Kampf für die Natur an vielen Fronten

8.2.2019, 09:02 Uhr
Kampf für die Natur an vielen Fronten

© Jürgen Eisenbrand

Eines wird dabei schnell klar: Wer sich beim BN ehrenamtlich engagiert, muss sich auf den sprichwörtlichen Kampf gegen Windmühlen einstellen. Es ist ein zähes, bisweilen frustrierendes Geschäft, bei dem die Umwelt-Lobby immer wieder Druck von allen Seiten erfährt: Politik, Landwirtschaft, Straßenbauer, Industrie – und ganz normale Bürger.

„Der BN vertritt die Interessen der heimischen Natur“, umreißt Kreisvorsitzender Alexander Kohler die Kernaufgabe des über 100 Jahre alten Verbands. Und das sei nicht, wie er bisweilen zu hören bekomme, „unsere Natur, sondern die von uns allen“, fügt Karl-Heinz Schork hinzu, der Wirtschafts- und Verkehrsexperte des Kreisverbands. Ebenso falsch sei das gerne immer wieder aufgewärmte Vorurteil, der Bund Naturschutz sei prinzipiell „gegen alles“. Der Verband tra­ge viele Dinge konstruktiv mit, aber das mache dann eben keine Schlagzeilen.

Das ist bei einem der BN-Lieblingsthemen ganz anders: Mit ihren Aktionen zum Amphibienschutz sind die „Fröschlischlepp“, wie der Kabarettist Erwin Pelzig sie einst liebevoll nannte, immer wieder in den Medien präsent. Etwa 20 Krötenzäune bauen sie – auch mit Unterstützung der öffentlichen Hand – alljährlich für zwei Monate im Frühjahr auf und retten so Tausenden von Tieren das Leben.

Die Krötenzäune und -tunnel an der Bundesstraße 13 bei Weißenburg nennt der Artenschutzbeauftragte Gernot Römhild denn auch spontan, wenn man nach den größten Erfolgen des Kreisverbands in den letzten Jahren fragt. Er räumt aber auch unumwunden ein, dass ihm diese Millionen teure Lösung „fast zu aufwendig“ geraten ist. Die Kosten trugen dem BN heftige Kritik ein, was man hier verstehen kann, aber gleichzeitig relativiert: „Das Geld war zweckgebunden für dieses Modellprojekt; es wurde also niemandem etwas weggenommen“, erklärt Kohler.

Gefährliche Arbeit an der Straße

Obwohl also der Amphibienschutz im ganzen Landkreis gut funktioniert, plagen den BN und seine gut 1 700 Mitglieder (Tendenz leicht steigend) diesbezüglich Sorgen. „Demnächst beginnt wieder die Wanderzeit der Kröten“, sagt Kohler, im Hauptberuf Betreiber dreier Apotheken in Weißenburg, Nennslingen und Ellingen. Und weil dann wieder etwa 60 Helfer morgens und abends unterwegs sein werden, um die Tiere in Eimern über die Straßen zu tragen, „wünschen wir uns Personenschutz“, sagt er. Sprich: ein auf zwei Monate befristetes, ganztägiges Tempolimit von 70 km/h an den betreffenden Stellen.

Meist sei dies auch kein Problem, die Stadt Weißenburg etwa habe das für ihren Zuständigkeitsbereich zu­gesagt. Im Schambachtal allerdings stehe diese pragmatische Lösung aus rein formalen Gründen auf der Kippe. Kohler appelliert an das Landratsamt, im Sinne und zum Schutz der BN-Helfer zu entscheiden: „In den Nachbarlandkreisen Roth und Ansbach funktioniert das ja auch.“

Große Sorgen bereiten dem BN seit jeher die landschaftsfressenden Stein- und Sandindustrien, und auch die Wasserversorgung, so befürchten die Naturschützer, werde zunehmend ein Thema werden. Denn wenn in den Al­pen die Gletscher weiter abschmelzen, werde auch das bisher so üppig sprudelnde Lech-Wasser knapp werden – und man werde auf eigene Vorräte angewiesen sein. Dass die von einem großen Mineralwasser-Abfüller im Landkreis großzügig angezapft werden dürfen, ist Kohler und Co. deshalb ein Dorn im Auge.

Den kräftig wachsenden Tourismus im Seenland sehen die Naturschützer ebenfalls kritisch: Mountainbiker, Stand-Up-Paddler und Bootsfahrer auf der Altmühl und den Seen, geteerte Radwege, die schwimmenden Häuser vor Ramsberg, die neue, große Wakeboard-Anlage bei Absberg – all das seien Eingriffe in die Natur, die immer weniger Ruhezeiten und -zonen zugestanden bekomme. Zumal die BN-Vertreter, vor allem am Brombachsee, auch eine zunehmende „Event-Kultur“ und wachsendes „Mallorca-Feeling“ ausgemacht ha­ben. „Dabei sind wir einmal mit dem Anspruch eines sanften Tourismus angetreten“, sagt Karl-Heinz Schork.

Die Ramsbergerin Christine Fuhrmann, die vor etwa 15 Jahren ins Seenland zuzog und es damals wegen seiner Idylle schätzte, schildert dazu ein eindrucksvolles Beispiel. Eigentlich, sagt die Vorsitzende der BN-Ortsgruppe Pleinfeld, sei sie „eine Dauerschwimmerin“, aber in den letzten Jahren meide sie den See immer öfter. Seitdem sie nämlich eines Abends von einem Bekannten auf den kräftigen Sonnenölfilm und die vielen Fäkalien im Wasser aufmerksam gemacht wur­de. „Wo, glauben Sie, verrichtet ein Segler sein Geschäft?“, beantwortet sie die unausgesprochene Frage ihres Gesprächspartners nach der Quelle des Unrats. „Der fährt dafür nicht extra an Land.“

Runder Tisch geplant

Gemeinsam mit der Fachhochschule in Treuchtlingen sei man gerade dabei, einen runden Tisch zu etablieren, an dem sich Freizeitsportler, Touristiker, Fischer und Naturschützer austauschen und Kompromisse erarbeiten könnten, schildert Schork ein neues Projekt des BN. Und Christine Fuhrmann hält Kontakt mit Studenten aus Baden-Württemberg, die den Touris­mus rund um den Brombachsee für eine Masterarbeit untersuchen. Sie hofft, erste Ergebnisse in den nächsten Monaten vorstellen zu können.

Als großen Erfolg für die Natur bewerten die Umweltschützer die Renaturierung der Altmühl, auch, dass die in Gunzenhausen in den nächsten Jahren weitergehen wird. Allerdings: Mit Gunzenhausen – und auch Treuchtlingen – hat der BN prinzipiell ein großes Problem: Die beiden Städte sind „wei­ße Flecken“ auf der Landkarte des Bund Naturschutz.

„In Gunzenhausen fehlt eine Ortsgruppe“, räumt Alexander Kohler unumwunden ein. Man habe allerdings im Raum Weißenburg schon so viele Probleme, „dass wir das Fass ,Blaualgen im Altmühlsee‘ unmöglich von hier aus aufmachen können; denn das würde ein großes Fass.“ An Themen, wie etwa auch die Umgehung für Schlungenhof, würde es in Gunzenhausen nicht fehlen, sagt er: „Aber wir bräuchten eben einen vor Ort, der’s macht.“

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