Herzlich, offen und ohne Hochmut

10.4.2018, 08:59 Uhr
Herzlich, offen und ohne Hochmut

© Jürgen Leykamm

Denn die posthum mit dem 128 Seiten starken Werk gewürdigte Sympathie- ist zugleich die letzte Namensträgerin eines Adelsgeschlechts, dessen Bedeutung weit über Mittelfranken hinausreichte. So gibt es viele Orte, deren eigene Geschichte untrennbar mit dem Namen Pappenheim verbunden sind. Lützen (Burgenlandkreis), Gräfenthal (Saalfeld-Rudolstadt) oder Bellenberg (Neu-Ulm) sind signifikante Beispiel hierfür. Aus all jenen Regionen kamen die Besucher angereist und wussten dabei auch von persönlichen Beziehungen entweder zur Verstorbenen oder zur Altmühlstadt zu berichten.

Die Nachfahrin der berühmten Reichserbmarschälle hat eben einfach „unser Städtchen über 91 Jahre auf besondere Art mitgeprägt“, betonte zur Begrüßung der evangelische De­kan Wolfgang Popp. Der Tod „unserer hochverehrten Gräfin“, so Landrat Gerhard Wägemann, habe unzählige Menschen tief getroffen. Sie hinterlasse eine spürbare Lücke in der Gesellschaft. Die Trauerrede zu halten, sei für ihn nicht nur emotional keine leichte Aufgabe gewesen, sondern auch aufgrund der großen Vielfalt des Engagements, das in solchen Worten seinen Niederschlag finden sollte.

Herzlich und offen

Nachzulesen ist Wägemanns Rede nun auch in dem Buch namens „Gräfin der Herzen“ mit dem Untertitel „Erinnerungen an Ursula Gräfin zu Pappenheim“. Verleger Janos Stekovics, der als Fotograf auch für die gekonnte Bebilderung des Buches sorgte, erinnerte sich bei dessen Vorstellung gerne an seine Stippvisite in der Altmühlgemeinde, als die Aufnahmen entstanden. Er habe die Herzlichkeit und Offenheit der porträtierten Dame schätzen gelernt – im Werk so wie auf dem Umschlagbild ist sie unter anderem mit Blumenstrauß und Dackel abgebildet. Beides habe nicht fehlen dürfen, so Stekovics.

Herzlich, offen und ohne Hochmut

© Jürgen Leykamm

„Eine bessere Botschafterin für eine Stadt kann man sich nicht wünschen“, würdigte Hauptautor Maik Reichel die Verdienste der Adeligen. Er hatte schon über Gottfried Heinrich Graf zu Pappenheim ein Buch verfasst. Reichel blickte zurück ins Jahr 2006, als er Bürgermeister von Lützen und als solcher zum 80. Geburtstag der Gräfin eingeladen war. Bei ihrem Gegenbesuch vier Jahre später durfte sie in dem für die gleichnamige Schlacht bekannten Ort (wo Gottfried im Dreißigjährigen Krieg im Gefolge von Wallenstein auf Gustav II. Adolf von Schweden traf) das Schild der neuen „Pappenheimer Straße“ enthüllen. Seine persönlichen Begegnungen mit der Gräfin und dabei erzählte Anekdoten lässt Reichel in dem Werk widerhallen – wie auch die Geschichte Pappenheims sowie die des Adelsgeschlechts.

„Wallensteins Tod“ (Friedrich Schiller) wird ausgiebig zitiert – weil sich darin eben jenes berühmte Sprichwort findet: „Daran erkenn’ ich meine Pappenheimer“, ein Satz, dessen Hintergründe ebenso im Buch beleuchtet werden. Auch „Stimmen aus Pappenheim“ kommen zu Wort, und es ist zugleich von der „Gesellschaft der Niederländter“ zu lesen, deren Schirmherrin eine Gräfin war, die sich auch nicht gescheut hat, „auf dem Marktplatz Eier zu verkaufen“, so Reichel. Denn ihre eigene Geschichte findet in dem Buch freilich viel Platz. Des Autors Fazit: „Sie liebte die Menschen und die Menschen liebten sie!“

Deshalb „können wir stolz auf dieses kleine Geschichtswerk sein“, betonte in ihren Worten Renate Prusakow, Vorsitzende des Heimat- und Geschichtsvereins Pappenheim und Ortsteile. Sie zeigte sich beeindruckt davon, dass es gelungen sei, den ganz großen Bogen von der Historie bis hin etwa zum jungen Verein der hiesigen „Maibaum Buam und Madli“ zu spannen, die der Gräfin vor Jahren einen eigenen solchen Baum widmeten.

Enorme Strahlkraft

Die „Strahlkraft dieser bemerkenswerten Pappenheimerin“ sei eben einfach enorm, unterstrich Bürgermeister Uwe Sinn im Blick auf die verstorbene „Grande Dame des Neuen Schlosses“, wie er sie im Buch selbst nennt. Sie habe stets „für jeden ein gutes Wort“ übrig gehabt, sei sehr volksnah gewesen und habe jeglichen Hochmut vermissen lassen.

Allerdings „wäre ich lieber zu einer Geburtstagsfeier gekommen“, gestand Bellenbergs Bürgermeisterin Simone Vogt-Keller. Die Gräfin sei ihr „Freundin und Vorbild“ gewesen. In ihrer Gemeinde erinnert bald ein Stelen-Rundwanderweg an die Pappenheimer Herren von einst. Henry Bechtoldt, Vorsitzender des Gräfenthaler Heimat- und Geschichtsvereins, erinnerte an die Brauerei seiner Kommune mit dem Namen der Reichserbmarschälle, und der amtierende Bürgermeister von Lützen, Uwe Weiß, blickte nach vorne und gelobte, bald Busse mit Bürgern seiner Region an die Altmühl zu holen. Denn die historischen Verbindungen, für die auch die Gräfin stand, aufrechtzuerhalten und die Beziehungen weiter auszubauen – „das liegt jetzt an uns“, so das auswärtige Rednertrio unisono. Ein Ensemble der Pappenheimer Stadtkapelle unterstrich schließlich musikalisch diese Botschaft, die wohl ganz im Sinne der Gräfin gewesen sein dürfte.

Das Buch „Gräfin der Herzen“ ist für 19,80 Euro im Buchhandel (ISBN-Nummer 9783899233919) erhältlich und im Verlag Janos Stekovics erschienen.

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