Kämpften Gladiatoren in Weißenburg?

5.5.2015, 11:33 Uhr
Kämpften Gladiatoren in Weißenburg?

© Wisdom/Fields (Zeichnung)

Damit wäre der Heft füllende Beitrag denn auch schon beschrieben, würde Bloier nicht ausführlich die Gladiatorenkämpfe und deren Ursprünge wie Hintergründe beleuchten. Der Archäologe widmet sich dabei auch dem historisch belegten Bild der Gladiatoren, die zunächst bei sogenannten "Munera“ gegeneinander antraten. Eine der ersten überlieferten "Leichenfeiern“ ist in Rom für das Jahr 264 vor Christus nachgewiesen. Die "Munera“ mit Kämpfen sollten Macht und Wohlstand der Familie des Verstorbenen zeigen – Feiern dieser Art waren teuer. Neben den Kosten für die Gladiatoren musste auch für das anschließende oft opulente Festmahl aufgekommen werden.

Bloier zufolge handelte es sich bei den frühen Gladiatorenkämpfen um „ein Opfer von Menschenblut am Grab des Verstorbenen, durch das der Tote mit den Lebenden versöhnt werden sollte“. Der Wissenschaftler erzählt auch, wie aus den "Munera“ die großen Gladiatorenkämpfe wurden, die aus Rom und anderen Städten über­liefert sind und die in unzähligen Kinofilmen das heutige Bild dieser „öffentlichen Spiele“ prägen. Sicher ist, dass die Gladiatoren damals zu den „Superstars“ der Gesellschaft zählten, die besten Kämpfer sogar namentlich auf Geschirr oder Waffen mit dem jeweiligen Namen verewigt wurden.

Derart große Arenen wie etwa das Kolosseum in Rom, in denen Tausende die Kämpfer anfeuerten und deren Siege feierten, gab es nur in einigen Städten. Für Weißenburg lässt sich anhand der bisherigen Grabungen auch kein Amphitheater oder eine Arena nachweisen – anders als in vergleichbaren Orten wie Dambach oder Künzing. Dafür sind Bloier zufolge die Bereiche der einstigen römischen Zivilsiedlung neben dem Kastell und den Thermen "nur punktuell erforscht, sodass ein Amphitheater weder ausgeschlossen noch belegt werden kann“.

Funde von Waffen- oder Rüstungsteilen, die Gladiatoren zugeordnet werden können, kamen bislang auch nicht ans Tageslicht. „Im Umkehrschluss heißt dies jedoch nicht, dass ohne entsprechende Funde auch keine Gladiatoren in Biriciana gewesen sein können.“

Ein kleines Beweisstück führt Mario Bloier jedoch an: Bei Grabungen im Jahr 2000 am Kesselfeldweg in Weißenburg kam ein Fragment eines "Terra Sigillata Gefäßes“ ans Tageslicht, das auf der Unterseite einen eingeritzten Dreizack zeigt. Solche trug ein "Retiarius“, ein mit bestimmten Waffen und Schutzpanzern ausgestatteter Gladiator. Jedoch ist nicht nachweisbar, ob das Gefäß einem Gladiator gehörte, der in Biriciana kämpfte, dort nur einen Lebensabend verbrach­te oder auf der Durchreise war. Auch könnte das Gefäß einer Familie gehört haben, die Anhänger der Kämpfe oder eines Gladiators war.  

Zu erleben sein werden Gladiatoren jedoch heuer in Weißenburg – und zwar beim Römerfest am 26. und 27. September auf dem Kastellgelände. Die Veranstaltung wurde neu konzipiert und soll neben historischen Fakten auch ein wenig Spektakel aus antiker Zeit bieten.

Die aktuelle Ausgabe 2/2015 der "villa nostra – Weißenburger Blätter“ wurde im Verlag Braun und Elbel in Weißenburg gedruckt und ist bei der Stadtverwaltung, im Museumsshop, bei den Stadtwerken, Banken sowie den Weißenburger Buchhandlungen kostenlos erhältlich.

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