Keine Neuauflage für das Winter-Festival

4.10.2015, 16:11 Uhr
Keine Neuauflage für das Winter-Festival

© Stephan

Am letzten Novemberwochenende setzte das Winter-Festival ein Highlight im kulturellen Veranstaltungskalender der Stadt: drei Tage Programm, mit dem Comedy-Act „Eure Mütter“, einem Handwerkermarkt, mit der Punk-Legende „Normahl“, Hip-Hop-Sternchen „Weekend“ und, und, und – das alles in dem ziemlich einmaligen Ambiente der Backstein-Industriebrache der Alten Ziegelei. Am Ende kamen gut 1500 Menschen. Zu wenig, um die Veranstaltung zumindest in die Nähe einer schwarzen Null zu bringen.

Die Gesamtbilanz liest sich aus Veranstaltersicht ernüchternd. 2000 Euro minus bei 200 geleisteten Arbeitsstunden. „Wir haben pro Stunde deutlich über dem Mindestlohn draufgezahlt“, scherzt Meyer im Nachgang. Für einen Versuch in Ordnung, für eine Wiederauflage aber ein deutlich zu schlechtes Ergebnis.
„Die Stimmung und das Ambiente waren geil, sehr großstädtisch, wie in Berlin-Kreuzberg in irgendeinem Hin­terhof, mit der U-Bahn-Strecke vor der Tür“, stellte Erik Scheffel fest. Aber auf der anderen Seite steht der immense Aufwand, die Location für eine Veranstaltung herzurichten – und das trotz des großen Engagements der Baufirma Rieger, die die Industrie­hallen als Lager nutzt.

Sponsor fehlt

„Ich würde jetzt nicht sagen, dass das für immer tot ist“, so Scheffel im Gespräch mit unserer Zeitung. „Wenn ein großer Sponsor kommt, könnte man das schon wieder machen.“ Allerdings ist die Region für großes Kultursponsoring von Unternehmensseite mit wenigen Ausnahmen nicht bekannt. Es fehlen potente Großunternehmen, die sich in dieser Richtung engagieren.

Die Veranstalter hatten bei der Premiere auch Pech mit dem Wetter. Klirrend kalte Temperaturen vertrieben die Besucher schnell wieder vom Fes­tival-Gelände. Und die großen Hallen der Alten Ziegelei auch nur um einige Grad aufzuheizen, kostete viel Geld. Das war allerdings das Grundrisiko, der spannenden Idee, ein Festival im Winter aufzuziehen, wenn in der Region sonst vergleichsweise wenig geboten ist.

Um die Alte Ziegelei ist es damit wieder etwas ruhiger geworden. Mit einer Lesung samt Russendisko von Wladimir Kaminer und dem Winter-Festival hatte der neue Kulturort im vergangenen Jahr mächtig Rückenwind. In diesem Jahr fanden vor allem kleinere Veranstaltungen, mitunter im privaten Rahmen statt. So wurde die Location unter anderem für Hochzeiten genutzt.

Wenig zu hören war zuletzt auch von dem Wohnbauprojekt auf dem Industriegelände. In der Alten Ziegelei sollen 15 Häuser und 15 Lofts entstehen. Ende 2014 hieß es, dass bereits 2016 die ersten Gebäude stehen könnten. „Das war nicht machbar“, stellte Maika Stattelmann im Gespräch mit unserer Zeitung fest. Allein die Verhandlungen mit der Bahn hätten ein halbes Jahr gedauert. Hinter den Kulissen aber hat man das Projekt weiter vorangetrieben. „Es laufen Verhandlungen mit den zukünftigen Bewohnern“, sagte Stattelmann. Man hoffe darauf, bald konkreter werden zu können.

Platz für 400 Besucher

Sollte das Projekt umgesetzt werden, könnte sich auch die Kultur in der Ziegelei zurückkehren. „Das soll da natürlich einen Platz haben“, sagt Stattelmann. Das aktuelle Konzept sieht vor, eine Veranstaltungshalle mit Kapazität für rund 400 Menschen in das Areal zu integrieren.

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