nach der Einstimmung mit Impulsreferat und Anspiel durfte dann zu den Workshops ausgeschwärmt werden. In der Raiffeisenbank konnte man den Geheimnissen des „Tai Chi“ nachspüren, im CVJM Mützen häkeln und Lesezeichen mit Monogrammen anfertigen. Im Gemeindehaus St. Andreas durften Atemtechniken und Filzen erlernt werden, es gab Gesundheitstipps nach Pfarrer Kneipp, meditative Tänze lockten zum Mitmachen und bei einem Schokoseminar kam auch der Gaumen auf seine Kosten.

Raum für Seelsorge gab es natürlich ebenso, in die Andreaskirche lud ein Raum der Stille ein. Im Dekanatsbüro konnte das Tagesthema weiter vertieft werden, ebenso wie im Kulturzentrum Karmeliterkirche selbst. Dort gab es außerdem das Angebot zu meditativen Gesprächen, entspannenden Gesang, sowie Begegnungen im „Café Frauentag“, zu dem sich auch ein Stand des „Eine-Welt-Ladens“ gesellte. Seinen Abschluss fand die Veranstaltung bei einem gemeinsamen Gottesdienst.

Keine Kommentare