Hecken sollen die Graugänse vom Strand fernhalten

27.4.2012, 16:33 Uhr
Der Kot Hunderter von Wildgänsen verärgert im Fränkischen Seeenland immer mehr Besucher.

© dpa Der Kot Hunderter von Wildgänsen verärgert im Fränkischen Seeenland immer mehr Besucher.

 Teilnehmer des Runden Tisches „Ruhezonenkonzept Wasservögel inklusive Gänsemanagment am Altmühlsee“ waren vor allem Vertreter der Seen-Zweckverbände, der Landwirtschaft, der Wasserwirtschaft, des Naturschutzes und der Jagd. Ergebnis der Zusammenkunft: Die „bisherigen erfolgreichen Abwehr- und Schadensminimierungsmaßnahmen“ sollen „fortgesetzt und intensiviert werden“, ließ die Regierung wissen.

Doch längst nicht alle Maßnahmen greifen so gut, wie die Regierung es glauben machen will. Über Schwimmketten, die die Gänse von den Stränden weghalten sollen, hüpften die Tiere einfach drüber. Mehr Erfolg brachten Weide- und Sichtzäune, die die Gänse tatsächlich davon abhielten, vom Wasser auf die Liegewiesen zu laufen. Das bedeutete allerdings auch für die Badegäste einen Zickzackkurs in den See und zurück.

Nach Mitteilung der Regierung sollen diese Sichtbarrieren aus Folien durch Heckenpflanzungen ersetzt werden. Das sieht zumindest hübscher aus. Von Zuschüssen für solche Maßnahmen ist bei der Regierung nichts bekannt. Außerdem sei ein Ergebnis des Runden Tisches, dass die Bejagung weiter intensiviert werden soll. „Durch Jagdzeitverlängerungen konnte in den zurückliegenden beiden Jagdjahren bereits eine Verdoppelung der Abschusszahlen erreicht werden.“

Das klingt einfacher als es ist. Denn die Tiere sind äußerst clever und können problemlos Attrappen und echte Jäger unterscheiden. Wenn Letztere auftauchen, sind sie weg, von Ersteren lassen sie sich hingegen nicht irritieren. Das Jagen ist schwierig Hinzu kommt, dass sich die Bejagung speziell im flachen Gelände rund um den Altmühlsee „sehr schwierig“ darstellt, wie die Regierung auf Anfrage des Weißenburger Tagblatts bestätigte. Die Gefahr, die von Schüssen ausgeht, die ihr Ziel verfehlen, ist entsprechend groß. Aber: „Spezielle Schulungen zur Gänsejagd erscheinen nicht erforderlich und sind seitens der Regierung nicht beabsichtigt“, teilte die Pressestelle mit.

Die von Tierschützern kritisierte Gössel- oder Mauserfang, die in der Vergangenheit schon einmal angeregt worden war, ist kein Thema. „Ein Mauserfang von nicht brütenden Altgänsen oder ein Fang von Jungtieren ist seitens der Regierung nicht angedacht“, antwortete die Ansbacher Behörde. Auch gibt es aktuell keine Pläne für eine Umgestaltung der Vogelinsel.

Die Grau- und Kanadagänse haben sich in den vergangenen Jahren zum echten Problem entwickelt. Sie fühlen sich im Seenland pudelwohl. Die flachen Strände, die schönen Liegewiesen – ein Traum für die Tiere, die einer Studie zufolge oft als „Tagesgäste“ aus München nach Franken kommen.

Das Problem: Eine einzige Gans kann am Tag durchaus zwei Kilogramm Kot hinterlassen. Dr. Andreas König, der an der Technischen Universität München den Lehrstuhl für Tierökologie inne hat, forscht seit drei Jahren, wie die zunehmende Grauganspopulation in den Griff zu kriegen ist.

Der Landesbund für Vogelschutz berichtete über Beispiele erfolgreicher Maßnahmen aus anderen Teilen Deutschlands. Er forderte bei allen Vergrämungsmaßnahmen eine konse- quente Sicherung und einen Schutz von ausreichend großen Ruhezonen für Wasser- und Watvögel, heißt es in der Pressemitteilung der Regierung.

Wo diese Zonen genau liegen könnten, müsse noch in weiteren Gesprächen geklärt werden. Regierung koordiniert Die Regierung von Mittelfranken wird die Koordination der Maßnahmen übernehmen. Sie will auch Ausgleichszahlungen für geschädigte Landwirte prüfen. Denn die Tiere verkoten nicht nur Badestrände und Liegewiesen, sondern verunreigen auch landwirtschaftslich genutzte Felder.

Vorgesehen ist zudem , die Ergebnisse der wissenschaftlichen Unteruschung des Gänseproblems für den Altmühlsee und dessen Umgebung in einer Karte aufzubereiten. Sobald das geschehen ist, soll es einen weiteren Runden Tisch geben. Sitzungsleiter Klaus Gabriel von der Regierung von Mittelfranken sieht bei konsequentem Handeln mittel- und langfristig gute Erfolgsaussichten. Er machte aber auch klar, dass eine für alle Betroffenen befriedigende Lösung des Gänseproblems nach den bisherigen Erfah- rungen kurzfristig nicht möglich ist. Schnelle Erfolge seien nur sehr lokal und eingeschränkt zu erwarten.

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