Forstamt übernimmt die Jagd im Weißenburger Stadtwald

1.11.2018, 06:00 Uhr
Forstamt übernimmt die Jagd im Weißenburger Stadtwald

© Robert Renner

Die städtische Jagd ist in sogenannte Jagdbögen mit den Bezeichnungen Ia bis VII unterteilt. Die Jagdbögen IV bis VII sind bis Ende März 2023 verpachtet. Das soll auch so bleiben. Der Jagdbogen II wird bereits als Pilotprojekt vom Forstamt in Eigen­regie bejagt. Die Jagdbögen Ia, Ib, IIIa und IIIb sind mit Genehmigung der Unteren Jagdbehörde am Landratsamt noch bis 2020 verpachtet. Hernach soll dort aber die Jagd ebenfalls auf Eigenregie umgestellt werden.

In der vorberatenden Hauptausschusssitzung war das Thema unstrittig und auch im Stadtrat herrschte in der Sache Einigkeit. Kritik wurde allerdings an der Informationspolitik des Forstamtes gegenüber den Jägern geübt. „Die Informationen sind nicht so optimal gelaufen“, stellte SPD-Fraktionsvorsitzender Andre Bengel eher zurückhaltend fest und wollte von Forstamtsleiter Jürgen Fischer wissen, „wie die Stimmung im Jägerlager ist“.

Er habe die Jagdpächter in der Zeit vom 28. September bis 4. Oktober telefonisch informiert, ein Jagdpächter habe ihn erst am 9. Oktober zurückgerufen, sagte der Forstamtschef. Seine Aussagen seien „ohne Gegenreden zur Kenntnis genommen“ worden. Ein Jäger habe ihm gesagt, dass er in seinem Bezirk bleiben wolle. Es sei „das gute Recht der Jäger, die Stadt zu bitten, weiter zu verpachten“, dennoch halte man an den Plänen fest, „Herr im eigenen Haus“ zu werden. „Das ist ja wohl legitim“, sagte Fischer, demzufolge „die Gespräche nicht von Schärfe geprägt“ waren. Es habe aber „auch keine Jubelschreie“ gegeben, räumte er ein.

Auf Nachfrage von Katrin Schramm (Bündnis 90/Die Grünen), ob die Jäger nicht mehr zum Waldbegang eingeladen würden, stellte der Forstamtsleiter fest, dass „die Jäger noch nie in Gänze eingeladen“ worden seien, sondern lediglich der Jagdpächter des jeweils begangenen Bereichs. In diesem Jahr aber sei die Veranstaltung „speziell für den Stadtrat“ gewesen.

Auch CSU-Fraktionschef Klaus Drotziger erachtet die Umstellung auf Eigenregiejagd mit Blick auf den Waldumbau als notwendig. Der Sachverhalt sei beim Waldbegang und beim Umweltgespräch klar dargestellt worden. „Die Kommunikation mit den Jägern war aber mehr als unglücklich.“ Alleine, dass Fischer nur zum Telefonhörer gegriffen habe, sei nicht gut gewesen. Die Gesprächspartner seien schließlich auf das Thema nicht vorbereitet gewesen. „Das hätte man besser machen können“, ist sich Drotziger sicher. Beispielsweise hätte man die Jäger zu einem Gespräch einladen können.

OB Schröppel wollte dies so nicht stehen lassen: Das Thema „sei ja nicht neu vom Himmel gefallen“, sondern werde seit Jahren diskutiert. Daher seien die Jäger auch nicht am Telefon überfahren worden. Allerdings hätte man tatsächlich zu einer Gesprächsrunde einladen können. Ähnlich äußerten sich Maximilian Hetzner von den Grünen und Heinz Gruber. Der Freie Wähler: „Da ist keiner überrascht vom Stuhl gefallen.“

Gerhard Naß (SPD) sprach von einem „schwierigen Thema, weil wir den Jägern etwas wegnehmen“. Doch es gehe um den Stadtwald und der Stadtrat habe hier eine „große Verantwortung“. So sehr er es bedauere, dass mancher Jäger künftig kein Jagdpächter mehr sei, ihr Hobby könnten die Jäger aber auch weiterhin ausüben, nur eben in einer anderen Organi­sationsform. Darauf wies auch OB Schröppel nochmals explizit hin und versicherte: „Es geht nicht darum, dass wir jemanden vor die Tür setzen wollen.“

Begründet wird die Umstellung mit dem Umbau des Waldes hin zu klimatoleranten Mischbeständen vor dem Hintergrund des Klimawandels. Vo­raussetzung dazu seien „angepasste Wildbestände“, die „eine Verjüngung der vorkommenden Hauptbaumarten ohne Schutz ermöglichen“, erläutern die Sitzungsunterlagen.

Mit der Umstellung nehme die Stadt „ihr Jagdrecht in eigene Hände“ und könne die Jagdnutzung „wild- und waldgerecht sowie effektiv und flexibel gestalten“. In den Stadtratspapieren heißt es dazu: „Dies konnte bei der Verpachtung nicht erreicht werden.“ Will heißen: Stufenweise soll der Rehwildabschuss erhöht werden, was den Schalenwildverbiss reduziere. Nach Angaben von Forstamtsleiter Jürgen Fischer sollen auf 1 800 Hektar Fläche künftig 200 Rehe jährlich geschossen werden.

Forstamtsleiter Fischer ist überzeugt, dass mit der Umstellung auf die Eigenregiejagd und damit einhergehend einer „moderaten Erhöhung“ der Abschusszahlen „die Kosten für Wildschutzmaßnahmen in absehbarer Zeit deutlich gesenkt werden“. Erst dadurch könnten „notwendige und aufwendige Waldbaumaßnahmen“ angegangen werden.

Die Umstellung wertet man im Forstamt auch als eine Chance für neue Jäger, die eine langfristige Bindung, wie sie die bisherige Verpachtung auf neun Jahre darstellt, nicht eingehen wollen. Künftig sollen Jagd­erlaubnisscheine auf ein Jahr befristet vergeben werden.

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