Erkan Dinar macht eine kleine politische Pause

20.10.2017, 09:29 Uhr
Erkan Dinar macht eine kleine politische Pause

© Robert Renner

Er räumte offen persönliches Fehlverhalten in den vergangenen zwei Jahren ein. Allerdings könnte Dinars Auszeit relativ kurz werden, denn ein Einzug in den Bundestag scheint als Nachrücker im Bereich des Möglichen zu sein.

Die politische Bilanz Dinars ist beachtlich, wie auch bei seiner Verabschiedung im Kreisverband der Linken gewürdigt wurde. Der 37-Jährige hatte 2003 mit nur einem einzigen Genossen die PDS in Weißenburg gegründet, die später in der Linken aufging. Heute ist die Linkspartei in Westmittelfranken eine etablierte Kraft, die in den größeren Städten eine Rolle spielt. Es gibt einen Kreisverband Ansbach/Weißenburg-Gunzenhausen, mehrere Ortsverbände, drei Stadträte in Ansbach, einen Stadtrat in Weißenburg, einen Kreisrat in Weißenburg-Gunzenhausen, ei­nen Bezirksrat und einen Bundes­tagsabgeordneten.

In Ansbach stark

Bei den Bundestagswahlen sammelte man im Wahlkreis Ansbach mit Weißenburg-Gunzenhausen mit 6,6 Prozent erstmals ein Ergebnis deutlich über der Fünf-Prozent-Hürde ein und hatte in Ansbach selbst mit über zehn Prozent das zweitbeste Ergebnis im Freistaat. All das hängt auch mit Er­kan Dinars Einsatz für das Projekt Linkspartei zusammen. Dem 37-Jährigen konnte man politisch und privat in den vergangenen Jahren einiges vorwerfen, mangelnde Einsatzbereitschaft würden ihm aber selbst seine erbittertsten Gegner nicht unterstellen.

„Für mich war Politik nie ein Hobby, sondern die beste Möglichkeit, um den Menschen zu helfen. Dabei habe ich mich selber vergessen“, stellte Dinar in einem sehr persönlichen und nachdenklichen Statement gegenüber unserer Zeitung fest. „Im Ehrenamt habe ich bis an die Grenzen eines Burn-outs gelebt, meine Gesundheit vernachlässigt, viele Fehler gemacht.“ Durch den Rückzug von seinen vielen Ehrenämtern und nun auch der Parteiarbeit habe er sich wieder Luft zum Atmen verschafft. „Seit vielen Jahren fühle ich mich wieder frei von Zwängen. Diese Freiheit genieße ich derzeit ausgiebig.“

Er wolle die Zeit nun nutzen, um sein „persönliches Leben“ in Ordnung zu bringen.  „Ich konzentriere ich gerade vor allem auf meine Gesundheit, meine Familie und das Berufsleben.“ Zu diesem Entschluss habe unter anderem seine Heirat im Juni 2017 beigetragen. Dinar hatte sich 2014 auf der Weißenburger Kirchweih eine Rangelei mit Security-Kräften geliefert und auch einen Polizisten geschlagen. Anfang 2017 erhielt er zu­dem in zwei Weißenburger Kneipen Hausverbot, weil er sich in betrun­kenem Zustand gegenüber Gästen danebenbenommen hatte.

Seine politischen Ämter als Weißenburger Stadtrat und Kreisrat von Weißenburg-Gunzenhausen erfülle er weiter sehr gern, stellte er gegenüber unserer Zeitung fest. „Was die Zukunft bringt, wird sich zeigen“, antwortet er auf die Frage nach einer weiteren Kandidatur bei der Kommunalwahl. Sein Rückzug aus einigen Funktionen scheint ohnehin eher eine Auszeit von der Politik, denn ein Abschied zu sein.

Doch noch ein Ticket für Berlin?

Sogar ein Einzug in den Bundestag ist nicht ganz unwahrscheinlich. Auf Platz acht der Landesliste scheiterte bei den Wahlen im September nur hauchdünn, weil die Linke nach einem starken Ergebnis sieben Abgeordnete aus Bayern nach Berlin schickt. Das bedeutet, dass Dinar erster Nachrü­cker ist, sollte einer der Abgeordneten zurückzuziehen. Und das könnte im Zusammenhang mit den Bayerischen Landtagswahlen der Fall sein. „Wir werden mit allen Mitteln versuchen, in den Landtag zu kommen. Da heißt es alles an Promis aufzubieten, was wir haben. Dazu gehören bei uns natürlich auch unsere bayerischen Bundestagsabgeordneten mit als Spitzenkandidaten zu platzieren“, erklärt Dinar.

Sollte der Linken erstmals der Einzug in den Bayerischen Landtag gelingen, dürfte der 37-Jährige wohl einen freien Platz in Berlin bekommen. Die aktuellen Umfragen sehen die Partei allerdings bei drei Prozent und damit unter der Fünf-Prozent-Hürde. Bei der Bundestagswahl hatte sie diese Hürde aber mit 6,1 Prozent übersprungen.

 

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