Forstleute in Altmühlfranken warnen vor Borkenkäfer

19.5.2015, 14:00 Uhr
Forstleute in Altmühlfranken warnen vor Borkenkäfer

© Huber-Altjohann

So könnte es den Bäumen, genauer gesagt den Fichten, in der Region Altmühlfranken in den nächsten Wochen gehen, denn dann schwärmen die Borkenkäfer wieder aus und können jede Menge Schaden anrichten. Deswegen warnen das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF), das städtische Forstamt Weißenburg und die Forstbetriebsgemeinschaften (FBG) bereits jetzt vor den für die Bäume sehr gefährlichen Schädlingen.

„Wir wollen die Waldbesitzer aktivieren, etwas zu tun“, sagt Forstdirektor Peter Sammler, der Chef des staatlichen Forstamts mit Sitz in Gunzenhausen. Denn: Der größte Teil des Waldgebiets in der Region ist in privatem Besitz. Ob und wie stark der Borkenkäfer in den örtlichen Wäldern fliegt, ist nämlich nicht zuletzt davon abhängig, wie gut Waldbesitzer ihren Wald aufräumen. „Grundsätzlich“, sagt Eckhard Freist, der Geschäftsführer der FBG Pappenheim-Weißenburg, „ist der Borkenkäfer immer da. Mit dem leben wir wie mit der Stubenfliege.“ Wenn die Bedingungen allerdings günstig sind, sich der Käfer ungehindert vermehren kann und mehrere Generationen der kleinen Insekten in den Wäldern umherfliegen, wird es gefährlich.

Wehrlose Opfer

„Der Borkenkäfer ist ein typischer Sekundärschädling, der den Bäumen und dem Wald erst schadet, wenn bereits vorher etwas passiert ist“, sagt Freist. „Etwas passiert“ ist beispielsweise Ende März dieses Jahres, als Sturm Niklas über Deutschland zog. Einzelne Bäume im Wald wurden entwurzelt. Ein solcher Baum stellt ein wehrloses Opfer für den Borkenkäfer dar. Ungehindert kann er sich ins Holz bohren und dort seine Eier legen. Unter guten Bedinungen – zwischen 16 und 30 Grad bei trockener Witterung – kann der Käfer im Verlauf eines Sommers seine Population verzehntausendfachen. Es gilt also, das Sturmholz, das Niklas verursacht hat, so schnell wie möglich – am besten bis Mitte Juni – aus den Wäldern zu entfernen. „Wir stehen Privatwaldbesitzern jederzeit zur Verfügung, wenn Hilfe benötigt wird“, sagt Freist.

In der Region sind zwei verschiedene Käferarten unterwegs, beide befallen ausschließlich Fichten. Der Buchdrucker, der vor allem vitale Altfichten bevorzugt und der Kupferstecher, der auf Duftsignale bereits geschädigter Bäume und Altbestände reagiert und diese gezielt befällt. Während der Buchdrucker deutliche Spuren, vor allem das Bohrmehl, hinterlässt, gibt es keine Möglichkeit, einen vom Kupferstecher befallenen Baum frühzeitig zu erkennen. Deswegen sollten Altbestände möglichst schnell entfernt oder verarbeitet werden.

Wie schlimm der Borkenkäferflug in diesem Jahr wird, kann auch von den Experten letztendlich noch keiner sagen. Das sei abhängig vom Wetter und eben davon, wie gut der Wald aufgeräumt wird, heißt es seitens der Forstgruppe. Stünde ein kalter, nasser Sommer bevor, könnte sich die nächs­te Generation Käfer vielleicht gar nicht erst entwickeln. Ein trockener Sommer hingegen liefert perfekte Bedingungen.

Doppeltes Sommermärchen

Jürgen Fischer, der Leiter des städtischen Forstamts in Weißenburg, erinnert sich noch gut, wie es beispielsweise im Jahr 2006 aussah. Als Deutschland sein Sommermärchen feierte, bei strahlendem Sonnenschein und warmen Temperaturen, feierten die kleinen braunen Käfer im Wald ihr eigenes Sommermärchen. Neun Wochen ohne Regen, etwas Besseres konnte weder Fußballfans noch Borkenkäfern passieren. „In diesem Jahr konnten sich drei Generationen pro-blemlos entwickeln“, berichtet Fischer. Drei Generationen, das bedeutet, die Ursprungspopulation hatte sich verzehntausendfacht. „Durch Trockenheit geraten auch vitale Fichten in Stress, da hat der Käfer leichtes Spiel“, sagt Fischer.

Fabian Röhnisch, der Geschäftsführer der FBG Franken Süd, hat vor einigen Tagen die Borkenkäfer-Fallen, die an verschiedenen Standorten installiert sind, kontrolliert und stellte fest, dass der Borkenkäferflug schon vergleichweise stark ist. „Man merkt die wenigen Niederschläge und den Klimawandel in der Region sehr deutlich.“ Hatten bis vor ein paar Jahren vor allem die Waldbesitzer in Unterfranken mit dem Problem Borkenkäfer zu kämpfen, weil es in dieser Region tendenziell trockener ist als in Mittelfranken, dehnte der Klimawandel das Problem aus: Die Frühlings- und Sommermonate sind zu warm, die Niederschläge zurückgegangen. „Die­se Entwicklung ist für den Borkenkäfer günstig, für den Wald schlecht“, sagt Röhnisch.

Der bayerischen Landesverordnung zufolge sind Waldbesitzer zur Überwachung und Bekämpfung der Borkenkäfer gesetzlich verpflichet. In der Käferflugzeit, also zwischen Ende April und Anfang September, müssen die Wälder mindestens zweiwöchig kontrolliert werden. Waldbesitzer, die Fragen zum Thema haben oder Hilfe benötigen, können sich an die Forstverwaltung am AELF, an das städtische Forstamt Weißenburg oder an die Forstbetriebsgemeinschaften wenden. „Nur wenn man nichts macht, dann diktiert uns der Käfer irgendwann, was wir tun“, so Jürgen Fischer.

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