Pappenheimer Stadtrat ringt mit einem Erbe

14.12.2017, 11:40 Uhr
Pappenheimer Stadtrat ringt mit einem Erbe

© Jan Stephan

„Ich verstehe es jetzt ehrlich gesagt nicht ganz“, stellte Verwaltungsleiter Stephan Eberle in der jüngsten Sitzung des Pappenheimer Stadtrats fest. „Wollen Sie das Erbe dann zurückgeben?“, fragte er in Richtung der Stadträte, die für einen Abriss des Hauses plädiert hatten. Und das waren nicht so wenige und vor allem durchaus einflussreiche.

Etwa Karl Satzinger, Fraktionsvorsitzender der Bürgerliste: „Das Haus ist tot, warum sollte man einen Toten zum Leben erwecken?“ Der frühere Fraktionsvorsitzende der CSU, Friedrich Obernöder, hatte eine ähnlich klare Meinung: „Wenn wir dort etwas schaffen wolle, dann müssen wir es wegreißen. Ein Umbau mit teuer bezahlten Arbeitskräften wäre einfach zu teuer.“

Stadträtin ist empört

Das erboste SPD-Stadträtin Pia Brunnenmeier: „Das ist eine testamentarische Verfügung, das war der Frau wichtig, da können wir doch nicht einfach sagen, das reißen wir weg, das ist uns Wurst. Wir müssen erfüllen, was uns auferlegt worden ist. Das Testament verlangt, dass das Haus nicht verkauft wird, sondern „nach Möglichkeit Stall und Scheune, soweit die hinterlassenen Ersparnisse und die Erträge reichen, für Wohnzwecke vermietet werden“.

Genau das wollte nun Pappenheims Bürgermeister Uwe Sinn (SPD) prüfen lassen, weil der Moment in doppelter Hinsicht günstig erschien. Zum einen gebe es in Pappenheim dringenden Bedarf für günstige Sozialwohnungen, zum anderen gewähre der Freistaat derzeit Förderprogramme mit bis zu 90-prozentigen Fördersätzen, wenn mittels Sanierungen neuer Wohnraum geschaffen wird. Ein Architekt sollte von der Stadt beauftragt werden, sich von dem Gebäude einen Eindruck zu verschaffen, und mögliche Förderungen zu eruieren.

Das allerdings rief den Protest gleich mehrerer Stadträte hervor. Neben Satzinger und Obernöder wandten sich auch CSU-Fraktionsvorsitzender Florian Gallus und Freie-Wähler-Frakionschef Walter Otters gegen den Vorschlag. Ihnen ging es vor allem darum, keine weitere Baustelle aufzumachen, solange so viele andere nicht abgearbeitet seien. „Da sind gerade in Bieswang Sachen dabei, da tun wir seit zehn Jahren rum und kommen nicht vorwärts. Das schaue ich mir nicht länger an, ich habe lange genug meinen Hals dafür hingehalten.“ Gallus verwies unter anderem auf die geplante Bieswanger Spange, die Dorf-erneuerung oder das betreute Wohnen im Schulhaus. Neun Jahre lang habe die Stadt nichts unternommen in Sachen Pfister-Anwesen, da könne es jetzt auch nicht so dringend sein.

Die Verpflichtung steht

„Hier geht es nicht um das Haus, hier geht es darum, dass man in Bieswang keinen sozialen Wohnungsbau will“, konterte Sinn die Vorwürfe. Das wiesen Gallus und der Bieswanger Freie-Wähler-Stadtrat Friedrich Hö-nig zurück. Am Ende einigte man sich darauf, zunächst keinen externen Experten das Haus begutachten zu lassen, sondern den Bauauschuss vorzuschicken. „Da sind g’standene Leute drin, die sehen auch, wenn was hie ist“, stellte Karl Satzinger fest. Verwaltungsleiter Eberle zeigte sich wenig begeistert: „Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was das bringen soll. Das Haus ist seit zehn Jahren nicht bewohnt, ich kann mir schon vorstellen, was da rauskommt.“ Sollte der Bauausschuss der Meinung sein, dass eine Sanierung des Gebäudes zu kostspielig wäre, ändere das auch nichts an der testamentarischen Verpflichtung der Stadt.

Keine Kommentare