Zeit drängt: Erstaufnahmelager im Landkreis Weißenburg gesucht

25.10.2014, 11:17 Uhr
Zeit drängt: Erstaufnahmelager im Landkreis Weißenburg gesucht

© Johnston

Die Staatsregierung hat ihren Winternothilfsplan verkündet und damit den bayerischen Landkreisen jede Menge Arbeit beschert. Innerhalb weniger Tage sollten die Behörden Unterkünfte präsentieren, wo Asylbewerber in dreistelliger Zahl für mehrere Wochen winterfest untergebracht werden können. Die Anweisung der Regierung ist eine Reaktion auf die chaotischen Zustände in den beiden zentralen Erstaufnahmestellen in Zirndorf und München. Die sind wegen des stetigen Flüchtlingszustroms dramatisch überbelegt. Zuletzt kampierten Menschen unter freiem Himmel oder wurden notdürftig in Zelten untergebracht. Mit dem aufziehenden Winter wird das unmöglich.

Deswegen sollen die Landkreise nun eine Art Vorstufe für die Erstaufnahmestellen ins Leben rufen. Dort sollen die Asylbewerber einige Wochen untergebracht werden, bis in Zirndorf Platz ist, um deren Asylverfahren auf den Weg zu bringen.

Keine Einigung mit Besitzern

Seit wenigen Tagen weiß man am Landratsamt, was die Pläne der Staatsregierung für Weißenburg-Gunzenhausen bedeuten. 150 Asylbewerber sollen in einer Gemeinschaftsunterkunft untergebracht werden. Jetzt ist der Druck groß, denn die Regierung wird die Flüchtlinge per Bus anliefern, wo sie dann untergebracht werden, ist das Problem des Landkreises.

Die Rede ist von einer etwa 1000 Quadratmeter großen Halle, die gut beheizbar und ausreichend erschlossen ist. Damit erledigten sich einige Immobilien, die in den vergangenen Wochen in der Region diskutiert wurden. Etwa die ehemalige Hahnenkammkaserne in Heidenheim. Die ist nicht nur in privater Hand, wie Landrat Gerhard Wägemann feststellt, sondern die ehemaligen Unterkünfte sind auch seit Jahren stillgelegt. „Wir haben da keine Wasserversorgung und keine Abwasserentsorgung. Und das ist auch nicht so, dass man das in wenigen Wochen wiederherstellen kann“, so Wägemann.

Heidenheim dürfte also raus sein. Weißenburg dagegen wäre ein heißer Kandidat. Schon wegen der kurzen Wege zu den Behörden, die die Asylbewerber aufsuchen müssen. Allerdings scheint es auch hier eher nichts zu werden. „Wir haben passende Immobilien gefunden“, sagte Wägemann. „Aber wir haben keine Einigung mit einem Besitzern erzielt.“

Die Gebäude im Besitz der Stadt, die bereits diskutiert wurden, sind für die große Zahl an Flüchtlingen nach Behördenmeinung nicht geeignet. In der Wülzburg werden im kommenden Jahr 24 Minderjährige untergebracht, die ohne Begleitung ihrer Eltern nach Deutschland kamen. Im Progymnasium hat momentan die Mittelschule ein Ausweichquartier und im ehemaligen „Casablanca“ über dem Jugendzentrum reicht der Platz nicht.

Laut Landrat Gerhard Wägemann steht man allerdings bei einem anderen Projekt in einer Landkreisgemeinde kurz vor einer Einigung. Am Donnerstag hofft der Landrat in einer Pressekonferenz den Standort bekannt geben zu können. Bis dahin gelte es noch Details mit dem Eigentümer zu klären.

Im Notfall Turnhalle

Sollten die Verhandlungen scheitern, müsste im Notfall eine öffentliche Turnhalle für die Unterbringung der Flüchtlinge herhalten. Mit der Stadt Weißenburg wurden darüber bereits Gespräche geführt. Das allerdings ist eine Lösung, die keiner will, weil man Proteste befürchtet, wenn Schul- und Vereinssport wegen der Asylbewerber ausfallen muss.

Dass mit der Unterbringung der 150 Asylbewerber der Landkreis seinen Teil bei derBewältigung des Flüchtlingsproblems geleistet hat, davon sollte man nicht ausgehen. Die Staatsregierung hat die Landkreise auch verpflichtet, nach geeigneten Flächen Ausschau zu halten, an denen Containerdörfer für Flüchtlinge errichtet werden können. Dort sollen die Menschen untergebracht werden, nachdem ihr Asylverfahren in Zirndorf eingeleitet wurde. Auch da fehlt es an allen Ecken und Enden an passenden Quartieren.

Aktuell leben rund 360 Asylbewerber im Landkreis. Die Menschen sind in zentralen Gemeinschaftsunterkünften in Gunzenhausen, Heidenheim, Treuchtlingen und Pappenheim sowie in dezentralen Unterkünften des Landkreises in Gunzenhausen, Cronheim, Oberasbach und Pleinfeld untergebracht. Rechnet man die Flüchtlinge hinzu, die Anfang November kommen, werden mehr als 500 Asylbewerber im Landkreis leben. So viele dürften es seit dem Balkan-Krieg Anfang der 1990er-Jahren nicht mehr gewesen sein.

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