In Altmühlfranken ist die Kfz-Versicherung teurer

28.12.2017, 06:00 Uhr
In Altmühlfranken ist die Kfz-Versicherung teurer

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Herr Jarren, der Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen ist bei der Teil­kasko in die ungünstigste Regionalklasse 10 eingestuft. Damit liegt Weißenburg-Gunzenhausen 33,5 Prozent über dem Durchschnitt. Auch bei der Haftpflichtversicherung und der Vollkasko sind die Autofahrer aus dem Landkreis höher eingestuft als der bundesweite Durchschnitt. Wie kommt das aus Ihrer Sicht zustande?
Jörg Jarren: Zuallererst sind die Autofahrer im Landkreis keine schlechten Autofahrer, aber wir haben viel Tourismus bei uns, der sich bei den Haftpflichtschäden auswirkt. Bei der Kasko ist das anders, da sind es die Unwetter, die unsere Region stellenweise hart getroffen haben.
Warum spielt es eine Rolle, dass es prozentual zur Einwohnerzahl gesehen relativ viele Touristen gibt? Sind die in der Regel schlechtere Autofahrer als Einheimische?
Jarren: Ja, davon kann man ausgehen, weil sie ja schlechtere Ortskenntnisse haben und manche Verkehrssi­tuation schlechter einschätzen. Auf die Einwohnerzahl heruntergerechnet passieren hier im Landkreis prozentual gesehen mehr Unfälle als zum Beispiel in München.
Das verwundert mich jetzt insofern, weil ja die Verkehrsdichte in München auch viel höher ist . . .
Jarren: In München gibt es mehr Bagatellschäden, bei uns in der Region ist die Schadenshöhe pro Unfall im Schnitt höher. Das lässt sich daraus ableiten, was wir bei einem Schaden im Durchschnitt ausbezahlen.
Und daraus lässt sich nicht ableiten, dass hier im Landkreis besonders schlechte Autofahrer leben? Es kann ja kein Zufall sein, dass manche das Kennzeichen „WUG“ ja mit „wild und gefährlich“ übersetzen . . .
Jarren (lacht): Das hat aber nichts mit der Haftpflichtschadensquote zu tun. Wild und gefährlich passt eher zur Kaskoversicherung, weil wir im Unterschied zur Großstadt hier natürlich mehr Wildschäden haben. Aber vor allem auch die Unwetter haben hier ganz schön zugenommen. Im Vergleich dazu halten sich die Wildschäden noch in Grenzen. Die Unwetter haben bei uns aber ganz schön eingeschlagen, wie zum Beispiel die Sturmböen der letzten Zeit. Mittlerweile haben wir fünf bis sechs größere Sturmereignisse pro Jahr. Vor fünf Jahren waren es nur zwei oder drei.
Heißt das, dass dadurch vor allem die Autofahrer betroffen sind, die ihr Fahrzeug nicht einer Garage abstellen können und deshalb in der Regel ja auch einen höheren Versicherungsbeitrag zahlen müssen?
Jarren: Nicht nur. Es sind ja manche auch während eines Hagelsturms mit dem Auto unterwegs, da bringt ja dann die Garage zu Hause auch nichts. Rein statistisch haben aber die Sturmschäden zugenommen im Landkreis.
Jetzt kann man als Autofahrer auf die Regionalklasse ja keinen Einfluss nehmen. Aber auch bei der Vollkasko liegt der Landkreis elf Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Und das sind ja die Schäden, die die Autofahrer selbst verschulden.
Jarren: Die haben aber auf der anderen Seite ja auch wieder etwas mit der Haftpflicht zu tun. Wer viele Unfälle baut, der hat natürlich auch wieder viele Vollkaskoschäden. Warum das bei uns mehr ist als im Bundesdurchschnitt, das kann ich Ihnen aber beim besten Willen nicht sagen.

Haben Sie einen Ratschlag für die Autofahrer in Altmühlfranken so kurz vor dem Jahresende? Lohnt es sich denn immer, eine günstigere Versicherung zu suchen?
Jarren: Gute Ratschläge zu geben, fällt schwer. Man kann Unfälle ja nicht durch Ratschläge vermeiden, niemand baut schließlich gerne einen Unfall. Nicht immer ist am Ende die billigste Versicherung dann auch wirklich die mit der besten Leistung. Ich erkläre das einmal mit einem Beispiel. Bei einem Neuwagen habe ich bei der einen Versicherung 24 Monate einen Anspruch auf Neupreisentschädigung im Falle eines Totalschadens, bei der anderen nur zwölf Monate. Insofern ist die billigere Versicherung nicht wirklich die bessere. Das sofort zu sehen, ist nicht immer einfach, da tun selbst wir Versicherungsexperten uns manchmal schwer. Deshalb empfehle ich, genau hinzusehen und die Folgeschäden einzuberechnen. Am Ende des Jahres kommen bei den meisten Versicherungsgesellschaften neue Tarife heraus. Die sind in der Regel günstiger. Deshalb sollten sich die Kunden, bevor sie kündigen, mit ihrer Gesellschaft in Verbindung setzen, um ihre Versicherung überprüfen zu lassen. In vielen Fällen wirkt sich das positiv auf die Prämie aus. Eine Versicherung zu kündigen, ist heute einfach. Wie gut die neue Versicherung dann wirklich ist, erkennt man oft erst im Schadensfall. Oder wissen Sie aus dem Stegreif, wie ihr Auto bei Marder- oder Motorschäden versichert ist? Deshalb muss man auch immer die Leistungen genau miteinander vergleichen.

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