Pappenheimer Theatergruppe feierte auf der Burg

21.7.2014, 10:53 Uhr
Vor historischer Kulisse führte die Theatergruppe das Stück auf.

© Jan Stephan Vor historischer Kulisse führte die Theatergruppe das Stück auf.

Luftig, leichtes Sommertheater. Genau das Richtige für einen Sommerabend, der heiß begann und kühl endete. Einziger Wehrmutstropfen. Das Pappenheimher Burgtheater ist die Ausnahme und nicht die Regel. Die Aufführung der Pappenheimer Theatergruppe verhielt sich umgekehrt zum Sommertheater. Sie begann ein bisschen kühl, kam dann auf Betriebstemperatur und an eine Abkühlung war bald nicht mehr zu denken. Bis kurz vor 23 Uhr spielten sich die Beteiligten unter dem Bergfried der Pappenheimer Burg einen Wolf.

Dafür gab es am Ende verdienten und lang anhaltenden Applaus. Schon wegen der Materialschlacht, die sich die Pappenheimer zu ihrem 20. Jubiläum gegönnt hatten. Drei echte Pferde, ein Kutsche, ein Galgen, mindestens drei Bühnenebenen, reichlich Platzpatronen-Geknalle und vor allem insgesamt fast 50 Beteiligte wirkten an der Premiere mit. Wobei: genaugenommen war das keine Premiere, denn „Das Wirtshaus im Spessart“ war eines der ersten Stücke, mit dem die Theaterfreunde der Altmühlstadt vor 20 Jahren an die Öffentlichkeit gingen. 750 Mark kosteten die Rechte an dem Stück damals.

Die dürften sich nach der erfolgreichen Premiere nun halbwegs eingespielt haben. Am ges-trigen Sonntagabend führten die Pappenheimer das Stück ein zweites Mal auf. Auch hier rechnete man im Vorfeld mit rund 300 Zuschauer. Bedauerlich ist, dass das Burgtheater wohl eine Ausnahme bleiben wird, denn die Kulisse ist schlicht großartig. Allerdings ging Regiseuring Anette Pappler auch sehr sorgsam mit dem Ambiente um. Man verzichtete komplett auf ein Bühnenbild und spannte lieber die eindrucksvolle Kulisse für sich ein. Geschickt fand die Handlung mal auf dem natürlichen Bühnenpodest, mal eine Ebene höher, auf dem Weg hinauf in die Burg, mal eine Ebene tiefer neben den Zuschauern statt. Diese verschiedenen Dimensionen griffen reibungslos ineinander.

Publikumslieblinge am Rande

Die Schauspieler auf der Bühne brachten die Vorlage, die das Stück lieferte, souverän ins Ziel. Die Theaterbearbeitung der Novelle von Wihelm Hauff ist eine heiter vor sich hin kalauernde Verwechslungs-Komödie, die den Schauspielern eine Menge Rückenwind gibt. So gilt auch für Pappenheim, was für den Rest der Republik gilt: Männer in Frauenklamotten und mit Fistelstimmen sind ein Lacher an sich. Da das Verwirrspiel um die Comtesse Sandau, den Räuberhauptmann, zwei Handwerksburschen und den Grafen von Sandau, aber auch jenseits dieses Klischees Witz und Esprit versprühte, fühlte man sich davon aber nie gelangweilt.

Bei einer Laienschauspielgruppe steht immer ganz viel Begeisterung auf der Bühne, aber nicht immer gleich viel Können. Und so spielten sich bei einer insgesamt guten Gesamtleistung einige nach vorne. In den flächendeckend stark besetzten Hauptrollen machten sowohl Barbara Mührl (Comtesse) und Verena Wenzel (Felicitas) als auch Fabian Schober (Felix) und Tim Schober (Frank) eine sehr überzeugende Figur. Dem Grafen Sandau (Friedrich Edel) ging derweil sein Text nicht gar so flüssig von den Lippen, was er allerdings mit recht majestätischer Ausstrahlung kompensieren konnte.

Sehr viel aus sehr wenig machte derweil Hilde Görtz, die als zeternde und zaudernde Wirtin mit schwäbschem Zungenschlag zum Publikumsliebling am Rande des Stückes wurde. Wobei sie sich diesen Titel möglicherweise mit Hans-Peter Lang (Affenheini) und Hartmut Heinlein (Schwartenmagen) teilen muss. Die beiden traurigen Räuber stolperten derart sympathisch durch das Stück, dass sie das Publikum bald liebgewonnen hatte und ihnen von Herzen das Happy End gönnt, das das Stück am Ende großzügig an alle Beteiligten bringt.

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