Frankens Peter Lustig: Er tauschte Haus gegen Bauwagen

25.6.2017, 05:38 Uhr
Frankens Peter Lustig: Er tauschte Haus gegen Bauwagen

© Foto: Stephan

Stefan Neumüller sitzt auf seiner Veranda, blinzelt in die Sonne und lächelt zur Begrüßung. Der 29-Jährige wirkt zufrieden. Sein Sessel steht eineinhalb Meter Luftlinie von seinem Schlafzimmer entfernt, bis in die Küche mögen es zwei Meter sein, der Wohnbereich ist genauso weit weg. Neumüller bittet zum Wohnungsrundgang. Der erste Eindruck ist freundlich. Viel Holz, viele Fenster, viel Licht. Eine warme, gemütliche Wohnumgebung und seit einem runden halben Jahr das Zuhause von Stefan Neumüller.

Beweglich bleiben

Der Burgsalacher ist Ingenieur. Er erforscht Klimasysteme, die er immer wieder mit seinen Kollegen in Finnland, den Höhen der Schweiz oder den Wüsten der USA in Extremsituationen testet. In Burgsalach fühlt er sich zu Hause, aber das Ausland interessiert ihn, und vor allem will er beweglich bleiben. "Ich wollte mir nicht ein Riesenhaus ans Bein binden und die nächsten 30 Jahre Schulden haben", erzählt er.

Gute 60 000 Euro hat der Wagen gekostet. Zwei, drei Jahre will Neumüller nun dort wohnen, dann mit der Freundin zusammenziehen. Irgendwann darf es dann auch ein echtes Haus sein, aber erst, wenn es die Lebenssituation hergibt. "Wenn es so weit ist, dann nutze ich meinen Wagen als Ferienhaus und stelle ihn an irgendeinen See", sagt Neumüller. Etwa drei Stunden bräuchte er, um den Wagen fahrbereit zu machen.

Nur ist das mit dem Irgendwohinstellen nicht so einfach, wie der Burgsalacher sich das gedacht hatte. Das Weißenburger Landratsamt hält seinen Wagen für ein Haus — auch wenn unten vier Räder dran sind. Zum Gebäude wird der Wagen baurechtlich, weil er sich über einen längeren Zeitraum nicht bewegt.

Böser Brief vom Amt

Die Lage ist einigermaßen kompliziert. Inzwischen hat sich das Landratsamt entschieden, dass ein Bauantrag nicht genehmigungsfähig ist. Als Begründung gab man an, dass sich das "Haus" nicht in die Umgebung einfüge. Unter anderem bemängelte man, dass der Wohnwagen kein Satteldach habe.

Im April fand Stefan Neumüller im Briefkasten einen Räumungsbescheid. "Da bin ich ganz schön ins Schleudern gekommen", erzählt der Ingenieur. Er sollte sein eigenes Grundstück umgehend verlassen und außerdem 100 Euro Strafe zahlen, da er vorsätzlich in ein nicht genehmigtes Wohngebäude eingezogen sei.

Inzwischen hat sich Neumüller juristisch beraten lassen und setzt auf eine neue Strategie. Gebäude bis zu einem umbauten Raum von 75 Kubikmetern seien auch ohne Genehmigung zulässig, sagt er. Sein Wagen habe nur 56 Kubikmeter.

Im Übrigen hat auch die Gemeinde Burgsalach nichts gegen Neumüllers Wohntraum. Bürgermeister Fritz Amler sagt: "Wenn ihm das so gefällt. Warum nicht?!" Und gefallen tut es inzwischen auch seinen Eltern, der Freundin und vielen Burgsalachern. "Hier war richtig was los, als ich den Wagen hingestellt habe", lacht Neumüller. "Viele erinnert das ein bisschen an Peter Lustig". Und da gibt es ja wahrlich schlimmere Vorbilder.

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