Kein eigener Markt für altmühlfränkische Produkte

4.9.2015, 15:57 Uhr
Kein eigener Markt für altmühlfränkische Produkte

© Stefanie Salzer-Deckert/Pixelio

Was Zalando, Amazon und Co. können, kann ich auch, dachte sich Chris­tian Neulinger, als der Landwirtschaftsmeister und Schäfer nach Vertriebsmöglichkeiten für sein Altmühltaler Lamm gesucht hat. Er holte noch die Suffersheimer Metzgerei Hüttinger ins Boot und bastelte mit professioneller Hilfe seinen Online-Markt. „Aus der Region, für die Region“, lautet das Motto des Portals www.altmuehlmarkt.de. Dort gibt es vom Altmühltaler Kräutersalz bis hin zum Zimmerer Bernsteinbock vieles, was das Verbraucher-Herz höherschlagen lässt.

Von Bio-Produkten über Fleisch und Gemüse bis hin zu Fruchtaufstrichen, Nudeln, Obst und Ölen reicht das Angebot der regionalen Produzenten, die zu 95 Prozent aus Altmühlfranken kommen. Mit dabei sind bislang die Altmühltaler Teigwaren, die Schäferei Neulinger, die Schnapsbrennerei Wal­ther, die Manufaktur Gelbe Bürg, Kräuter Zinsmeister, die Metzgerei Hüttinger, Imker Karl Bernreuther, Schnells Küribskerne, die Zimmerer Brauerei Hecht und die Allfra Regionalmarkt Franken GmbH, besser bekannt als der Saft- und Secco-Hersteller „hesselberger“.

Kein eigener Markt für altmühlfränkische Produkte

© Steiner

Wer sich für ein Produkt entscheidet, das er sofort in seinen virtuellen Warenkorb leben kann, bekommt zudem sämtliche Infos über Herkunft und Herstellungsweise per Mausklick geliefert. „Die Rubrik Wo kommt’s her ist aufgebaut wie ein Bauernmarkt“, erklärt Neulinger. „Hier können Sie von Stand zu Stand gehen und schauen, was die einzelnen Erzeuger anzubieten haben.“

Virtueller Einkauf

Der virtuelle Einkauf bietet ihm zufolge viele Vorteile: Der Kunde muss nicht von einem Ort zum anderen fahren, um mühsam seine Regionalprodukte einzukaufen. Freilich ist der Service für den Verbraucher nicht ganz kostenlos, schließlich will auch der Betreiber des virtuellen Regionalmarkts irgendwann von seiner Dienstleistung leben können. Aus diesem Grund kosten die Waren natürlich auch etwas mehr als beim Produzenten selbst. Dafür kommt der Einkauf ein paar Tage später bequem per Post nach Hause. Allerdings ist Christian Neulinger mit der bisherigen Resonanz noch nicht so recht zufrieden. Auch die suchmaschinenoptimierte Werbung mit Google hat bislang keinen durchschlagenden Erfolg gebracht. Da tröstet es auch wenig, dass der bislang am weitesten entfernte Kunde aus Potsdam bei Neulinger bestellte.

Carolin Tischner von der Zukunftsinitiative Altmühlfranken (ZIA) findet das neue Angebot dennoch gut. Deshalb gibt es von der Internetseite der ZIA auch eine direkte Verlinkung mit dem Online-Marktplatz. „Wir können das selbst gar nicht leisten und haben in der Vergangenheit schon viele Gespräche mit Produzenten geführt“, erklärt die Regionalmanagerin. Der direkte Vertrieb über die ZIA sei aber nicht möglich.

Mit dem SeenLandMarkt, der erst am vergangenen Wochenende wieder auf der Badehalbinsel in Absberg stattgefunden hat, und einer Broschüre, die alle Direktvermarkter der Region auflistet, unterstützt die Zukunftsinitiative Altmühlfranken im­merhin die Regionalinitiativen. Das neue Portal und die Eigeninitiative von Christian Neulinger werde aber ausdrücklich begrüßt, weil der Anbieter ebenfalls aus der Region kommt.

Bernhard Hecht ist einer der re­gionalen Hersteller und bietet seine handwerklich hergestellten Biere, die er sonst auf Wochenmärkten, aber auch im eigenen Online-Shop vertreibt, seit Kurzem auch bei www.altmuehlmarkt.de an. Für ihn bringt das neue Portal Vorteile mit sich – auch wenn der Verkauf noch überschaubar ist: „Es bringt mir zusätzliche Werbung und neue Kunden, von daher ist es eine gute Idee.“

Für Hecht hätte aber ein richtiger regionaler Verbrauchermarkt noch einen größeren Charme. Allerdings hält der Braumeister diese Idee nur für
realisierbar, wenn sich ein Investor mit viel Kapital finden ließe. Dass die einzelnen Regionalvermarkter das alleine stemmen, hält er für unwahrscheinlich. Christian Neulinger geht es da ähnlich: „Der Gedanke eines reines Regionalmarkts ist gut, die Umsetzung ist aber schwer.“

Eine Familie, die versucht hat, sich elf Wochen lang ausschließlich mit regionalen Produkten zu ernähren, ist Familie Höhn aus Ellingen. Das Lehrerehepaar Sandra und Alexander und ihre beiden Söhne Max und Paul haben sich vor ziemlich genau einem Jahr auf das Experiment eingelassen, zu dem das Regionalbuffet eingeladen hatte. Das Fazit ihres Versuchs: „Eine Ernährung allein mit Regionalbuffet-Erzeugnissen ist schwierig, weil der Aufwand, sie bei den vielen verschiedenen Erzeugern vor Ort einzukaufen, mit dem Alltag einer Doppelverdiener-Familie mit zwei Kindern schwer vereinbar ist.“ Lange Wege und ein größerer Zeitaufwand waren mit dem Einkauf bei regionalen Herstellern für die Höhns definitiv verbunden.

Eine gute Zwischenlösung für Verbraucher und regionale Produzenten sind einstweilen familiengeführte Su­permärkte wie Edeka Höfler, der in seinen Filialen in Gunzenhausen und Pleinfeld auch viele regionale Produkte verkauft. Inhaber Fabian Höfler setzt ganz bewusst auf regionale Vielfalt. Für den Kaufmann macht es Sinn, die Kartoffeln, die er in seinem Markt verkauft, beim Bauern aus der Region einzukaufen und nicht in Ägypten. Dann kauft auch der Landwirt wieder bei Edeka ein, hat Höfler beobachtet. Zudem werden durch Regionalmarken wie „hesselberger“ oder „Gelbe Bürg“ auch Arbeitsplätze in der Region geschaffen.

Reiner Regionalmarkt?

Selbst Höfler denkt aber, dass das Risiko eines reinen Regionalmarkts für den Betreiber zu hoch wäre, weil manche Produkte nur eine geringe Gewinnspanne bieten und der Verbraucher sich dann wegen des Preises doch wieder für ein Produkt entscheidet, das nicht aus der Region kommt. Die Regionaltheke ist für den Kaufmann daher der richtige Weg: „Da haben wir eine Plattform für regionale Produkte, die insgesamt rund 150 Produkte umfasst und noch erweitert werden kann.“ Produzenten, die Interesse ha­ben, ihre Waren bei Edeka anzubieten, können sich gerne bei Edeka Höfler melden.

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