Keine Mehrheit für REWE

15.9.2014, 07:56 Uhr
Keine Mehrheit für REWE

© Markus Steiner

Wie zum Beispiel auch Stadtbaumeister Thomas Schwarz. Der sagte unserer Zeitung nach der Sitzung, dass er über die Abstimmung angesichts der weiteren Stadtentwicklung „sehr unglücklich“ sei. OB Jürgen Schröppel folgerte noch im Bauausschuss: „Das interpretiere ich so, dass wir gar keinen Supermarkt wollen.“

„Keine Unterversorgung“

Das Ergebnis hätte mancher aufgrund der vorhergehenden Diskussion durchaus anders erwartet. Schließlich war der Bedarf eines Supermarkts in Altstadtnähe bereits mehrfach bestätigt worden. Zwar gibt es in Weißenburg laut dem Entwurf zum Einzelhandelskonzept keine Unterversorgung mit Verkaufsflächen.

Dennoch fiel auch den Gutachtern auf, dass neben den ansässigen Discountern und den beiden großen Märkten Marktkauf und Kaufland ein Supermarkt in Altstadtnähe fehle, der bezüglich des Warenangebotes „eine etwas höhere Qualität“ anbiete. Insofern könne der REWE-Lebensmittelmarkt zumindest „eine qualitative Ergänzung“ für Weißenburg sein.

Die Fragen, die die Stadträte beantworten mussten, lauteten Stadtbaumeister Thomas Schwarz zufolge wie folgt: „Besteht in Weißenburg Bedarf für so einen Lebensmittelmarkt und wenn ja, wo wäre denn dann der optimale Standort im Sinne der gesamtstädtischen Entwicklung?“

Für die Planungsbüros GeoPlan aus Bayreuth und Freie Planungsgruppe 7 aus Stuttgart sowie für die Stadtverwaltung gibt es den idealen Standort: Das Anselmfabrik-Areal neben Lidl (wir berichteten). Oberbürgermeister Jürgen Schröppel erläuterte zu Beginn der Diskussion im Bauausschuss noch einmal die Gründe: „Wir sind der Auffassung, dass die Bürger, wenn wir das Grundstück entwickeln, dort den größten Nutzen hinsichtlich der Versorgungssituation haben.“

Prinzipiell seien auch die anderen Standorte  (Firma Bender in der Nürnberger Straße und das Areal des Autohauses Neulinger) geeignet – allerdings mit unterschiedlichen Vor- und Nachteilen. Aus reiner Marktsicht sei aber das Anselm-Areal der ideale Standort für einen Supermarkt. Maßgeblich für die Entscheidung der Stadträte müsse allerdings nicht die privatrechtliche Situation, sondern die städtebauliche Situation sein, erinnerte das Stadtoberhaupt. Hierzu hatte Linken-Stadtrat Heinz Gruber eine eindeutige Meinung: „Wir brauchen meiner Ansicht nach den Markt überhaupt nicht.“ CSU-Stadt­rat Karl Roth machte dagegen sein Plazet von einer Bedingung abhängig: „Ohne ein vorliegendes Verkehrsgutachten kann ich nicht zustimmen.“ Schröppel entgegnete, dass seiner Ansicht nach an allen drei Standorten die Verkehrsproblematik lösbar sei. Seine Fraktionskollegin Inge Pfitzinger-Miedel betonte, dass für sie vor allem die prognostizierte Wirkung auf die Innenstadt entscheidend sei und sie deshalb das Anselm-Areal als „ideal“ erachte.

Fritz Felleiter von der CSU brachte schließlich einen vierten Standort in der Jahnstraße in die Diskussion mit ein, weil ihm an allen anderen Standorten die Verkehrsführung „Bauchschmerzen“ bereite. Doch diesen Standort warf Schröppel sofort wieder aus dem Rennen: „Die Jahnstraße bringt keinerlei Befruchtung für die Altstadt.“ Rechtsdirektor Heiko Stefke merkte an, dass die Stadt Weißenburg für das Aufstellen eines Bebauungsplanes immer einen rechtfertigenden Grund brauche: „Die Befruchtung der Altstadt wäre so einer.“

Harald Dösel (SPD), der in der Nachbarstadt Roth aufgewachsen ist, war sich da nicht so sicher: „Ich bin skeptisch, ob es da eine Sogwirkung für die Altstadt gibt.“ Auch in Roth hätten die Valentin-Passagen nicht den gewünschten Effekt für die Altstadt gebracht. Sein Parteifreund Gerhard Naß wiederum hielt den Standort Anselm-Areal für am sinnvollsten, konnte letztlich damit aber keine Mehrheit überzeugen, was vor allem Thomas Schwarz Sorgen macht.

Angst vor einer Brache

Der Stadtbaumeister befürchtet, dass Lidl eines Tages den jetzigen Standort verlassen und an den Stadtrand ziehen könnte, was wiederum eine Brache in unmittelbarer Altstadtnähe zur Folge hätte. Hätte der Bauausschuss für die Ansiedelung von REWE neben Lidl gestimmt, hätten sich der Discounter und der Lebensmittelmarkt dagegen gegenseitig befruchten und auch die Parkplätze teilen können.

„Wir hätten ein Investment in unmittelbarer Altstadtnähe ohne ein
Risiko gehabt“, trauerte Schwarz der seiner Ansicht nach vergebenen Chance nach. Weil auch der Weißenburger Stadtrat noch einmal über die Ansiedelung abstimmen muss, hofft der Stadtbaumeister, dass er bis dahin noch einmal Überzeugungsarbeit leisten kann: „Für dieses Grundstück gibt es eigentlich keine Alternative und wir vergeben uns hier überhaupt nichts.“

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