Heftige Gesellschaftskritik

24.10.2016, 08:28 Uhr
Heftige Gesellschaftskritik

© Leykamm

„Machen wir so viel verkehrt?“, brach es aus ihr heraus. Besonders über die unterschwellige Kritik an der konventionellen Bewirtschaftung der Felder sowie überzogene Vorstellungen zeigte sie sich verärgert. Als sie kürzlich etwa bei einer Veranstaltung die Begeisterung über den eigenen Boden äußerte, sei prompt die Frage gekommen: „Machen Sie Bio?“

Auf der Regio1-Messe in Gunzenhausen wiederum sei es schwer gewesen, Rosinen für die Kuchen aus regionalem Anbau zu bekommen, meinte Horrer ironisch. Eher ernüchternd sei auch ein kürzliches Treffen auf ihrem eigenen Hof verlaufen. Der katholische Dekan Konrad Bayerle habe um ein solches gebeten. Der Termin wurde ein Jahr vor seinem Stattfinden festgesetzt, es sei allerdings seitens der Geistlichkeit nur der Dekan erschienen, zusammen mit einem halben Dutzend Interessierter. Der Dialog mit Gesellschaft und Kirche gleiche so eher einem Boden, der eher schwer zu beackern sei.

Das sei umso betrüblicher, als dass Negativschlagzeilen umso schneller die Runde machten, sobald irgendwo mal eine Güllegrube lecke. Horrer sprach sich aber auch weiter für Dialog aus, ebenso wie für ein selbstbewusstes Eintreten für Branche und Betrieb. „Dazu habt Ihr die Kraft“, rief sie den Ortsbäuerinnen zu.

Drastische Beispiele

Ähnlich sah dies auch Bezirksbäuerin Christine Reitelshöfer, die auch drastische Beispiele für Gegenwind aus Teilen der Bevölkerung nennen konnte. So wusste sie von Einbrüchen in Ställen und dort heimlich installierten Kameras zu berichten. Was auch juristische Verfahren nach sich zöge. Aber nicht etwa gegen die Einbrecher, sondern gegen den betroffenen Bauern.

Reitelshöfer erzählte von eine Fall, bei dem der Landwirt von einem Verfahren gegen ihn erst erfuhr, als ihm dessen Einstellung per Post ins Haus flatterte. Den Bogen gänzlich überspannt aber hätte eine Gruppe, die nachts ein totes Schwein auf einen Hof geschmuggelt habe und es dort filmte. Die Ohrmarke des Tieres brachte den Betrug zutage.

Derweil gibt es in anderen Teilen der Welt ganz existenzielle Probleme. Wie etwa in Westkenia, wo sich die Landfrauen aus unseren Breitengraden in Sachen Entwicklungshilfe engagierten und zum Beispiel Tipps geben bezüglich Kartoffelsorten, die wesentlich ertragreicher seien als die bis dato dort angebauten. Auch bei den Biogasanlagen gäbe es großen Entwicklungsbedarf.

An Horrer war es dann wiederum, die Aktionsvielfalt vor der Haustür zu beleuchten. Sie konnte auf zahlreiche kleine und große Veranstaltungen verschiedenster Art zurückblicken. Da-runter auch den Bauerntag mit dem Präsidenten des Deutschen Bauernverbands, Joachim Rukwied, oder den Landfrauentag mit Landesbäuerin Anneliese Göller. Im kommenden Jahr wird an dieser Veranstaltung übrigens Regionalbischöfin Gisela Bornowski sprechen.

Bei solchen Aktionen immer dabei ist der Landfrauenchor, der sich seit geraumer Zeit in neuem Outfit präsentiert, zugleich allerdings Nachwuchs gebrauchen könnte, hieß es in Emetzheim. Die Messe Regio1 habe mit dem Käsekuchenwettbewerb der Landfrauen bereichert werden können, zeigte sich Horrer zufrieden. Gewonnen hatte indes ausgerechnet ein Kuchen mit dem Titel „Faule Weiber“.

Sehr gut angekommen sei ein Wanderabend im katholischen Gundelsheim. Horrer erinnerte an Aktionen wie „Landfrauen machen Schule“, „Schürzen für kleine Köche“ oder „Trittsicher“, bei der man spitze in Bayern sei. Um die Bedeutung des Zusammenhalts für die gemeinsame Sache zu illustrieren, ließ sie vor den Augen der Besucherinnen der Tagung von ihren Vorstandskolleginnen ein Blumenbeet zimmern. Die Ortsbäuerinnen seien hier die Schrauben, die die Bretter (Mitglieder) zu einem großen Ganzen zusammenfügten.

In die „Erde der Ideen“ durften alle Anwesenden eine Blumenzwiebel stecken, um die Kiste gemeinsam mit Leben zu erfüllen. Es gelte den Bayerischen Bauernverband auf Kreisebene zum Blühen zu bringen. Er selbst wurde durch eine hübsche Schleife symbolisiert, die Kreisgeschäftsführer Rainer Minnameier persönlich anbrachte.

„Marke Bayern“

Er verwies zugleich auf eine Unterschriftenliste, mit der unter anderem eine stärkere Unterstützung für die heimischen Erzeuger gefordert wird. Langfristig ist angedacht, eine „Marke Bayern“ in den Lebensmittelregalen zu etablieren. Er bedankte sich für das Engagement der Landfrauen, das auch die stellvertretende Kreisbäuerin Inge Schuler würdigte.

Dies tat auch Landrat Gerhard Wägemann. Ohne die Damen würde beispielsweise bei den Dorfwettbewerben nichts laufen. „Sie prägen das Gesicht des Landkreises“, lobte der Landrat. Zudem leisten sie einen großen Beitrag, um die Region zukunftsträchtig und lebenswert zu erhalten. „Ich bin beeindruckt von dem, was Ihr so alles auf die Beine stellt“, meinte Hauswirtschaftsoberrätin Rita Loy darauf.

Doch auch das von ihr vertretene Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten weiß einiges etwa in Sachen Bildungsprogramm zu bieten, wie
sie in ihren Ausführungen deutlich machte.

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