Grüngut als Problem

16.3.2017, 06:08 Uhr
Grüngut als Problem

© Maurer

Hintergrund der Debatte ist eine Änderung der Bayerischen Pflanzenabfall-Verordnung. Die lässt das Verbrennen von holzigen Gartenabfällen innerorts nicht mehr zu. Früher war das zumindest in festgelegten Zeit­fenstern im Frühjahr und im Herbst möglich. Die Energie, die in dem Material steckt, soll nicht einfach sinnlos in die Luft geblasen werden. Außerdem gibt es sinnvollere Verwendungen für die Äste, die zum Beispiel beim Mulchen guten Dienst leisten können. Und schließlich hat das Verbrennen nasser Äste oft auch für Ärger bei den Nachbarn gesorgt, weil es eine starke Rauchentwicklung gab.

Die SPD-Kreistagsfraktion hatte deshalb einen Antrag gestellt, um über den Stand der Dinge zu informieren und mögliche Lösungen aufzuzeigen. Landrat Gerhard Wägemann hatte das Thema bereits bei der jüngsten Bürgermeisterinformationsveranstaltung angeschnitten. Nun berichtete im Umweltausschuss Abfallwirtschafts-Sachgebietsleiter Michael Hufnagel über die Situation im Landkreis.

Sein Tipp für Gartenbesitzer, denen das Volumen der Biotonne nicht ausreicht: eine zusätzliche Saison-Tonne. Als 240-Liter-Tonne (das ist so groß wie die Standard-Papiertonnen) kos­tet das 6,67 Euro im Monat. Umgerechnet sind das knapp sieben Euro je Kubikmeter bei wöchentlicher Leerung von Mai bis Oktober. Will man den Service auch für April und November (14-tägige Leerung) zusätzlich haben, ergeben sich knapp acht Euro, hat Hufnagel errechnet. Dort, wo es im Landkreis bereits Entsorgungssysteme für Grüngut gibt, liegen die Gebühren auch bei bis zu acht Euro je Kubikmeter.

Großer Vorteil der Saison-Tonne: Für diesen Preis wird das Material sogar zu Hause abgeholt. Der Nach­teil ist allerdings: Für Äste sind die Tonnen nicht besonders geeignet. Nicht nur Landrat Gerhard Wägemann zeigte sich im Umweltausschuss überrascht, dass die vor ein paar Jahren geänderte Gebührenordnung diese Option der Saison-Biotonne hergibt. „Gerade in den Städten ist das für viele sicher eine ganz interessante Lösung“, ist Wägemann überzeugt. Dem pflichteten mehrere Kreisräte bei. Allerdings gab Hufnagel auch zu be­denken, dass es ein Problem werden könnte, „wenn jetzt der große Run einsetzt“. Dann könnte die Tourenplanung schwierig werden, weil sonst die Fahrzeuge zu früh voll sind.

Die Kommunen sind zuständig

Generell sind für das Grüngut die Kommunen zuständig. Was die Entsorgung der Gartenabfälle anbelangt, teilt sich Weißenburg-Gunzenhausen in zwei etwa gleich große Lager. Bei
14 Kommunen gibt es ein zumindest ordentlich funktionierendes Verwertungssystem für die holzigen Gartenabfälle, bei den anderen 13 hat die Verwertung Lücken oder es gibt gar nichts. In immerhin fünf Kommunen ist das so – an sich ein illegaler Zustand, wie im Umweltausschuss immer wieder anklang.

Die Full-Service-Lösung wäre ein Netz mit offenen Containern, an denen die Bürger rund um die Uhr ihr Grüngut anliefern können, schilderte Hufnagel. Doch das sei letztlich nicht verursachergerecht, gab er zu bedenken. Denn die Kosten würden auf alle Gebührenzahler umgelegt – auch auf jene, die gar keinen Garten haben. Man müsse vermutlich mit einer Größenordnung von zehn Euro mehr pro Haushalt im Jahr rechnen. Außerdem wäre eine solche Lösung nicht schnell zu realisieren, weil sie europaweit ausgeschrieben werden müsste. Heuer bräuchte noch keiner Gartenabfälle anzuliefern.

Hufnagel sprach sich deshalb für individuelle Lösungen aus, die auf das aufsetzen, was in den jeweiligen Gemeinden schon vorhanden ist. Landrat Wägemann sieht das ähnlich: „Ich will den Gemeinden da nichts überstülpen.“ Auch die Kreispolitiker sind auf dieser Linie. Klaus Fackler (Freie Wähler) sprach sich klar dafür aus, das Problem „mit den Landwirten vor Ort zu lösen“. Das sei schließlich auch ein regionaler Kreislauf. Ähnlich sieht das Helmut Rottler von der CSU, bekanntermaßen selbst Landwirt: „Das muss in den Gemeinden bleiben.“ Auch die SPD, die ja mit ihrem Antrag den Stein mit ins Rollen gebracht hat, beharrt keineswegs auf eine Rück­übertragung der Zuständigkeit an den Landkreis. Gerd Rudolph: „Wenn es über die Gemeinden funktioniert, ist der Antrag natürlich obsolet.“

Treuchtlingen als Vorbild

Fackler verwies auf die Lösung in seiner Heimatstadt Treuchtlingen. Dort landet holziges Material im Blockheizkraftwerk der Stadt und Grüngut wird aufbereitet und auf landwirtschaftlichen Flächen verteilt. Es sei nicht ganz einfach gewesen, hierfür die Genehmigungen zu bekommen, doch nun lasse sich die Lösung auf andere Orte übertragen. Heidenheim und Langenaltheim haben bereits signalisiert, sich an Treuchtlingen anhängen zu wollen.

„Offene Container sind eine teure Lösung“, stellte Maximilian Hetzner (Grüne) fest. Der Weißenburger sieht in der Saison-Tonne eine gute Idee. Auch ein Sammelnetz über die Wertstoffhöfe ist nach Ansicht von Reinhard Ebert (ÖDP) keine echte Lösung. Dort sei speziell an den Samstagen eh schon so viel los. „Wenn da der Run einsetzt, bricht ja alles zusammen.“

Eine Entscheidung hat der Umweltausschuss nicht getroffen, wie es nun weitergehen soll. Doch die Container-Lösung ist sicher vom Tisch. Somit werden nun Kreisverwaltung und die Städte und Gemeinden versuchen, eine für die Bürger ordentliche Lösung auf die Beine zu stellen.

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