Keine gute Ernte in Altmühlfranken

9.8.2018, 08:39 Uhr
Keine gute Ernte in Altmühlfranken

© Erik Körner

Die Apfelernte beginnt dieses Jahr schon um einiges früher als sonst. An den Ästen hängt deutlich mehr Obst als im Vorjahr. Für Angelika Billing von der gleichnamigen Mosterei Billing ist das zunächst eine gute Sache. Denn mehr Ertrag bedeutet für sie auch mehr Gewinn. Vor allem nach den letztjährigen hohen Ausfällen vor allem bei Äpfeln, Zwetschgen und Kirschen ist das eine gute Nachricht. Trotzdem bringen die Umstände Nachteile mit sich: Das Obst ist nämlich noch unreif, wenn es zu Billing in die Mosterei gebracht wird.

Das Problem ist die Trockenheit. Durch diese beginnen die Bäume zu welken und können die Früchte nicht mehr versorgen. Die Folge ist, dass der Baum die Äpfel und Birnen abwirft, ohne dass sie wirklich reif sind. „Geschmacklich ist das für die Kunden schon ein Unterschied“, erklärt Billing, „der Saft schmeckt dann eben so wie die Früchte, da tut sich nicht mehr viel.“

Ein weiteres Problem ist die starke Sonneneinstrahlung. Die führt dazu, dass vor allem Äpfel dieses Jahr unter Sonnenbrand leiden: „Viele haben Brandspuren, die je nach Stärke auch den Geschmack beeinträchtigen“, erklärt Billing. Die Streuobstwiesen vor  Sonne und Trockenheit zu schützen, gestaltet sich schwierig, denn das ist vor allem kostenaufwendig. Eine Möglichkeit sei natürlich die Bewässerung, aber das hält Billing für „ein Fass ohne Boden“. Sie gibt sich aber zuversichtlich, dass den Obstliebhabern etwas einfällt, wenn die kommenden Sommer ebenso ablaufen sollten wie der diesjährige. Das sei bis jetzt immer so gewesen, „die Leute sind da sehr erfinderisch“.

Anders als bei Äpfel, Birnen und Co. war die diesjährige Getreideernte eine magere Ausbeute: Auf den sandigen Böden gab es Ernteeinbußen von über 50 Prozent, die lehmigen hielten der Hitze hingegen besser stand. Fritz Rottenberger, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes, zieht eine erste Bilanz: „Insgesamt sind wir bis jetzt Gott sei Dank mit einem mittelblauen Auge davongekommen.“

Lokal sehr unterschiedlich

Verglichen mit anderen Landkreisen wie Roth oder Neustadt an der Aisch-Bad Winsheim stehe man in Weißenburg-Gunzenhausen mit der bisherigen Ernte gut da, sagt Rottenberger. Im Einzelfall könne es bei Bauern trotzdem zu großen Ein­bußen kommen. Der Grund: Während der vergangenen Wochen hat es nur punktuell geregnet, daher „kann der Mais in einer Ortschaft okay sein, in der nächsten viel zu trocken“, schränkt der BBV-Kreisobmann sein Fazit ein.

Auch Mensch und Tier leiden unter den hohen Temperaturen: „Genervte Kühe zu melken, ist eine Tortur für die Arbeitenden“, gibt Rottenberger zu bedenken. Extreme Mückenplage und Temperaturen zwischen 40 und 50 Grad Celsius im Stall machen allen das Leben schwerer als sonst.

Einige Möglichkeiten, in Zukunft zumindest etwas besser mit der Hitze umgehen zu können, gibt es aber immerhin schon: Isolierte Dächer und Offenfrontställe können da­bei helfen, die pralle Hitze abzuwenden und Luft zirkulieren zu lassen. Ebenso auch Ventilatoren. Der beliebteste Ort bei den Kühen in Rottenbergers Stall sind momentan die Kuhduschen: „Da werden die Tiere mit feinen Wasserstrahlen berieselt und bekommen etwas Abkühlung.“

Wie aber kann man der Trockenheit auf den Feldern entgegenwirken? Was, wenn das erst der Beginn von vielen heißen Sommern ist? Rottenberger gibt sich zuversichtlich: „Das mit dem Klimawandel kriegen wir schon hin“, meint er optimistisch. „Wir Bauern arbeiten mit der Natur, wir kalkulieren von einem Jahr aufs andere.“ Bleibt abzuwarten, ob diese Rechnung aufgeht.

Eine Antwort auf die Trockenheit bietet Rottenberger trotzdem: Man müsse vermehrt auf Tiefwurzler und Zwischenfrüchte setzen. Die ziehen Nährstoffe aus dem Boden, speichern sie in Biomasse, frieren während des Winters ab und bleiben als Pflanzenreste auf dem Feld. Der Nutzen: Sie dienen als Erosionsschutz und Wasserspeicher für die eigentliche Saat.

Die zugesagten Soforthilfen für Ernteausfälle von Ministerpräsident Markus Söder sieht Rottenberger kritisch: „Geld allein macht die Tiere nicht satt.“ Das bringt ein weiteres Problem auf den Punkt: Durch die bisher magere Ernte wird das Futter knapp. Aber das Geld sorgt eben nicht automatisch dafür, dass Futter auch verfügbar ist. Sinnvoller wäre Rottenbergers Meinung nach, dass man gemeinsam organisiert mehr Grünflächen aussät, die man zugleich auch als Futter verwenden kann. Zumindest im Rinderbereich sei das effektiver als Geld allein.

Wegen der Trockenheit haben die Bauern längst mit der Ernte begonnen – früher als sonst. Deshalb warnt der ADAC bereits jetzt im August vor den möglichen Gefahren, die mit landwirtschaftlichen Fahrzeugen auf die Straße kommen: Rutschige Straßen und übergroße Fahrzeuge erfordern mehr Vorsicht bei den restlichen Verkehrsteilnehmern.

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