Katzen-Fallen in Pappenheim: Private Mieze kastriert

15.12.2015, 06:00 Uhr
In Pappenheim sollen Lebendfallen streunende Katzen einsammeln, die dann kastriert werden (Symbolfoto). Doch Tierschützer sind gegen die Aktion, auch freigängige Hauskatzen wurden schon eingefangen.

© Weigert In Pappenheim sollen Lebendfallen streunende Katzen einsammeln, die dann kastriert werden (Symbolfoto). Doch Tierschützer sind gegen die Aktion, auch freigängige Hauskatzen wurden schon eingefangen.

Ausgerechnet am Kindergarten sind die putzigen Tiere unterwegs. Doch im 650-Einwohner-Ort Bieswang wird das Rudel wilder Katzen gar nicht gern gesehen. Denn Stuhlproben haben gezeigt, dass einige der Tiere krank sind. Aber dann gibt es wiederum Tierliebhaber, die gerne Katzen füttern - und so wird das Problem immer größer.

Rund 40 herrenlose Katzen sind es aktuell. Wie man mit dem Problem umgehen soll, das ist in Pappenheim ziemlich umstritten und sorgte im Stadtrat für hitzige Diskussionen. Am Ende stimmte eine Mehrheit dafür, die Katzen einzufangen und in Obhut zu geben - nachdem geprüft worden sei, ob das rechtlich überhaupt zulässig ist. Inzwischen hat der städtische Bauhof begonnen, Lebendfallen in dem Pappenheimer Ortsteil aufzustellen, offenbar ohne Bürger oder Stadträte vorab zu informieren.

Das führte nun dazu, dass eine erste Privatkatze in der Lebendfalle landete. Deren Besitzerin meldete sich bei Pappenheims Bürgermeister Uwe Sinn (SPD) und beschwerte sich. Das Vorgehen der Stadt ist ohnehin skurril. So hat man die Bieswanger aufgefordert, Fotos der Katzen, die als Haustiere gehalten werden, an die Stadt zu senden.

Der zuständige Bauhofmitarbeiter nimmt dann offenbar bei den gefangenen Tieren eine Art "Gesichtskontrolle" vor und gleicht sie mit den Fotos seiner "Datenbank" ab. Laut Bürgermeister Sinn seien "vielleicht sieben" Fotos von Katzen abgegeben worden. Ob damit tatsächlich alle Bieswanger Hauskatzen erfasst sind, erscheint fraglich. Auch Tierschützer sehen die Aktion kritisch. Der Tierschutzverein Weißenburg-Treuchtlingen, an den die bislang fünf gefangenen Katzen von der Stadt Pappenheim weitergegeben wurden, findet das "nicht in Ordnung". Barbara Häußler: "Wir können unmöglich alle Tiere aufnehmen, und außerdem ist es auch tierschutzrechtlich ein Problem, Wildkatzen gefangen zu halten."

Kleine Tiger

Die Katzen seien unmöglich an normale Haushalte zu vermitteln. „Das sind richtige kleine Tiger, total verwildert, die beißen sogar durch Schweißer-Handschuhe.“

Auch bundesweit sind Katzenplagen inzwischen ein Thema: Eine Art Stubenarrest für unkastrierte Hauskatzen kann aus Sicht der Bundesregierung helfen, die Zahl herumstreunender Tiere zu verringern. Das geht aus dem Tierschutzbericht hervor. "In einzelnen Regionen Deutschlands haben sich Kolonien aus herrenlosen, wildlebenden Katzen entwickelt, weil Tiere ausgesetzt wurden oder entlaufen sind", teilte das von Christian Schmidt (CSU) geführte Agrarministerium mit. Seit einer Änderung des Tierschutzgesetzes im Jahr 2013 könnten die Landesregierungen daher "unter bestimmten Voraussetzungen eine Pflicht zur Kastration von Haus- und Hofkatzen mit Freigang" regeln.

Tierschützer schätzen die Zahl streunender Hauskatzen auf bundesweit zwei Millionen, davon mehr als 100.000 in Bayern. Im Tierschutzbericht heißt es jedoch, es gebe keine verlässlichen Zahlen.

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