Keine nachträgliche Genehmigung für „Schwarzbau“

28.7.2017, 11:43 Uhr
Keine nachträgliche Genehmigung für „Schwarzbau“

© Peter Prusakow

Der Pappenheimer Stadtrat ist stets einer der bestbesuchten kommunalpolitischen Gremien im Landkreis. Das liegt daran, dass hier in steter Regelmäßigkeit recht eindrucksvolle politische Auseinandersetzungen geboten werden. Zur vermeintlichen unspektakulären Entscheidung über einen Bauantrag hatte sich nun aber gleich halb Bieswang in den Sitzungssaal des Rathauses gedrängt. Das war selbst für Pappenheimer Verhältnisse außergewöhnlich.

Der Anlass waren die Erweiterungspläne der Zimmerei Gegg, die in dem Pappenheimer Ortsteil bereits seit Längerem für erheblichen Ärger sorgen. Inzwischen hat sich eine Bürgerinitiative gegründet, die unter anderem mit zwei Klagen gegen die geplante Betriebserweiterung vorgeht. Sie kritisiert, dass die 2001 gegründete Zimmerei aufgrund ihres Wachstums nicht mehr in das Wohngebiet im Umfeld der Rosengasse passt.

Über Jahre hinweg seien ehemals landwirtschaftliche Gebäude zu Produktionsflächen umgenutzt worden und spätestens mit dem neuen Lagerplatz würden die Dimensionen endgültig gesprengt, argumentieren die Vertreter der Bürgerinitiative. Seit der Gründung sei der Betrieb von drei auf zehn Mitarbeiter gewachsen und derzeit sucht das Unternehmen auf seiner Homepage nach drei weiteren Mitarbeitern. Für ein solches mittelständisches Unternehmen seien die Zufahrten nicht ausreichend und die Lärm­entwicklung im Wohngebiet zu groß, so die Gegner des Ausbaus. Sie fordern, dass die Zimmerei ins nahe gelegene Bieswanger Gewerbegebiet umsiedelt. Ein diesbezügliches Angebot der Stadt hat die Firma aber abgelehnt.

Vorwurf: Schwarzbau

In der Stadtratssitzung sollte es nun unter anderem darum gehen, ob die Zimmerei rund 3 000 Quadratmeter Fläche aufschütten darf, auf die später ein überdachter Lagerplatz kommen soll. Das Problem: Die Aufschüttung ist offenbar längst geschehen, und nun versuchte man sich nachträglich die Genehmigung zu holen. Das sorgte bei vielen Stadträten für Un­mut.
„Im Prinzip haben wir da einen Schwarzbau. Und da reagiere ich als Stadtrat ganz allergisch, wenn wir ei­nem Bauantrag zustimmen sollen, wo der Bau längst erledigt ist“, stellte SPD-Stadtrat Gerhard Gronauer fest. Bürgermeister Uwe Sinn (SPD) stieß ins gleiche Horn: „Wenn wir dem
zustimmen, dann brauchen wir das Gremium in Zukunft gar nicht
mehr.“

Erlaubtes Auffüllmaterial?

Unklar ist auch, ob das für die Auffüllung verwendete Material zulässig war, wie Verwaltungsleiter Stefan Eberle in der Sitzung feststellte. Das Landratsamt sei dabei, dies zu prüfen. „Ich darf keinen Humus auch nur 200 Meter durch die Gegend fahren und da darf man Bauschutt und Ziegel einbringen . . . Da habe ich schwerste Bedenken“, stellte Stadtrat Gronauer fest. Zudem hat der Betrieb bei der Aufschüttung offenbar auch die Abstandsflächen zum städtischen Nachbargrundstück nicht eingehalten.
Das führt in der Summe dazu, dass die Mehrheit der Stadträte sich dagegen entschied, die Genehmigung für die Aufschüttung zu erteilen. Das Landratsamt solle erst prüfen, ob das verwendete Material überhaupt zu-
lässig sei.

Auch einer von der Zimmerei beantragten Umplanung der Tektur (der überdachte Lagerplatz soll Seitenwände bekommen) verweigerte das Gremium in der Folge die Zustimmung. Im Stadtrat zeichneten sich al­lerdings zwei verschieden Lager ab. So sprach sich etwa Gerhard Gronauer dafür aus, der Zimmerei Gegg noch mal dringend nahezulegen, in das Gewerbegebiet umzusiedeln. Freie-Wähler-Stadtrat Walter Otters und CSU-Kollege Florian Gallus dagegen verwiesen darauf, dass der Stadtrat bereits dem Bau eines überdachten Lagerplatzes das Einvernehmen erteilt habe. „Nun wird Druck aufgebaut, und auf einmal diskutiert man das wieder neu“, so Otters.

Mit der jüngsten Entscheidung hat man in diesem Thema erst mal Zeit
gewonnen. Das Landratsamt prüft nun und dann wird das Thema wieder in den Stadtrat kommen. Vielleicht ist bis dahin auch eine der beiden Klagen von Anwohnern entschieden, die ge­gen das Vorhaben eingereicht wurden. Sie richten sich gegen die Baugenehmigung des Landratsamtes für den überdachten Lagerplatz, den die Bieswanger ohnehin eher für eine Produktionshalle halten.   

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