"Mitfahrerbänke" für den modernen Tramper

28.4.2016, 05:37 Uhr

© Scheffel

„Des kost nix, das macht nix, des probier mer etz“, so erklärt Lemmermeier in wenigen Worten das Zustandekommen des ziemlich innovativen Konzepts. „Unser schönes Örtchen ist nicht mit den besten Busverbindungen nach Weißenburg und Gunzenhausen gesegnet, aber jeder fährt ständig dahin.“ Warum sollten die, die ohnehin fahren, nicht jemanden mitnehmen, der auch da hinwill?

Das klingt einleuchtend. Und so wurde die im Helferkreis für die rund 20 mittlerweile in Stopfenheim lebenden Flüchtlingen geborene Idee auch gleich in die Tat umgesetzt. Lemmermeier rief den Bauhof an, ließ zwei Bänke an geeignete Plätze entlang der B 13 stellen, die durch den Ort führt, tackerte ein Schild mit der Aufschrift „Mitfahrerbank“ hin, und fertig war das innovative Vorzeigeprojekt.

Wichtig ist Lemmermeier und den Mitinitiatoren, dass das kein Angebot nur für Flüchtlinge ist, sondern von jedem genutzt werden kann. Von der alten Dame, die zum Einkaufen nach Ellingen muss, über den Jugendlichen, der am Nachmittag zum Shoppen nach Weißenburg will, bis hin zu den Flüchtlingen, die nach Weißenburg aufs Amt wollen.

Das Konzept ist für den Landkreis neu, in Deutschland gibt es aber bereits einige Mitfahrerbänke. Sie werden meist auf dem flachen Land aufgestellt, wo der öffentliche Nahverkehr schlecht ist, die Bereitschaft, sich ge­genseitig zu helfen, aber noch groß. Da passt der Ellinger Ortsteil gut ins Konzept. Die Erfahrungen mit dem Konzept sind allerdings etwas durchwachsen: Es gibt Orte, da klappt das Sys­tem, und es gibt Dörfer, da stehen die Bänke, aber draufsetzen tut sich keiner.

Auch in Stopfenheim braucht die Sache noch etwas Zeit. „Bisher hat sich noch keiner draufgesetzt“, sagt Lemmermeier, die sich deswegen in ihrem Enthusiasmus aber nicht bremsen lässt. „Das muss man lange üben, aber dann kann ich mir schon vorstellen, dass das angenommen wird.“ Ein Jahr hat man sich für den Versuch gegeben, wenn dann immer noch kaum einer auf dem Bänklein Platz nimmt, nimmt man das Schild ab, stellt die Bänke wieder an ihren angestammten Platz und hat nichts verloren.

„Irgendwo anfangen“

„Das probieren wir jetzt halt mal aus“, stellt Ellingens Bürgermeister Walter Hasl (SPD) fest. Er wurde von Lemmermeier mehr informiert als gefragt, findet die Eigeninitiative aber grundsätzlich lobenswert. Zumal das Projekt nichts kostet.
Ein bisschen problematisch dürfte es für die Mitfahrer mit dem Rückweg werden.

Im Grunde bräuchte man Stopfenheimer Mitfahrerbänke dann auch in Ellingen, Weißenburg und Gunzenhausen. „Das wäre natürlich gut, aber wir müssen ja mal mit etwas anfangen“, bittet Lemmermeier um Geduld. Wird die Idee angenommen, kann der Ausbau ja noch kommen. Eine überzählige Parkbank wird man auch in den drei genannten Kommunen zur Not noch auftreiben.

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