John Degenkolb freut sich aufs "Heimspiel"

29.4.2017, 06:00 Uhr
Freut sich auf das Heimspiel am Montag in Frankfurt: Der Radprofi John Degenkolb.

© dpa Freut sich auf das Heimspiel am Montag in Frankfurt: Der Radprofi John Degenkolb.

Den 1. Mai 2011 wird John Degenkolb wohl nie vergessen. 22 Jahre war er damals alt und erst wenige Monate  vorher als Deutscher Straßenmeister der Radamateure ins Lager der Profis zum "Team HTC" gewechselt. Der Profi-Neuling freute sich, als ihn Teamchef Jens Zemke für den deutschen Rad-Klassiker am 1. Mai nominierte, der inzwischen nicht mehr "Rund um den Henninger Turm", sondern "Rund um den Finanzplatz Eschborn Frankfurt" heißt. "Ich war stolz darauf, als Jüngster im Team bei dem größten deutschen Profirennen starten zu können, das 2011 zum 50. Mal stattfand", erinnert sich Degenkolb, der an diesem Tag für Schlagzeilen sorgte, als er nach 219 Kilometern in einem fulminanten Finish das Jubiläums-Rennen souverän gewann.

"Ich war selbst etwas überrascht, denn für mich war das mein erster großer Profi-Sieg und bis heute einer meiner schönsten Erfolge", sagt der inzwischen 28-jährige Radprofi, der seitdem insgesamt 55 weitere Siege bei Profi-Wettbewerben feiern konnte. "Als Sieger an der Frankfurter Oper auf dem Treppchen zu stehen, das war ein unbeschreibliches großartiges Gefühl", erinnert sich John Degenkolb. "Für mich war es ein traumhafter Profi-Einstand, der mich für meine weitere Karriere ganz enorm motivierte und anspornte."

Vorsichtige Prognose

Kein Wunder, dass dieses traditionelle Rennen, das in mehreren Schleifen durch den Taunus führt, bis heute sein Lieblingsrennen geblieben ist. Dass es inzwischen auch sein alljährliches "Heimspiel" ist, nachdem er vor zwei Jahren in Oberursel im Taunus die neue Heimat für seine Familie fand, motiviert John Degenkolb zwar zusätzlich, doch mit seiner Prognose blieb er bei der Pressekonferenz in Frankfurt sehr vorsichtig: "Es wird diesmal so schwer wie nie zuvor sein, dieses Rennen zu gewinnen", erklärte der Lokalmatador, der 2012 Siebter, 2013 Vierter, 2014 Zweiter war und heuer für das Team Trek-Segafredo fährt.

"Die Besetzung ist heuer einfach super! So gut, wie schon lange nicht mehr", schwärmt Organisationschef  Bernd Moos-Achenbach, der elf Teams der ersten internationalen Profi-Kategorie am Start erwartet, nachdem das Rennen heuer in die "World-Tour-Kategorie" der A.S.O. aufgenommen wurde, die neben den großen Klassikern und der Tour de France inzwischen auch das Frankfurter Rennen als Veranstalter übernahm.

"So richtig zufrieden bin ich nicht"

Neben dem amtierenden Weltmeis­ter Peter Sagan (Team Bora-Hansgrohe) zählen die beiden deutschen Asse Marcel Kittel (Team Quick-Step), André Greipel (Team Lotto Soudal) und Vorjahressieger  Alexander Kris­toff (Team Kathusha), der den Zeitfahr-Weltmeister Tony Martin an seiner Seite hat, zum engsten Kreis der Favoriten. Auch der Australier Michael Matthews (Team Sunweb), der kolumbianische Top-Sprinter Fer­nando Gaviria (Team Quick-Step Floors) und der italienische Meister Giacomo Nizolo dürfen sich gute Chancen auf einen Podestplatz ausrechnen. Für John Degenkolb, der eine kleine Osterpause bei seinen Eltern in Hundsdorf verbracht hat, ein Grund mehr, in den vergangenen zehn Tagen noch härter und umfangreicher zu trainieren.

"Ich fahre täglich vier bis fünf Stunden auf der Rennstrecke, die bei mir in Oberursel direkt an meiner Haustür vorbei führt", sagt der ehrgeizige Straßencrack, der bei den bisherigen Frühjahrsklassikern noch nicht den erhofften Sieg feiern konnte. "Ich war zwar einige Male unter den ersten Zehn, das zeigt, dass meine Form sehr gut ist, doch so richtig zufrieden bin ich damit nicht", gesteht Degenkolb, der am 1. Mai seinen zweiten Sieg beim hessischen Klassiker feiern möchte. Ob er sich dabei wie 2011 auf seine Spurtkraft verlassen kann, bezweifelt er: "Ich kann mir auch gut vorstellen, dass die Entscheidung diesmal nach einer erfolgreichen Attacke fällt".

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