Kinderschicksale hoffen auf Unterstützung

2.12.2017, 07:00 Uhr
Kinderschicksale hoffen auf Unterstützung

© Kinderschicksale e. V.

Ziel ist es, Kinder im Alter bis 18 Jahre und deren Familien zu unterstützen. Vor allem werden Therapien und Hilfsmittel finanziert, die Krankenkassen nicht bezahlen und mit denen betroffene Familien finanziell überfordert sind.

Neu unter den Schützlingen des Vereins ist seit diesem Jahr auch Konstantin. Der Dreijährige leidet seit seiner Geburt unter anderem am Nicolaides-Baraitser-Syndrom, einer Lippenspalte und an der Purpura-Schönlein-Henoch-Erkrankung, durch die kleine Blutgefäße sich entzünden. Das Nicolaides-Baraitser-Syndrom hat Minderwuchs, eine Fehlbildung der Finger und eine verzögerte geistige Entwick-lung zur Folge.

Im September war er bei einer First-Step-Therapie. Der ganzheitliche Ansatz „war sehr intensiv“, berichtete Cristine Wägemann, 2. Vorsitzende von Kinderschicksale Mittelfanken, bei einem Pressegespräch zusammen mit Vorsitzender Birgid Schwenk. Der Junge schaffe es nun „viel besser am Boden zu sitzen und auch einmal längere Zeit sich mit nur einer Sache zu beschäftigen“. Er könne besser an der Hand laufen, ohne gleich wegzurennen. Wägemann: „Das alles ist eine deutliche Erleichterung für die ganze Familie im Alltag.“

Auch für 2018 hat Kinderschicksale Mittelfranken für Konstantin eine First-Step-Therapie bewilligt. Bereits jetzt schon sind 37 Therapien für das kommende Jahr genehmigt. Fast 80 waren es in diesem Jahr. Ausgegeben hat der Verein dafür 115 000 Euro. An Einnahmen flossen allerdings erst 65 000 Euro in die Kasse. Sprich: Kinderschicksale kann dringend finanzielle Unterstützung brauchen.

Schwenk und Wägemann danken allen Spendern und Vereinsmitgliedern für deren Hilfe. Die Hilfsbereitschaft sei groß und Kinderschicksale freue sich „riesig über die vielen Aktionen, bei denen sich Menschen aus Mittelfranken und auch oft von weiter entfernt so großartig engagieren“.
Dadurch wird auch Hilfe für Elsa möglich. Sie leidet an Schwerhörigkeit und dem Wolf-Hirschhorn-Syndrom, einer seltenen Erbkrankheit mit Minderwuchs und gravierender geistiger sowie körperlicher Entwicklungsverzögerung. Sie war gleichfalls schon bei First-Step-Therapien – und die sind bei der Vierjährigen „unglaublich wirkungsvoll“, wie man bei Kinderschicksale Mittelfranken weiß.

Nach dem dritten Therapieblock konnte Elsa sich aufrichten, stehen und Balance üben, über Blickkontakte kommunizieren und funktionales Spielen beginnen. Nach der vierten Therapie gelang es ihr, mit Hilfe zu gehen. Sie erhielt einen Gehwagen. Es folgte eine Reittherapie, die alle Fortschritte weiter unterstützt. „Sie fühlt sich auf ihrem Pferd Spencer wie eine kleine Königin“, berichtet Wägemann. Die Reittherapie wird im kommenden Jahr weitergeführt.

Bevor Kinderschicksale Mittelfranken Maßnahmen unterstützt, müssen die Antragssteller vieles offenlegen. Der Verein, der einen medizinischen Beirat sowie juristische und finanzielle Berater hat, prüft die medizinische Notwendigkeit einer Therapie ebenso, wie die Bedürftigkeit der Familien. „Das muss sein, weil wir ja mit Spendengeldern arbeiten“, erklärt Schwenk.

Zweifellos gibt es mehr Familien in der Region, die mit und unter den schweren Krankheiten und Behinderungen ihrer Kinder leiden müssen, als man gemeinhin annimmt. Und oft fehlt eben auch Geld, um hilfreiche Maßnahmen ergreifen zu können, wie beispielsweise die Adeli-Therapie.
Sie basiert auf einem neuen Ansatz bei der Bekämpfung von funktionalen Störungen des zentralen Nervensys-tems. Kernstück ist der gleichnamige Anzug. Bei jeder Bewegung muss der Patient damit einen Widerstand überwinden. Die für die Bewegungsabläufe verantwortlichen zentralen Gehirnstrukturen werden aktiviert. Mit der Zeit können unterentwickelte Funktionssysteme stimuliert werden.

So auch bei Xaver Karl. Der Neunjährige hat eine spastische Lähmung. Die daraus folgenden Leiden soll eine Adeli-Therapie, die aus der Weltraumforschung stammt, lindern. Xaver Karl war dazu sowohl 2016 als auch 2017 in der Slowakei. „Er hat wieder an Kraft und Ausdauer gewonnen und ist dehnbarer in den Gelenken. Seine hiesigen Therapeuten waren sehr positiv überrascht von den Erfolgen“, berichtet Wägemann.

Von 2003 bis 2015 hat Kinderschick-sale Mittelfranken 750 000 Euro für Therapien ausgegeben. Schwenk zufolge waren es in dieser Zeit „weit über 500 Therapien.“ All das Geld musste zuvor aber eingesammelt werden. Enormes ehrenamtliches Engagement steckt dahinter. Besonders wichtig ist es für Schwenk und Wägemann sowie all ihre Mitstreiter, dass die Spenden komplett bei den Schützlingen ankommen und nicht in der Verwaltung versickern.

Das Einzugsgebiet des Vereins ist längst weit über das Weißenburger Land hinaus gewachsen. Auch im Großraum Nürnberg-Fürth werden etliche Mädchen und Jungen betreut. Kinderschicksale Mittelfranken arbeitet mit „Klabautermann“, dem Verein zur Betreuung chronisch kranker Kinder in Nürnberg, und dem Bunten Kreis Fürth, der Familien mit chronisch, krebs- und schwerstkranken Kindern betreut, zusammen. Aber natürlich kümmert sich der Verein nach wie vor auch gerne um Kinder aus dem hiesigen Raum.

Schwenk und Wägemann freuen sich jedes Mal, wenn sie von Fortschritten hören, die eines ihrer „besonderen Kinder“ macht, wie Elsa nach der First-Step-Therapie im vergangenen April. Sie kann seither eine Kugel auf einer Kugelbahn rollen lassen, in Büchern blättern oder einen Ball zurückspielen. Das sind vor dem Hintergrund ihrer ausgeprägten geis­tigen Beeinträchtigung tolle Fortschritte. Besonders schön: Elsa ist deutlich weniger zurückgezogen in ihre eigene Welt, lächelt und juchzt, wenn sie sich freut. 

Kinderschicksale Mittelfranken ist im Internet unter www.kinderschick­sale-mittelfranken.de zu finden. Spendenkonten: Raiffeisenbank Weißenburg-Gunzenhausen, IBAN DE19 7606 9468 0100 9252 50; Sparkasse Mittel-
franken-Süd, IBAN DE92 7645 0000 0750 9130 30; Volks-Raiffeisenbank Bayern Mitte, IBAN DE35 7216 0818 0002 8289 28; HypoVereinsbank Weißenburg, IBAN DE37 7652 0071 0017 8996 00.

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