In drei Weißenburger Betrieben wurde gestreikt

12.1.2018, 08:01 Uhr
In drei Weißenburger Betrieben wurde gestreikt

© Markus Steiner

Konkret will die IGM für ihre Mitglieder sechs Prozent mehr Lohn und einen Anspruch auf Reduzierung der individuellen wöchentlichen Arbeitszeit auf bis zu 28 Stunden erkämpfen. Weil die Arbeitgeber auf die Forderungen bislang nicht eingingen und nur zwei Prozent Lohnerhöhung bo­ten, hat die IGM gestern noch einmal die Schlagzahl bei den Warnstreiks in der Metall- und Elektroindustrie erhöht und bayernweit in 79 Betrie­ben zu Warnstreiks aufgerufen. Der Schwerpunkt in Weißenburg war bei der Gutmann AG.

Dort legten knapp 200 Beschäftigte um 10.30 Uhr die Arbeit nieder und demonstrierten vor den Werkstoren für sechs Prozent mehr Lohn. Aus Sicht des stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden Michael Schiele sei diese Forderung mehr als gerechtfertigt: „Der Wirtschaft geht es gut, die Bude brummt.“ Der Gewerkschaftsvertreter plädierte für „Arbeitszeiten, die zu unserem Leben passen“, und forderte für Azubis eine bezahlte
Freistellung vor den Abschlussprüfungen.

In drei Weißenburger Betrieben wurde gestreikt

© Markus Steiner

Franz Spieß, der 1. Bevollmächtigte der IGM Schwabach, trat zu den Klängen von „Eye of the Tiger“ ans Mikro und führte weiter aus, warum seine Gewerkschaft überzeugt ist, dass die Forderung nicht überzogen ist: „Nach meinem Ermessen wird kein Arbeitgeber verarmen, wenn wir am wirtschaftlichen Erfolg beteiligt werden.“ Der Funktionär rechnete vor, warum aus seiner Sicht das Angebot der Arbeitgeber „keine gerechte Beteiligung“ ist: „Zwei Prozent bei 3000 Euro Bruttolohn sind gerade einmal 60 Euro brutto mehr.“ Dabei verdiene jeder Arbeitnehmer für den Arbeitgeber 900 Euro netto, rechnete Spieß vor und forderte: „Wir brauchen eine vernünftige Entgelterhöhung für ein gutes Leben und keine Almosen.“ Nur wenn gutes Geld für gute Arbeit gezahlt werde, dann werde auch ein Schuh daraus.

Die Forderung nach einer Flexibilisierung der wöchentlichen Arbeitszeit ist aus Spieß’ Sicht ebenfalls gerechtfertigt und zeitgemäß: Wer mit Erziehung und Pflege in der eigenen Familie beschäftigt sei, der müsse auch ein Anrecht auf „verkürzte Vollzeit“ ha­ben. Nur dann werde man auch der modernen Arbeitswelt gerecht. Wei­terhin forderte der Gewerkschaftsvertreter einen „tarifdynamischen Zuschuss“ in Form eines Festbetrags „um die 200 Euro“ für Beschäftigte, in deren Haushalt Kinder unter 14 Jahren oder pflegebedürftige Familienangehörige lebten und die ihre Arbeitszeit um dreieinhalb Stunden pro Wo­che oder mehr reduzieren wollen.

Mit ihren Forderungen wolle die IG Metall keineswegs „die Büchse
der Pandora öffnen“, mit der das Schlechte auf die Welt gekommen sei, beendete Franz Spieß seine Rede. Sein Kollege Horst Schmitzberger rief noch einmal in Erinnerung, was in der griechischen Mythologie am Boden der Büchse wartet: „Hoffnung.“

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