Kritik an Realschuldirektorin aus dem Kollegium

22.4.2014, 12:00 Uhr
Kritik an Realschuldirektorin aus dem Kollegium

© Jan Stephan

Es gibt wenig Berufsgruppen, die wenn es brenzlig wird, öffentlich derart vorsichtig agieren wie Lehrer. Das liegt nicht zuletzt an der Regierung von Mittelfranken und dem Bayerischen Kultusministerium, die bekannt dafür sind auf kritische Äußerungen empfindlich zu reagieren. Im Fall der Realschuldirektorin Stephanie Bauer ist der Unmut in der Weißenburger Schule aber derart groß, dass er sich seinen Weg nach Außen bahnt.


Der „Sieg-Heil-Anfeuerungsruf“ der Direktorin ist dabei offenbar nur der Katalysator für eine allgemeine Unzufriedenheit. Der Tropfen, der  nach Meinung vieler das Fass zum Überlaufen brachte. In „hunderte von Fettnäpfchen“ sei die Direktorin getappt, seitdem sie die Schule in Weißenburg führt, erzählt ein Mitglied des Kollegiums. Innerhalb der Lehrerschaft kursiert offenbar eine Liste an Verfehlungen, die man Bauer vorwirft. Das sei nur die Spitze des Eisbergs, stellt eine andere Lehrkraft fest. Die Liste könnte noch erheblich ergänzt werden.


Das Stimmungsbild im Kollegium scheint eindeutig. Ein erheblicher Teil der Lehrerschaft wünscht sich die Ablösung der jungen Schulleiterin. In der Einschätzung der Mehrheitsverhältnisse gibt es Unterschiede: die freundlichste Rechnung läuft noch auf eine 50:50-Lagerbildung heraus. „Es gibt zwei Gruppen, die eine ist pro Bauer, die andere contra. Und da zofft es
gerade sauber“, erzählt ein weiterer Pädagoge.


Beschwerde beim Ministerium?


Eine andere Lehrkraft bestätigt, dass es im Kollegium unterschiedliche Auffassungen zur Causa Bauer gebe. Die Meinungsverschiedenheiten bezögen sich aber weniger darauf, dass die  Schulleiterin überfordert sei, als vielmehr darauf, ob das Kollegium seine Kritik als offizielle Beschwerde an das Kultusministerium richten solle. Das wertet mancher als Dolchstoß für die angezählte Rektorin. Vor den Osterferien stand eine offizielle Beschwerde offenbar kurz bevor. Nun wollen – zumindest Teile des Kollegiums – erst den Besuch eines Mediators abwarten, der nach den Ferien das Betriebsklima retten soll.


Die Reaktion der Lehrer dürfte für das berufliche Schicksal der Direktorin eine entscheidende Rolle spielen. Gegenüber der Süddeutschen Zeitung hatte der zuständige Ministerialbeauftragte für die mittelfränkischen Realschulen, Johann Seitz, festgestellt, dass man in Abstimmung mit dem Ministerium eine Lösung finden werde, „bei der das Wohl der gesamten Schule im Mittelpunkt steht“. Sollte sich ein erheblicher Teil des Kollegiums gegen Bauer aussprechen, ist schwer vorstellbar, dass sie die Schule mit rund 70 Lehrern und etwa 1000 Schülern weiter leiten darf. Eine Versetzung in eine Schulbehörde wird hinter den Kulissen als Lösung des Problems gehandelt.


Die Süddeutsche hatte zuletzt mit Bezug auf mehrere Lehrer von konkreten Vorwürfen berichtet. So soll sich unter Schulleiterin Bauer das Arbeitsklima verschlechtert haben und das Kollegium sei gespalten. Die Lehrkräfte kritisieren vor allem öffentliche Auftritte, bei denen sich die Rektorin wiederholt im Ton vergriffen haben soll. „So soll sie bei einer Ansprache vor französischen Gästen eines Schüleraustauschs das Festhalten des Nachbarlandes an der Kernenergie derart scharf kritisiert haben, dass die Dolmetscherin bewusst falsch übersetzte – um einen Eklat zu vermeiden“, heißt es in der SZ. Zudem sei die Schulleiterin überfordert, zu wenig präsent und lege im Umgang mit Untergebenen bisweilen einen fragwürdigen Ton an den Tag, hieß es weiter.


Verfahren eingestellt


Die Rektorin hatte für internationales Aufsehen gesorgt, als sie vor den Faschingsferien die Schüler bei einem „Mausefallenrennen“ mit der Nazi-Parole „Sieg Heil“ angefeuert hatte. Ein verbaler Ausrutscher, wie sich selbst Kritiker einig sind. Eine Nähe zu rechten Kreisen unterstellt Bauer keiner. Die umstrittene Anfeuerung sei aber der Gipfel einer ganzen Reihe von Peinlichkeiten, die sich die Schulleiterin geleistet habe. Die Staatsanwaltschaft Ansbach hat die Ermittlungen gegen die Rektorin gegen eine Geldauflage von 1000 Euro eingestellt. Nun muss das Kultusministerium über Bauers berufliche Zukunft entscheiden.

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