Ist die Weißenburger FOS in Gefahr?

18.1.2019, 08:19 Uhr
Ist die Weißenburger FOS in Gefahr?

© Markus Steiner

In der Goldschlägerstadt ist man Berichten des Schwabacher Tagblatts zufolge jedenfalls fest entschlossen, eine eigene FOS zu eröffnen. Der Stadtrat hatte jüngst dem Aufbau einer Fachoberschule einstimmig zugestimmt. Im gleichen Zuge soll die städtische Berufsoberschule auslaufen, die (wie im gesamten Freistaat auch) unter rückläufigen Schülerzahlen leidet.

In einer BOS kann man mit ab­geschlossener Berufsausbildung das Fachabitur nachholen. Wegen der anhaltend guten Konjunktur ist die Zahl der Interessenten aber für diese Schulart generell gesunken. Das kennt auch der Weißenburger Schulleiter Klaus Drotziger: „Die Schüler bekommen heute tolle Angebote nach ihrer mittleren Reife und können sich intern im Betrieb gut weiterbilden.“ Zudem sinken die Schülerzahlen von Jahr zu Jahr infolge der geburtenschwächeren Jahrgänge.

Der Schwabacher Lokalzeitung zufolge soll die Probeeinschreibung für die FOS bereits 2020 erfolgen. Der Betrieb könnte dann bereits im Schuljahr 2020/2021 mit zunächst vier elften Klassen starten. Die Schule soll dann innerhalb von nur drei Jahren auf zehn Klassen in den Jahrgangsstufen 11, 12 und 13 ausgebaut werden. Wenn das wirklich so kommen sollte, wäre das für die Weißenburger FOS der Genickbruch, glaubt Drotziger.

Damit ist er nicht alleine. Auch Westphal äußert in einem Schreiben an den Bayerischen Kultusminister Dr. Michael Piazolo (FW) die Angst, dass die Gründung einer FOS in Schwabach für den Standort Weißenburg „zweifelsohne negative Auswirkungen“ hätte und zugleich „eine Schwächung des ländlichen Raums“ bedeute. Die Stärkung des ländlichen Raums sei aber erklärtes Ziel von CSU und Freien Wählern. Aus Westphals Sicht sei eine FOS in Schwabach zudem „nicht notwendig, da Weißenburg die vorhandenen Schüler sehr gut versorgt.“

„Größte Bedenken“

Derzeit besuchen insgesamt 635 Schüler die FOSBOS Weißenburg. Davon kommen 53 Schüler aus Schwabach und 245 Schüler aus dem Landkreis Roth. Insgesamt sind es also 298 Schüler (ca. 47 Prozent), die aus dem Landkreis Roth inklusive Stadt Schwabach die FOSBOS Weißenburg besuchen. „Wenn die und damit fast 50 Prozent unserer Schüler wegfielen, dann wird es für uns sehr eng“, schildert Schulleiter Drotzinger das für ihn beunruhigende Szenario.

Landrat Wägemann bedauert in einem weiteren Schreiben an den Kultusminister dagegen, dass der Landkreis als Sachaufwandsträger bislang überhaupt nicht vom Kultusministerium gehört worden sei und deshalb auch keine Argumente für den Erhalt der FOS in Weißenburg vorbringen konnte: „Wir haben größte Bedenken, dass die Einrichtung einer neuen FOS in Schwabach unsere gut funktionierende Weißenburger FOS massiv beeinträchtig und die Zweizügigkeit unserer FOS gefährdet.“ Warum man in Schwabach, trotz insgesamt rück­läufiger Schülerzahlen, dennoch eine neue FOS einrichten wolle, sei sowohl ihm als auch Oberbürgermeister Jürgen Schröppel „nicht verständlich“. Denn die Konkurrenz in Schwabach komme einem Aderlass gleich, den die FOS Weißenburg nicht verkraften könne.

Nach den Berichten im Schwabacher Tagblatt soll in der Goldschlägerstadt in den ersten beiden Jahren die FOS erst einmal provisorisch in der Wirtschafts- und Berufsschule untergebracht werden. 2022/2023 steht dann die dauerhafte Lösung in einem Teil des Alten Deutschen Gymnasiums zur Verfügung. Auch ein Pausenhof stünde dort zur Verfügung. Im Schwabacher Stadtrat wurde das Ansinnen jedenfalls einheitlich positiv begrüßt. Emil Heinlein von der CSU bezeichnete die FOS beispielsweise als „das letzte Mosaiksteinchen in unserer Schullandschaft“.

Weißenburg könnte dagegen eine schlechtere Schulstadt werden, wenn der Antrag aus Schwabach genehmigt würde, glaubt Drotziger: „Der stabile Schulstandort Weißenburg wäre in Gefahr.“ Gemeinsam mit Landrat Gerhard Wägemann und Landtagsabgeordnetem Manuel Westphal hatte sich der Schulleiter in jüngster Vergangenheit erst für den neuen Gesundheitszweig stark gemacht hat, damit die Fachoberschule in Weißenburg bessere Zukunftschancen hat. Ein Kraftakt, der jetzt konterkariert würde.

„Letztlich ist die Entscheidung vor allem ein Politikum“, sagt Drotziger, der bekanntlich auch im Weißenburger Stadtrat sitzt. Wie sich der neue Bayerische Kultusminister Michael Piazolo in der Frage wohl positionieren würde? Drotziger kann das nur schwer einschätzen: Schließlich sei Piazolo Mitglied der Freien Wähler und nicht – wie Drotziger – bei der CSU. Dennoch will der Weißenburger Schulleiter alles in seiner Macht stehende tun, um die FOS in Weißenburg zu erhalten: „Eine Schullandschaft ohne FOS wäre für Weißenburg ein herber Verlust.“

Keine Kommentare