Mehr Mord und Totschlag in Weißenburg-Gunzenhausen

25.3.2015, 12:00 Uhr
Mehr Mord und Totschlag in Weißenburg-Gunzenhausen

© Stanka

Die allgemein eher erfreuliche Kriminalstatistik für den Landkreis hat hier einen Schönheitsfehler. Es kam zu fünf Morden beziehungsweise Totschlägen sowie zu zwei fahrlässigen Tötungen. Im Vergleich zu den Vorjahren ist das ein deutlicher Anstieg. Von 2010 bis 2013 hatte man in Weißenburg-Gunzenhausen pro Jahr im Schnitt nur mit 2,5 Fällen dieser Art zu tun.

Hermann Lennert, der Chef der Ansbacher Kriminalpolizei, hält den Anstieg lediglich  für einen unerfreulichen statistischen Ausreißer. Bei derart niedrigen Fallzahlen könne es durch einzelne Verbrechen zu erheblichen Steigerungen kommen, so der Kripo-Chef in einem Pressegespräch. „Es gibt keine Hinweise, die einen grundlegenden Anstieg befürchten lassen.“

Trotzdem schockierten besonders zwei Fälle die Öffentlichkeit in Altmühlfranken. Im März 2014 hatte ein 30-jähriger Treuchtlinger seine drei Kleinkinder aus dem Fenster eines Wohnblocks geworfen und war selbst hinterhergesprungen. Der damals zehn Monate alte Sohn war aus sieben Metern auf einen Stein geprallt und lebensgefährlich verletzt worden, seine beiden zwei und drei Jahre alten Schwestern landeten auf einer Rasenfläche und wurden weniger schwer verletzt.

Junge hat Fenstersturz überlebt

Der Junge hat das Drama überlebt, allerdings mit erheblichen körper-
lichen Folgen, wie jetzt Kripo-Chef Lennert mitteilte. Er befinde sich inzwischen in einer Behinderteneinrichtung und werde sein Leben lang gehandicapt bleiben. Der Vater, der aus Verzweiflung über den Auszug der 22-jährigen Mutter die Tat begangen hatte, brachte sich später in der Untersuchungshaft ums Leben.

Demnächst wieder aktuell wird der Fall eines 54-Jährigen, der im Juni 2014 in Gunzenhausen ermordet wurde. Zwei damals 35-jährige Männer und ein 16-jähriges Mädchen sollen den Mann mit Tritten und Schlägen getötet und anschließend auf die Bahngleise gelegt haben, um es wie einen Suizid aussehen zu lassen. Die Tat ereignete sich im Umfeld eines Obdachlosenheims. 

Die Polizeiinspektion Gunzenhausen hatte bereits vor Ort Zweifel an dem Suizid, und die Ermittlungen der Kriminalpolizei führten noch am selben Tag zu den drei Tatverdächtigen, stellte Lennert fest. Am 13. April startet der Prozess am Ansbacher Land­gericht. Es sind sieben Verhandlungstage angesetzt, 21 Zeugen und drei Sachverständige geladen. Die Staatsanwaltschaft Ansbach hat gegen einen der drei Verdächtigen Mordanklage erhoben.

Der Gunzenhausener Fall ist der einzige der Mord- und Totschlagsdelikte, bei dem tatsächlich ein Mensch sterben musste. Bei den vier weiteren handelte es sich um versuchte Tötungen – so auch im Fall des Treuchtlinger Vaters, der seine drei Kinder aus dem Fenster geworfen hatte. Er ist allein für drei versuchte Morde in der Kriminalstatistik für das Jahr 2014 verantwortlich.