Menschlichkeit und Solidarität gefordert

17.11.2014, 08:40 Uhr
Menschlichkeit und Solidarität gefordert

© Renner

In diesem Jahr ist der Gedenktag nach Lesart des OB, aber auch von Diakon Norbert Waldmüller von der katholischen Gemeinde in Weißenburg, der die Ansprache am Ehrenmal hielt, „mit einer besonderen Bedeutung aufgeladen. Vor 100 Jahren begann der Erste Weltkrieg. Vor 75 Jahren „provozierten Hilter und seine Truppen den Zweiten Weltkrieg“ (Waldmüller).

Und vor 25 Jahren fiel die Berliner Mauer. Diese Daten seien „für unsere Geschichte bedeutende Einschnitte“, sagte Schröppel, dennoch gelte es den Blick auf die aktuelle Lage zu richten.

Er fragt sich, „was Menschen dazu bringt, so abgrundtief unmenschlich zu handeln“, wie es in Syrien, in der Ukraine oder in anderen Krisenregionen derzeit geschieht. „Gedenken wir deshalb heute all denen, die im Zusammenhang mit kriegerischen Auseinandersetzungen zu Tode gekommen sind, körperliche oder seelische Verwundungen erlitten haben oder aus ihrer Heimat vertrieben wurden oder flüchten mussten“, unterstrich der OB.

Gleichzeitig gelte es jene, „die durch die Kriegswirren in ihrer Heimat zu uns geflüchtet sind und damit oft nur das nackte Leben retten konnten mit Humanität und Solidarität“ zu begegnen. Er spielte damit auf die Flüchtlingswelle an, die Europa derzeit erfasst und auch bis in den Landkreis schwappt. Den Betroffenen gilt es zu helfen zumal hierzulande großer Wohlstand herrscht. Schröppel: „Machen wir uns immer wieder bewusst, dass wir seit nunmehr fast 70 Jahren das unvorstellbare Glück haben, in Frieden leben zu können.“

Ähnlich äußerte sich Diakon Waldmüller. Die Erinnerungen seien „zugleich Verpflichtung“ unter anderem zu „Toleranz und Verständnis für die Opfer“. Es gelte offen zu sein „für alle, die unsere Hilfe brauchen“. Waldmüller: „Dazu brauchen wir Verstand, Mut und Tatkraft. Dazu dürfen wir als Christen Gott um seine Hilfe und seinen Beistand bitten.“

Zuvor hatte auch er an den Beginn des Ersten und des Zweiten Weltkriegs sowie den Mauerfall erinnert, der die „für Deutschland und Europa gravierendste Folge“ des Zweiten Weltkriegs“ beendet hatte: die Teilung Deutschlands und den Kalten Krieg. Für Waldmüller gibt es daraus nur eine Schlussfolgerung: „So können wir, bauend auf diese Erfahrungen unserer Väter und Vorfahren nur immer wieder bekräftigen: „Nie wieder Krieg!“

Gleichzeitig warf er mehrere Fragen auf. Ist dieser Wunsch nicht nur „ein Ziel, „das irgendwo im Nirgendwo liegt? Gab es auf dieser Erde schon einmal eine Zeit, in der überall, ja wirklich überall, Frieden herrschte? Oder ist es nicht eher so, dass Unfriede unser Weltgeschehen bestimmt?“

Dazu bedürfe es nur des Blickes in den Nahen Osten, nach Syrien nach Afghanistan, in den Irak, in afrikanische Staaten, wie Nigeria, Somalia und den Sudan oder in die Ukraine. Der Diakon: „Überall Verwundete, Tote, Vertriebene, Flüchtlinge. Und mit ihnen kommt der Krieg mit seinen schrecklichen Folgen direkt vor unserer Haustüre an.“

Der Friede sei also weltweit „gefährdet, zerstört und missachtet. Und gerade deshalb sei „dieser Friede, der uns hier in Deutschland weitgehend in Sicherheit leben lässt, nicht nur Geschenk und Gabe, sondern vor allem auch Aufgabe für uns“, mahnte Waldmüller.

Für Christen sei es eine Pflicht sich für Frieden einzusetzen. Wer dies tun wolle, dürfe sich aber „nicht abschrecken lassen von den vielen Problemen, die diesem Frieden“ entgegenstünden. „Wer für Frieden eintritt, muss bereit sein, auf andere zuzugehen, muss bestehende Mauern abbauen und überwinden: Mauern der Vorurteile, des Hasses; Mauern, die Menschen unterschiedlicher Herkunft, Hautfarbe und Glaubensüberzeugung voneinander trenne“, warb der Diakon für humanitäres Denken und Handeln.

Unzählige Menschen haben in den Weltkriegen ihr Leben oder ihre Gesundheit gelassen, sie kehrten zurück „mit einem Herz voller Hass gegen die, die ihnen als Feinde gepredigt wurden“, machte Waldmüller deutlich und fuhr fort: „Und auch heute lassen junge Menschen in den Armeen der Welt ihr Leben – entweder weil sie zum Kampf aufgerufen wurden oder weil sie ihr Leben im Kampf für Frieden eingesetzt haben“. Es bleibt für ihn die Frage: „Können die, die von solchen Einsätzen zurückkehren, verzeihen?“

Heute seien es „nicht mehr im eigentlichen Sinn Staaten, die sich hier bekämpfen“. Es seien vielmehr „gesellschaftliche und religiöse Gruppierungen, meist geprägt von extremen Ideologien und massiver Gewaltbereitschaft, die hilflose und eigentlich friedliebende Menschen, Männer, Frauen und Kinder, in den Krieg und ins Unglück treiben“.

Nicht nur für Waldmüller ist es manchmal schwer, angesichts der komplexen Verflechtungen überhaupt noch zwischen Schuldigen und Opfern zu unterscheiden. Aber es brauche „mehr denn je Differenzierung, Sensibilität und Kenntnis der Hintergründe“. Denn: „Es gibt keine einfachen Antworten, kein ,schwarz oder weiß’, keine guten und bösen Staaten. Es gibt nur immer mehr Menschen, die Krieg und Terror hilflos ausgesetzt und daher auf Hilfe angewiesen sind“, machte der Diakon deutlich.

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