Nach Schweigeminute folgte ein packendes Spiel

16.11.2015, 08:59 Uhr
Nach Schweigeminute folgte ein packendes Spiel

© Mühling

Aber was heißt schon „natürlich“ in diesen Tagen des Terrors in Paris. Deshalb soll am Anfang auch eine bemerkenswerte Aktion des Treuchtlinger Vereines stehen. Die Mannschaft und die Verantwortlichen der VfL-Baskets wollten nach den schlimmen Ereignissen in Frankreich nämlich nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Vielmehr riefen sie die rund 700 Zuschauer zum Spielbeginn zu einer Schweigeminute auf. Das Treuchtlinger Team um Kapitän Stefan Schmoll setzte zudem mit Trauerflor an seinen Basketball-Trikots ein Zeichen.

Es lag wohl auch an diesen Aktionen, dass die Partie ein wenig langsam in Fahrt kam. Nur je sieben Punkte gelangen beiderseits in den ersten fünf Minuten und auch das Publikum war sehr zurückhaltend. „Es war ein stiller Anfang“, stellte VfL-Trainer Stephan Harlander fest. Dann aber nahm das Verfolgerduell der 1. Regio richtig Fahrt auf. Die Gastgeber zogen auf 19:9 davon, die Niederbayern glichen durch einen 10:0-Lauf auf 19:19 aus. Treuchtlingen legte nochmals drei Zähler nach und gewann das erste Viertel folglich mit 22:19.

Topquote bei Freiwürfen

In dieser Intensität und Spannung ging es dann in den folgenden drei Vierteln weiter. Die Zuschauer erlebten eine sehenswerte Begegnung mit vielen Körben. Die heimischen Fans waren mit ihrer Unterstützung für den VfL schlichtweg der „Wahnsinn“, wie Harlander fand. Nach dem ausgeglichenen zweiten Durchgang lag seine Mannschaft zur Halbzeit weiter knapp mit 43:40 vorn. Im dritten Viertel konnte sich der VfL ein wenig absetzen – das 71:63 nach 30 Minuten Spielzeit war aber noch keine Vorentscheidung, denn die Niederbayern gaben nicht auf und blieben zum einen durch ihre zwölf Dreier (VfL: zehn) zum anderen durch den überragenden Orlando Parker dran. 43 Punkte legte der Amerikaner auf – bis dato hatte er einen Schnitt von knapp 20 Zählern pro Spiel gehabt.

Im letzten Abschnitt verkürzte Vilsbiburg und schaffte sogar noch einmal den Ausgleich, doch die Treuchtlinger blieben cool und stellten am Ende auch von der Freiwurflinie den verdienten 98:93-Sieg sicher. Insgesamt verwandelten die VfL-Korbjäger 30 von 34 Freiwürfen (88,2 Prozent). Tim Eisenberger hatte bei seinen neun Versuchen eine 100-Prozent-Ausbeute, Stefan Schmoll traf zwölf von 13 Freiwürfen und war am Ende mit 25 Punkten der Topscorer. Gefolgt von Peter Maischak und Florian Beierlein (je 16) sowie Eisenberger (15) und Claudio Huhn (12), der zwei Tage zuvor 26 Jahre alt geworden war. Der agile Youngster Beierlein sorgte kurz nach seinem 20. Geburtstag ebenso für wichtige Punkte von der Bank wie Florens Remmele, der auf fünf Zähler kam.

Besonders zufrieden war Trainer Stephan Harlander, dass sein Team die von ihm erwartete hervorragende Reaktion auf die schwache Vorstellung in Erfurt gezeigt hat. Die Verunsicherung aus dieser Partie war mit vielen Fehlern und Ballverlusten noch deutlich zu spüren, allerdings spielten die VfL-Jungs in dieser Situation den entscheidenden Trumpf aus: „Das Team hat heute richtig Mentalität gezeigt“, lobte Harlander. Damit konnten die schlechten Momente wettgemacht werden „und wir haben uns letztlich gegen eine saustarke Mannschaft aus Vilsbiburg belohnt“, so der Treuchtlinger Coach.

„Ein schönes Spiel“

Seinem Kollegen Holger Prote war es von vorneherein klar, dass beim heimstarken VfL ein schweres Match warten würde. Er und sein Team waren mit zuletzt vier Siegen im Gepäck angereist, wollten nachlegen und Rang drei behaupten. Das gelang nicht – auch weil den Gästen „Fortuna nicht hold war“, wie Prote sagte. „Es war ein schönes Spiel bis auf zwei umstrittene Schiedsrichter-Entscheidungen am Schluss“, fand der Vilsbiburger Coach, dessen Team dadurch der Chance beraubt wurde, zumindest in die Verlängerung zu gehen, was gegen den VfL schon zweimal der Fall war.
Auch so war es aber wieder einmal ein packender und hochspannender Vergleich zwischen den beiden Teams, die durch das Ergebnis die Plätze getauscht haben. Die Treuchtlinger sind nun Dritter, Vilsbiburg ist Vierter. Für den VfL geht es am kommenden Samstag in Zwickau weiter.

VfL Treuchtlingen: Stefan Schmoll (25 Punkte, 6 Rebounds), Florian Beierlein (16 Punkte, 3 Dreier, 6 Rebounds), Peter Maischak (16), Tim Eisenberger (15 Punkte, 9 Rebounds, 10 Assists), Claudio Huhn (12), Simon Geiselsöder (9), Florens Remmele (5), Leon Fruth, Arne Stecher, Nico Jahnel, Jonathan Schwarz, Kevin Vogt. 

Baskets Vilsbiburg: Orlando Parker (43 Punkte, 9 Rebounds), Erceg Dinor (14), Georg Hörl (10), John Boyer (9 Punkte, 10 Assists), Josef Leierseder (8), Johannes Kreutzer (7), Nikolaus Märkl (2), Michael Mayr, Andreas Goderbauer, Michael Theisinger.

Zuschauer: 700; Die einzelnen Viertel: 22:19, 21:21, 28:23, 27:30; Fünf-Minuten-Takt: 7:7, 22:19, 33:29, 43:40 (Pause), 59:55, 71:63, 84:78, 98:93.

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