Neue Ideen, alter Charme

7.5.2018, 09:23 Uhr
Neue Ideen,  alter Charme

© Felix Oeder

Am Freitag und Samstag findet im Bergwaldtheater ein großes Programm statt. Und weil das so ist, gibt es auch einen Festivalcampingplatz, den man charmanterweise im Weißenburger Freibad, mitten im Herzen der Stadt aufgeschlagen hat.

Campen im Freibad

Ansonsten bleibt es aber beim bewährten Charme des Festivals in dem aufgelassenen Steinbruch mitten im Wald.  Die Veranstalter wollen ein Festival für alle, das aber nix für jeden sein muss. Musikalische Qualität wird dabei großgeschrieben. Das Programm bietet wieder große Namen der Szene (siehe Headliner-Vorstellung unten), nimmt sich aber auch viel Platz für herausragende Nischen-Formationen und hat zudem eine ganze Reihe schillernder Newcomer an Bord.

Neufundland etwa zählt zu dieser Kategorie. Die Berliner  eröffnen das Festival am Freitag mit ihrem eigenwilligen kühlen Pop-Punk. Auch Toksi ist einer der Namen, die man sich merken sollte. Die  in Heidelberg und Schleswig aufgewachsene Sängerin verbindet Pop und Hip-Hop zu einer Mischung mit Charakter. Mit Filistine holt man eine herausragende Funk-Band aus der Oberpfalz nach Weißenburg. Heischneida reisen aus dem Chiemgau an, kennen den Weg nach Franken aber ganz gut. Sie begeisterten im vergangenen Jahr das Publikum beim Ellinger Gutsfest.

Deutschlandweit einen Namen hat dagegen bereits LOT. Der Leipziger Pop-Songwriter stand schon mit allerlei Größen des Geschäfts auf der Bühne und galt beim Heimspiel 2016 als die Überraschung des Festivals. Grund genug für ein Comeback.

Quartett aus der Nische

Hinzu kommt beim diesjährigen Programm ein Band-Quartett, das in ihren musikalischen Nischen jeweils einen erstklassigen Ruf genießt: Jamaram ist seit zwei Jahrzehnten mit seinem lässigen Reggae-Sound in der ganzen Welt unterwegs. The Prosecution gehen ebenfalls stramm aufs 20-Jährige zu und sind im Skacore zu Hause. Große Freude dürften den Punkfreunden zudem Montreal aus Hamburg  bereiten. Die Formation ist einer der wenigen deutschen Punkbands, die auch international unterwegs ist.

Am Samstag eröffnet die Kinderband Donikkl den Festivaltag und das umfangreiche Kinderprogramm mit Heimspiel-Kindergarten und vielem anderen mehr. Dass für die Kleinen ordentlich was geboten ist, gehört zum Grundverständnis des Festivals dazu. Hier sollen sich die Generationen treffen. Zu  einem entspannten  Wochenende voller Musik und Sommer.

Culcha Candela lässt die Bäume tanzen

Absolute Experten in Sachen Gute-Laune-Sound

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© Katja Kuhl

Wenn Culcha Candela ihre Beats ins Bergwaldtheater wuchten, dürfte kein Stein auf dem anderen bleiben. Die Kapelle aus Berlin hat absoluten Expertenstatus in Sachen Gute-Laune-Sound, und es ist einigermaßen schwierig, sich dieser Mischung aus Dancehall, Hip-Hop und elektronischen Beats zu entziehen. Diese Musik will einem einfach in die Beine, und es macht keinen Sinn, sich dagegen zu wehren. Im 16. Jahr sind Culcha Candela bereits auf Deutschlands Bühnen unterwegs und ihre Liste an Hits ist lang. Songs wie „Hamma“ oder „Von allein“ haben Millionen von Menschen begeistert. Grund genug also, sie auch mal auf das Heimspiel-Festival und den schönen Weißenburger Bergwald loszulassen. Am Ende werden wahrscheinlich sogar die Buchen im Takt die Äste wiegen, weil das „geht schon von allein“.

Sonniger Indie-Folk zum Träumen

Die Mighty Oaks und der Bergwald

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Viel besser könnte es nicht passen: ein lauschiger Sommerabend mitten im Wald und dazu die verträumten Indie-Folk-Klänge der Mighty Oaks. Das Bergwaldtheter und die Mighty Oaks haben einander gesucht und gefunden. Nicht nur, weil der Name der Band „Mächtige Eichen“ bedeutet und das so gesehen auch botanisch Sinn macht. Der an Mumford & Sons erinnernde moderne Folk-Sound fügt sich einfach bestens in die traumhafte Kulisse des Theaters. Erfreulich ist, dass Alben, „die die Luft eines feuchten, sonnigen Morgens in einem Bergwald“ atmen, wie einmal ein Kritiker feststellte, in Deutschland unter den Top Ten der Charts landen können.

Einfach sauguad!

Django 3000 und sein Bavarian-Gypsy-Balkan-Sound

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Django 3000, das ist immer noch vor allem eines: wilde, ungezügelte Freude an der Musik. Und zwar vollkommen wurscht, woher diese kommt. Zwischenzeitlich haben viele Bands landauf, landab ihre Liebe zu Mundart und Balkan-Sound entdeckt, Django 3000 allerdings hat diese Kombination erfunden. Mit Geige, Gitarre, Schlagzeug und Gesang begibt man sich auf eine irre Reise, die im Chiemgau beginnt und irgendwo in Belgrad endet. Bavarian-Gypsy-Balkan-Sound mag man das vielleicht nennen oder einfach auch nur sauguad. Mit dem Hit „Heidi“ betrat die Band die große Musikbühne und hat sie seither nicht mehr verlassen. Beim Heimspiel waren die Musiker schon mal zu Gast und haben bewiesen, dass sie das Bergwaldtheater im Sturm erobern können. Seitdem wurde der Ruf des Publikums nach einem Heimspiel-Comeback der Chiemgauer Band immer lauter. Und da kann ein Veranstalter dann nur schlecht widerstehen. In diesem Sinne: Hopaaa!

Eine Portion Sommer bitte!

Mono & Nikitaman sorgen zur Not für Regenbogen

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© alex_davies

„Gib mir ein bisschen Sommer“, ist die jüngste Single des Dancehall-Duos Mono & Nikitaman betitelt. Das könnte man programmatisch auch als Banner über das Heimspiel schreiben, das traditionell den Festival-Sommer eröffnet. Nun steckt  man im Wetter bekanntermaßen nicht drin, aber sicher ist, dass Mono & Nikitaman auch bei strömendem Regen für Sommerfeeling sorgen. Den beiden strahlt die gute Laune einfach taghell aus dem Gesäß. Nicht umsonst sind sie eine der bekanntesten Dancehall-Kapellen des Landes und zugleich eine der gefeiertsten Festivalacts der Republik. Musikalisch begeistert vor allem das perfekte Ineinandergreifen der beiden Stimmen. Monos fast süßliche Pop-Stimme und Nikitamans an Dendemann gemahnende Reibeisen-Röhre. Zusammen ergibt das eine herrlich geschmeidige Mischung, die auf einem sauberen elektronischen Soundbett auch jede Menge Wucht hat.

FREITAG – Steinbühne – 20.15-21.45 Mighty Oaks; 22.30-24.00 Mono & Nikitaman – Waldbühne – 19.30-20.15 Neufundland; 21.45-22.30 The Prosecution; 24.00-1.00 Orange

SAMSTAG – Steinbühne – 15.30-16.30 LOT; 17.30-19.00 Jamaram; 20.00-21.30 Django 3000; 22.30-24.00 Culcha Candela – Waldbühne – 14.30-15.30 Donikkl; 16.30-17.30 Filistine; 19.00-20.00 Heischneida; 21.30-22.30 Montreal; 24.00-01.15 Toksi

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