Laufveranstalter laufen Sturm

21.3.2015, 07:00 Uhr
Laufveranstalter laufen Sturm

© Mühling

„Wir haben in den letzten Wochen intensiv diskutiert, wie wir mit den Angriffen des DLV auf die deutsche Läuferszene umgehen sollen. Wir sehen leider nur eine Möglichkeit: Um einem absehbaren Konflikt aus dem Weg zu gehen, werden wir zum 31. Dezember aus dem Bayerischen Landes-Sportverband (BLSV) austreten und wieder als freier Sportverband für die Bereiche Motorsport, Laufsport und Radsport tätig sein, wie schon bis zum Jahr 2011“. So schreibt es Hubert Stanka, Vorsitzender der OAI, in einem Brief an die BLSV-Kreisvorsitzende Brigitte Brand.

Der Verein Outdoor und Offroad Association International, kurz OAI, hat bislang viermal den Seenlandmarathon durchgeführt. Hochgerechnet hätte der gemeinnützige Verein, der den Landschaftslauf am Brombachsee nur dank der Hilfe von rund 400 ehrenamtlichen Helfern durchführen kann, schon fast 10000 Euro an den Leichtathletik-Verband abführen müssen.

„Schmerzhafte Erhöhung“

Die Laufmaut sehen Stanka und seine Mitstreiter als „eine schmerzhafte Erhöhung der für uns kaum nachvollziehbaren Gebühr um 300 Prozent“. Eine schlüssige Begründung für dieses Ansinnen sei nicht bekannt. Jedenfalls treffe dieser Angriff hauptsächlich die kleinen und mittelgroßen Veranstalter hart: „Übrigens nicht nur uns, sondern noch mehr die vielen kleinen Läufe in der Region, die ausschließlich von ehrenamtlichem Engagement getragen werden und die meist noch gar nicht begriffen haben, was da gerade vor sich geht“, heißt es in dem Brief an Brand.

„Wir haben bislang nichts von der Verbandsarbeit des DLV. Auch unsere Nachwuchsarbeit und die Ausbildung unseres eigenen Verwaltungs- und Funktionspersonals erledigen wir selber“, schreibt die OAI. Sie sieht keinen Grund für die zwei von ihr organisierten Laufevents – neben dem Seenlandmarathon noch der Altmühltrail –, „warum wir diesem für uns nutzlosen Verband auch nur einen einzigen Euro zahlen sollten. Die ab 2016 abverlangte Gebühr würde die eh schon defizitären Veranstaltungen, die wir aus rein ideellen Gründen anbieten, vollends ad absurdum führen“.

Den Vorschlag des Verbandes, diese Gebühr auf die Startgelder umzulegen, hält die OAI für „nicht hilfreich“ für den Sport. Dass der DLV mit den zusätzlichen Millionen angeblich mehr Breiten- und Schulsport fördern will, ehre ihn. Allerdings: „Wir bieten den Breitensport an und fördern den Nachwuchs über unser eigenes Schul- und Kindergartenprogramm auf unserem Weg. Ein DLV hat sich hier bislang weder sehen lassen noch sich irgendwie beteiligt.“ Deshalb bittet die OAI die BLSV-Kreisvorsitzende das Protestschreiben an die entsprechenden Stellen weiterzuleiten. „Falls es in den Reihen des DLV noch einen Sinneswandel geben sollte, würden wir natürlich gerne in der BLSV-
Familie bleiben“, heißt es am Ende des Briefs.

„Protestaufschrei“

Mit ihrer Kritik liegt die OAI ganz auf der Linie der German Road Races (GRR). Die Interessenvertretung von Laufveranstaltern in Deutschland, Österreich, Italien und Spanien ist durch die DLV-Entscheidung „stark verärgert“.

GRR-Vorsitzender Horst Milde spürt nach der starren Haltung der Leichtathletik-Funktionäre einen „Protestaufschrei“ vor allem unter den mittleren und kleinen Laufveranstaltern, die ihre zum Teil jahrzehntelange Aufbauarbeit zerstört sehen und die getroffene Entscheidung als einen Affront gegen die vor allem ehrenamtlich arbeitenden Organisatoren in den Vereinen und Lauftreffs.

„Das wird Auswirkungen auf die gesamte Laufszene haben“, befürchtet Milde, der in den 1970er-Jahren den Berlin-Marathon initiierte und in den Folgejahren zu einer weltweit führenden Veranstaltung entwickelte. German Road Races werde sich nun zusammen mit weiteren großen Laufveranstaltern über gemeinsame Aktivi­täten gegenüber dem Verband abstimmen. Man will sich nicht dem „Diktat des DLV“ beugen.

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