Gutmann AG will weiter wachsen

9.11.2017, 06:24 Uhr
Gutmann AG will weiter wachsen

© Markus Steiner

Die Auslagerung hat vor allem logistische Gründe, erklärte Gutmann-Vorstand Bruno Fijten den rund 650 Mitarbeitern in einer Betriebsversammlung. Denn die Extrusion, wo tonnenweise Aluminium gepresst wird, und die Bausystemsparte passen von Ablauf und Organisation nicht mehr so recht zusammen.

Bruno Fijten erklärt es so: „Wir in der Extrusion denken in Tonnen und die Bausysteme denken in Stückzahlen.“ Für die Bausysteme seien vor allem Logistik und Technologie wichtig. In den Presswerken gehe es dagegen vor allem um Menge. Wenn man weiß, dass am Standort in Weißenburg derzeit Jahr für Jahr 1 000 Tonnen mehr produziert werden, kann man sich vorstellen, dass das Unternehmen vor großen Herausforderungen steht. Zumal das Unternehmen weiterhin auf Wachstumskurs ist.

Und den glaubt man künftig besser mit zwei getrennten GmbHs zu stemmen, erklärten Produktions- und Personalleiter Herbert Link, Vice-President Arnd Brinkmann und Bruno Fijten gestern in einem gemeinsa-
men Pressegespräch mit unserer Zeitung.

Gleicher Tarif, gleiche Rechte

„Die Gründung einer zweiten GmbH ist keine Sparmaßnahme, sondern eine Win-win-Situation für alle“, betonte Fijten. Der Vorstand erklärt es so: „Unsere Bausystembranche ist von Jahr zu Jahr gewachsen und inzwischen erwachsen geworden. Wir entlassen sie jetzt in die Volljährigkeit.“ Dennoch bleibe man natürlich weiterhin eine Familie, zog der Vorstand einen Vergleich und versprach, dass dieser Weg die richtige Weichenstellung für die Zukunft sei.

Dieser Darstellung will nicht einmal der Betriebsrat widersprechen. Auch der sieht die Auslagerung der Bau­systeme als richtig an, weil dadurch überschaubarere Einzelbereiche geschaffen werden. Und so wollte nicht einmal Franz Spieß, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Schwabach, Wasser in den Wein gießen und bestätigte, dass hinter der Neugründung einer zweiten GmbH „keine Schweinerei“ stecke, sondern es sich vielmehr um eine „spannende Sache“ handle und man die Logistik neu feinjustiere. Die Veränderung, die für Gutmann sehr wichtig sei, ist von den Mitarbeitern Fijten zufolge positiv aufgenommen worden. Vermutlich vor allem weil sich an den bisherigen Konditionen nichts ändern wird: Alle Mitarbeiter der neuen GmbH werden den gleichen Tarifvertrag und die gleichen Rechte erhalten.

Wenn man so will, dann ist die Auslagerung der Bausysteme in eine neue GmbH vor allem dem Erfolg geschuldet: Die Baubranche boomt nach wie vor und deshalb können sich auch die Hersteller von Bausystemen nicht über mangelnde Aufträge beklagen. In der Sparte Holz-Aluminium ist Gutmann seit längerer Zeit Marktführer und kann auch ausgefallene Wünsche erfüllen und „just in time“ liefern. Wo­rauf man in Weißenburg aber besonders stolz ist: Gutmann kann als einziger Hersteller in der Branche Alurahmen nahtlos verschweißen.

Die Väter des Erfolgs

Neben dieser Expertise hat der Erfolg aber noch weitere Väter, erklärt Vice-President Arnd Brinkmann: „Mehrwert für den Kunden, Schnelligkeit und Verlässlichkeit in den Prozessen und Kommunikation mit Mitarbeitern und Kunden.“ Weil es immer schwieriger wird, diese hohen Ansprüche zu erfüllen, je größer ein Unternehmen ist, verspricht man sich bei Gutmann durch die Auslagerung der Bausysteme eine höhere Effizienz,
die auch weiterhin ein gesundes Wachstum zulässt.

Derzeit fährt die Produktion am Weißenburger Standort Fijten zufolge jedenfalls „auf Volllast“. Die Kunden des Weißenburger Aluminium-Spezialisten kommen vor allem aus Deutschland, Augsburg, der Schweiz und Anrainerstaaten. Weil in Niedrig- bzw. Nullzinszeiten vor allem in „Betongold“ investiert werde, erklärte Brinkmann, geht man bei Gutmann davon aus, dass die Bausysteme weiterhin stark nachgefragt werden.

Allein in diesem Jahr, rechnete Fijten vor, werden allein in Deutschland knapp 14 Millionen Fenster verbaut, darunter etliche Holz-Alufenster made in Weißenburg. Und das soll auch in Zukunft so bleiben. Gutmann-Personalleiter Link glaubt, dass die Maßnahme der Ausgliederung ohnehin längst überfällig war: „Wir vollziehen jetzt das, was unsere Hauptkonkurrenten schon lange gemacht haben. Ab dem 1. Januar sind wir jetzt genauso aufgestellt.“

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