Modellprojekt aus Altmühlfranken

8.10.2015, 13:00 Uhr
Modellprojekt aus Altmühlfranken

© Steiner

Denn ohne die, gestand auch Ute Ernst vom Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit in Weißenburg, wäre das Projekt überhaupt nicht möglich. Geboren wurde das Modellprojekt bereits im Frühjahr dieses Jahres. Der Landkreis, betonte Landratstellvertreter Robert Westphal, wollte mehr machen, als die Flüchtlinge nur zu registrieren. Asylbewerbern, die eine hohe Chance auf Anerkennung haben, sollten bereits frühzeitig und unbürokratisch Hilfen gegeben werden, damit die Integration schnell gelingen kann.

Dass dabei vor allem das Erlernen der Sprache ein entscheidender Faktor ist, war allen klar. Daneben sahen die Initiatoren vor allem Arbeit als weiteren maßgeblichen Faktor an. Flüchtlinge und Asylsuchende mit Duldung oder Aufenthaltsgestattung können in der Bundesrepublik eine Ausbildung aufnehmen, wenn sie sich mindestens drei Monate erlaubt hier aufgehalten haben. Die Entscheidung trifft die Ausländerbehörde des Landratsamtes, die einen entsprechenden Aufenthaltstitel vergibt, erklärte Ar­tur Berk vom Ausländeramt.

Kathrin Kimmich und Dorothee Bucka entwickelten deshalb bereits im vergangenen Herbst ein Grobkonzept, das Asylbewerber frühzeitig auf die Berufswelt vorbereiten sollte. Nach dem viertägigen Besuch des „Sprach-Not-Arztes“ mit Professor Dr. Joachim Grzega wurde den insgesamt 27 Asylbewerbern noch ehrenamtlich Sprachkurs erteilt. Darüber hinaus standen Besuche im Berufsinformationszentrum (BIZ) und bei der Hochschule in Triesdorf auf dem Programm. Auch ein Bewerbungstraining samt Bewerbungsfotos gehörte mit dazu.

Gute Erfahrungen gemacht

Vorgestellt wurde das Projekt am 4. Mai in der Notaufnahme für Flüchtlinge in Treuchtlingen. Dort stieß es bei den jungen Männern auf Interes­se – darunter auch Ahmed Khalif und Abdul Rahim, die beide aus Äthiopien kommen und ohne ihre Familien nach Deutschland geflohen sind. Die beiden 22-jährigen jungen Männer haben in ihrer Heimat studiert. Abdul hat bereits ein Diplom für Soziologie in der Tasche und möchte am liebsten auch hier als Soziologe arbeiten.

Bislang macht ihm die Sprachbarriere bei seinen Plänen noch einen Strich durch die Rechnung, das weiß er selbst. „Ich möchte hier gerne arbeiten und mich integrieren“, sagt er auf die Frage, was seine Pläne für die Zukunft sind. Sein Freund hat ähn­liche Ziele und sagt ebenfalls, dass er aber erst noch besser Deutsch lernen muss. Dass die beiden ehrgeizig sind, beweist ihr bisheriger Lernerfolg. Nach nur sieben Monaten in Deutschland können die Äthiopier, die neben ihrer Muttersprache nur Englisch sprechen, immerhin schon Fragen in einer Pressekonferenz beantworten.

Marco Stenglein, Werksleiter bei der Gunzenhausener Firma Verpa Folie   hat ebenfalls sehr gute Erfahrungen mit äthiopischen Asylbewerbern gemacht. Zebib Abamilki, ein 29-jäh­riger Asylbewerber aus Äthiopien, hat am 1. September seine Ausbildung zum Maschinen- und Anlagenführer bei Verpa begonnen. Für Zebib ist das eine große Chance, in Deutschland dauerhaft Fuß zu fassen. Für Verpa war er ebenfalls ein Glücksgriff, weil bislang für die Stelle kein Bewerber gefunden wurde. Stenglein zufolge zeige der 29-Jährige bislang in seiner Ausbildung eine „wahnsinnig große Motivation“ und habe ein reguläres Bewerbungsverfahren durchlaufen müssen. Dass es nicht ganz einfach wird, ist den Verpa-Verantwortlichen bewusst.

Auf Verpa aufmerksam geworden ist Zebib durch das Projekt „Fit für Deutschland“. Im Rahmen eines Praktikums, das ihm der Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit vermittelt hatte, bot sich für den jungen Äthiopier die Chance, bei dem Folienhersteller eine Ausbildung zu machen.

Ein Beispiel, das Kimmich zufolge Mut macht und zeigt: Integration kann gelingen, wenn die Zusammenarbeit aller Beteiligten klappt. Von den insgesamt 24 Teilnehmern des Projekts „Fit für Deutschland – Fit für den Beruf“ konnten fünf in langfristige Arbeitsverhältnisse im Gastronomie- und Baugewerbe vermittelt werden. Aus Kimmichs Sicht könne man zu Recht stolz auf das bislang Erreichte sein: „Wir haben die Schere zwischen arbeitswilligen Asylbewerbern und dem Fachkräfte suchenden Arbeitsmarkt geschlossen.“ Auch Ute Ernst von der Agentur für Arbeit hält das Projekt bei entsprechender „Bleibewahrscheinlichkeit“ der Asylbewerber für sinnvoll: „Unser Arbeitsmarkt ist überaus aufnahmefähig.“
 

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