Ex-Bundesliga-Spieler Peter Zeis: "Ich bin keiner der herausstechen will"

6.9.2018, 10:42 Uhr
Ex-Bundesliga-Spieler Peter Zeis:

© Bastian Mühling

Herr Zeis, ein gebürtiger Bamberger kommt über Breitengüßbach, Bayreuth und Oberhaching zum Basketballspielen nach Treuchtlingen, weil er als Lehrer an der Schule in Riedenburg arbeitet. Ist diese spezielle bayerische Odyssee richtig nachgezeichnet?

Peter Zeis (lacht): Ja richtig, kann man so sagen! Ich habe meine Schulzeit in Bamberg verbracht und hatte meine basketballerischen Anfänge in Breitengüßbach, das ist in Oberfranken die Anlaufstelle für den Nachwuchs. Als ich mein Studium in Bayreuth begonnen habe – Sport und Wirtschaft für Realschule – war ich vier Jahre in Bayreuth und habe in dieser Zeit für den BBC gespielt. Zwei Jahre war ich voll in der 1. Bundesliga dabei, dann musste ich etwas kürzer treten. Während der Examenszeit war kein Profibasketball möglich, da habe ich dann in der Regionalliga-Mannschaft gespielt. Nach dem Examen war ich zudem für ein Jahr in Neuseeland . . .

. . . also erst mal weit weg von Bayern . . .

Zeis: . . . ja schon, aber vorher hatte ich nie die Chance dazu gehabt. Viele Freunde von mir haben ein Auslandssemester gemacht in England oder Spanien. So was war bei mir wegen des Erstliga-Engagements nicht möglich. Deshalb habe ich beschlossen nach dem Examen ein Jahr im Ausland einzuschieben, und das mit dem Lehrerjob zu kombinieren. Ich glaube, ich habe 50 Bewerbungen geschrieben und wurde schließlich von einer High School in Neuseeland genommen. Ich habe dort als Lehrer gearbeitet und war auch Basketball-Coach. Es war ein sehr, sehr tolles Jahr, extrem erlebnisreich. Auch die neuseeländische Kultur fand ich richtig, richtig cool.

Vorigen Sommer sind sie zum Liga-Konkurrenten des VfL, dem TSV Oberhaching-Deisenhofen, gegangen. War Treuchtlingen damals auch schon ein Thema?

Zeis: Mit „Harli“ (gemeint ist VfL-Coach Stephan Harlander, die Redaktion.), den ich früher schon mal als Trainer hatte, war ich immer wieder in Kontakt. Aber vor einem Jahr stand Treuchtlingen nie echt zur Debatte, denn für mein erstes Jahr im Referendariat musste ich nach Ebersberg bei München und dann habe ich mich Oberhaching angeschlossen.

Jetzt wechseln sie im Referendariat nach Riedenburg bei Kelheim und sind diese Woche in die Nähe von Ingolstadt umgezogen. Sicher hätte es dort auch Vereine gegeben. Was gab den Ausschlag für den VfL Treuchtlingen?

Zeis: Im Endeffekt standen nur zwei Vereine wirklich zur Debatte: Treuchtlingen und Wolnzach. Da ich auf jeden Fall höherklassig spielen wollte, nämlich in der ProB oder in der Regionalliga und einfach Bock auf Basketball habe, habe ich mich für den VfL entschieden. Ich bin jetzt 29, werde nicht jünger und bin im perfekten Alter, um noch einmal anzugreifen. Hinzukommt, dass ich die Treuchtlinger Spielweise kenne. Ich mag den Team-Basketball, wie ihn der VfL spielt, sehr gerne. Ich kannte auch schon zwei, drei Spieler und komme auch wegen Harli als Trainer.

Ex-Bundesliga-Spieler Peter Zeis:

© Bastian Mühling

Wie war das vor rund elf Jahren unter Stephan Harlander bei Falke Nürnberg?

Zeis: Das war eine spezielle Situation. Es war unsere erste ProA-Saison. Wir hatten in Nürnberg ein extrem junges Team mit lauter 18- und 19-Jährigen, während unsere Gegner meist mit sechs Amerikanern aufgelaufen sind. Deshalb waren wir auch nicht so erfolgreich. Die Zeit hat uns jungen Spielern aber sehr viele Erfahrungen eingebracht, weil wir ins kalte Wasser geworfen wurden und gegen gestandene Männer und Basketballer gespielt haben. Und Harli? Der hat immer einen sehr guten Job gemacht.

Er bezeichnet Sie noch heute als einen seiner Lieblingsspieler, und die Zusammenarbeit lebt neu auf. Wie war der Einstand in Treuchtlingen, wie wurden sie aufgenommen?

Zeis: Ich komme sehr gut mit dem ganzen Team klar. Das habe ich vom ersten Trainingstag an gemerkt. Da macht keiner seine Ego-Sachen. Ich muss aber definitiv noch an meiner Fitness arbeiten.

Was war der Grund, dass Sie 2015 aus dem professionellen Basketball ausgestiegen sind?

Zeis: Zum einen waren das Studium und das Examen sehr zeitaufwendig. In den sechs Monaten zuvor musste ich viel lernen. Das lässt sich nicht mit einem zweimaligen Training pro Tag als Profi verbinden. Zum anderen war es zwar eine coole Zeit in der 1. Liga, in der ich mir aber auch eingestehen musste, dass ich nicht so erfolgreich war, um davon längere Zeit meinen Lebensunterhalt zu bestreiten.

Treuchtlingen will mit einem Amateur- und Nachwuchskonzept möglichst weit kommen. Was ist in dieser Saison für den VfL drin?

Zeis: Der VfL hat eine sehr hohe Konstante und hat in den vergangenen Jahren immer oben mitgespielt. Letztes Jahr ist Treuchtlinger Dritter geworden und hat uns mit Oberhaching am letzten Spieltag den Titel verwehrt – das war schon sehr hart. Zur neuen Saison ist die Mannschaft ziemlich zusammengeblieben und hat ein paar neue Leute dazubekommen. Ich bin mir sicher, dass wir mit dieser Truppe wieder oben dabei sein werden.

Ihr vorhin erwähnter erster Trainingstag endete mit einem geselligen Abend – in Lederhosen und VfL-T-Shirts ging’s zur Kirchweih nach Weißenburg. Wie war’s?

Zeis: Das war supernett und cool. Die Volksfeste in Bayern bin ich natürlich gewohnt. Ich mag die Kultur hier und gehe gerne auch mal ein paar Bier trinken. Für eine Mannschaft sind solche gemeinsame Unternehmungen wichtig, um das Team zu stärken. Zu einer neuen Saison muss alles zusammenwachsen, was aber kein Problem ist, wenn nur zwei oder drei Puzzleteile dazukommen. Ich selbst bin auf jeden Fall keiner, der herausstechen will.

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