Klosterprojekt Heidenheim startet durch

22.5.2015, 08:54 Uhr
Klosterprojekt Heidenheim startet durch

© ZIA

Bei der prominent besetzten Festveranstaltung im Kapellensaal des Heidenheimer Klosters war die Erleichterung greifbar. Seit 2004 laufen die Planungen für das ambitionierte und millionenschwere Klosterprojekt. Nun galt es mit der Überschreibung des Klosters an den Zweckverband Kloster Heidenheim den finalen Durchbruch zu feiern. Zumindest für den ersten, rund 4,5 Millionen Euro teuren Umbau des Westflügels sind alle Voraussetzungen geschaffen.

Voraussichtlich 2017 wird eine Dauerausstellung zur Christianisierung Frankens sowie zur benediktinischen Klosterkultur im Wandel der Zeit einziehen. Das im 8. Jahrhundert gegründete Kloster war eine der Keimzellen der Christianisierung Frankens. Erst wirkte der Heilige Wunibald, Bruder des ersten Eichstätter Bischofs Willibald dort, später übernahm deren Schwester Walburga als Äbtissin eines – auf deutschem Boden sehr seltenen – Doppelklosters die Führung. Walburga war im Mittelalter eine der meistverehrten Heiligen.

Außerdem sollen in dem sanierten Westflügel des Klosters eine dauerhaft besetzte Tourismusinformation, ein Klosterladen, ein Pilgerbüro und weitere Räume für Wechselausstellungen einziehen. Neben der Dokumentation der Christianisierung und der Stärkung der touristischen Infrastruktur wird unter Einbeziehung des benachbarten romanischen Münsters ein breites spirituelles und kulturelles Angebot Platz in dem neu belebten Kloster finden. Bereits im vergangenen Jahr besuchten mehr als 4000 Menschen die Klosterführungen und Veranstaltungen des Zweckverbandes.

Millionen vom Freistaat

In einem zweiten, bisher nicht terminierten Bauabschnitt sollen mit weiteren rund 6,2 Millionen Euro die verbleibenden Flügel des zweigeschos­sigen Klosters saniert und schließlich in das Gesamtkonzept eingepasst werden. Die Dauerausstellung würde dann große Teile des Erdgeschosses bespielen, das sich an den eindrucksvollen Kreuzgang anschließt. Im ers­ten Stock fänden neben der Verwaltung Gruppenräume, eine Küche und Örtlichkeiten für Meditation und innere Einkehr Platz.

Ob und wann der zweite Bauabschnitt kommt, ist fraglich. „Wir müssen die Erfahrungen aus dem Betrieb des ersten Abschnitts abwarten“, sag­te Heidenheims Dekan Klaus Kuhn, der zugleich der Vorsitzende des Zweckverbandes ist. Zwar gibt es für den Umbau erhebliche Zuschüsse aus zahlreichen Quellen – unter anderem fünf Millionen Euro vom Freistaat –, aber der laufende Betrieb muss weitgehend kostendeckend laufen.

Klosterprojekt Heidenheim startet durch

© Stephan

Der Freude und Erleichterung bei der Festveranstaltung tat das keinen Abbruch. Tatsächlich ging mit der Übertragung des Klosters im Rahmen eines Erbbaurechtsvertrags eine Zeit der Ungewissheit zu Ende. „Ich habe in der Sache eine Achterbahnfahrt der Gefühle hinter mit“, erklärte Weißenburgs Landrat Gerhard Wägemann (CSU). „Von himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt.“ 2004 hatte er als Landtagsabgeordneter erstmals mit dem Projekt zu tun – damals, weil das Finanzministerium das Kloster im Besitz des Freistaats zum Verkauf angeboten hatte. Das konnte Wägemann mithilfe der politischen Gemeinde, der Kirchengemeinde und zahlreicher engagierter Bürger verhindern.

Die Nutzung allerdings gestaltete sich in der Folge schwierig. „Das Projekt hat drei Finanzminister, drei Regionalbischöfe erlebt“, sagte Wägemann. „Das zeigt schon, wie schwierig das Ganze war.“ Dabei unterschlag er noch zwei Heidenheimer Bürgermeis­ter und drei Landräte Weißenburg-Gunzenhausens.

Die große Konstante in den Klosterbemühungen war – neben Wägemann – Dekan Klaus Kuhn, der trotz zäher Widerstände an dem Projekt festhielt. Immerhin gab es zwischenzeitlich auch zwei Bürgerentscheide zum Kloster. Erst im Mai vergangenen Jahres waren die Bürger von den Klos­tergegnern zur Abstimmung gerufen worden. Mit zwei Dritteln entschieden sie sich für das Klosterprojekt. Ein „Nein“ wäre wohl der Todesstoß gewesen.

Wägemann nervte Söder

Dass nun der Durchbruch gefeiert werden konnte, sei vor allem auch Markus Söder zu danken, lobte Gerhard Wägemann bei der Übergabe. „Ich bin ihm höchst dankbar, dass er in einer Runde in München gesagt hat: ,So, wir machen das jetzt und ihr findet eine Lösung‘“, plauderte der Landrat aus dem Nähkästchen. Das seien zwar keine sonderlich christli­chen Methoden, aber sehr effiziente gewesen, erklärte Söder beim folgenden Empfang grinsend. Zuvor hatte er Landrat Gerhard Wägemann für seine Hartnäckigkeit gelobt: „Sie haben einen Landrat, der die Fähigkeit besitzt, einem Minister bis an die Grenzen der physischen und psychischen Belastbarkeit, Tag und Nacht, per SMS und E-Mail auf die Nerven zu gehen.“  

Auf den letzten Metern hatte die evangelische Landeskirche, die sich genauso wie die katholische Diözese Eichstätt an dem Projekt beteiligt große Bedenken. „Es gab Ärger“, räumte die Regionalbischöfin Gisela Bornowski in ihrem Grußwort ein, „aber ich denke, jetzt haben wir einen für alle Seiten tragbaren Kompromiss gefunden.“ Und dem wollte nach zwölf Jahren Planungszeit dann auch keiner mehr widersprechen – zumindest einstweilen.

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