"Es geht nicht mehr um die Sache"

3.7.2018, 08:31 Uhr

© Jan Stephan

Kurz vor der Fraktionssitzung am frühen Montagnachmittag hoffte der CSU-Landwirt auf eine schnelle Einigung mit der CDU, damit die politische Detailarbeit weitergehen kann. Er appellierte, dass keine persönlichen Empfindlichkeiten den Blick auf die Sache versperren dürften. Herr Auernhammer, was bitte passiert da im Moment in Berlin, können Sie das uns und Ihren Wählern erklären?

Auernhammer: Wir sitzen Tag und Nacht zusammen und bereden Dinge. Manchmal fragt man sich, warum wir das eigentlich machen . . .

Das klingt nicht so, als wären Sie sonderlich begeistert von den Ereignissen der letzten ein, zwei Tage?

Auernhammer: Na ja, man muss jetzt mal sagen: Das, was Frau Merkel jetzt aus Brüssel mitgebracht hat, hätten wir nie bekommen, wenn wir nicht Druck gemacht hätten. Und eins ist auch klar: Wir mussten was machen, denn die letzten drei Jahre ist schon einiges schiefgelaufen.

Das heißt aber, Sie sind im Grunde gar nicht so unzufrieden mit den Merkel’schen Ergebnissen aus Brüssel?

Auernhammer: Das sind zumindest Dinge, mit denen man arbei-ten kann. Es kommt jetzt halt auf die Um-setzung an. Seehofer will das national umsetzen, Merkel will das auf EU-Ebene umsetzen, aber der Ansatz geht schon in die richtige Richtung. Man muss sich ja überlegen, auch wenn wir die Zurückweisung der Asylbewerber, die schon in einem anderen Land re­gistriert sind, national eigenständig umsetzen, würde das auch seine Zeit brauchen und nicht von heute auf morgen funktionieren.

Also sind Angela Merkel und Horst Seehofer inhaltlich eigentlich gar nicht so weit auseinander? Diese Einsicht dürften beide als überraschend empfinden . . .

Auernhammer: Wir sind jetzt an einem Punkt, wo es vielleicht nicht mehr zuallererst um die Sache geht, sondern auch um persönliche Dinge. Und das ist ein Punkt, zu dem man eigentlich gar nicht kommen darf. Aus meiner Sicht dürfen persönliche Empfindlichkeiten jetzt keine Rolle mehr spielen, sondern es muss wieder um die Sache gehen.

Was wird aus Ihrer Sicht jetzt passieren?

Auernhammer: Da müssen wir morgen noch mal telefonieren, das ist im Moment wirklich schwer vorherzusagen. Man muss ja auch sagen, wenn wir uns einigen, haben wir auch noch einen Koalitionspartner, der das gut finden muss, was da rauskommt. Sicher ist: wir als CSU halten an der Fraktionsgemeinschaft mit den Kollegen von der CDU fest. Das ist klar. Da hat bei uns niemand ein Interesse daran, dass das auseinandergeht. Wir wollen weiter zielorientiert an der Sache arbeiten. Ansonsten wäre ich einfach froh, wenn wir das jetzt mal klären, denn ich habe genug andere Baustellen. Ich will endlich eine endgültige Zusage für den Neubau der Hörnleinkreuzung, ich brauche Geld für Sportanlagen, ich habe so viel agrarische Themen auf der Agenda. Und das ist ja auch unser Tagesgeschäft.

Es kursierten ja die wildesten Gerüchte in den letzten 24 Stunden. Unter anderem gab es die Theorie eines „CSU-Staatsstreichs von oben“. Demnach hätte Seehofer den Parteivorsitz an Alexander Dobrindt weitergeben wollen, damit ihn Söder nicht bekommt.

Auernhammer: Was? Nein! Da wird natürlich im Moment von den Medien viel drumrum erzählt. Wenn sich einer nur am rechten Ohr kratzt, hat das schon was zu bedeuten. Wir sind mit Markus Söder bestens aufgestellt, da brauchen wir keinen Staatsstreich.

Wie geht es jetzt für Sie weiter? Steht schon die nächste Gremiumssitzung an?

Auernhammer: Ja, jetzt geht es direkt in die Fraktionssitzung. Ich hoffe, dass wir jetzt gemeinsam mit den Kollegen von der CDU in der Sache weiterkommen.
 

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